Schon von weiten leuchten die goldenen Zwiebeltürme und weisen den Weg zu diesem außergewöhnlichen Bauwerk. Das künstlerische Konzept für das Gebäude wurde von dem österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser erschaffen. Das Kinderzentrum bietet Platz für ca. 60 Kindergarten- und 40 Hortkinder.
Betrachtet man das Kinderzentrum in Heddernheim, versteht man sofort, warum der Künstler sich als Gegner der „geraden Linie“ verstanden hat. Geschwungene Mauern, bunte Säulen und eine individuelle Gestaltung, in der kein Bauelement dem anderen gleicht, kennzeichnen den Stil von Hundertwasser. Im Innenraum der Kita befinden sich Mosaike an den Wänden und führen das bunte und farbenfrohe Konzept weiter fort. Dies und die Einbeziehung der Natur in die Architektur war eines der Hauptanliegen des Künstlers. So konnte auch hier in Heddernheim die Vision einer hügeligen bewaldeten Dachlandschaft im Hundertwasserstil umgesetzt werden.
Geschichte
Während Hundertwasser für den künstlerischen Entwurf des Gebäudes zuständig war, erfolgte die Planung durch den Architekten Peter Pelikan und das Hochbauamt Frankfurt. Der Bau der Kindertagesstätte erfolgte am Rande des damals neu geplanten Büro- und Wohnquartier Mertonviertel, das auf den Flächen der Frankfurter Stadtteile Heddernheim und Niederursel entstehen sollte. Bis 1982 war auf dem Gelände, wo die Kita errichtet wurde, das mehrere Quadratkilometer große Werk der Vereinigte Deutsche Metallwerke VDM angesiedelt.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 20. Dezember 1988, die Eröffnung fand am 22. Juni 1995 statt. Auch Friedensreich Hundertwasser war bei der Eröffnung anwesend.
Das Bauprojekt wurde jedoch von einigen Schwierigkeiten überschattet. Man entdeckte, dass der Boden unter der Kindertagesstätte sowie die gesamte Umgebung mit teils hochgradig giftigen Kohlenwasserstoffen und Schwermetallen belastet war. Das Gelände musste mehrere Meter tief ausgebaggert werden, und die verseuchte Erde wurde ausgetauscht. Ein Abriss des Gebäudes konnte somit glücklicherweise abgewendet werden.
Nach Abschluss der langwierigen Bodensanierung, kam es dann zum nächsten Hindernis: Als Schöpfer des Projekts sah Hundertwasser sein Konzept einer hügelig-verwaldeten Dachlandschaft nicht ausreichend umgesetzt und drohte der Stadt Frankfurt mit einer Klage wegen Verletzung seines Urheberrechts. Dementsprechend wurde noch einmal zusätzlich Erde aufgetragen und mehrere Bäume gepflanzt. Hundertwasser stiftete außerdem eine Lithografie des Kindergartens; der Verkauf von den Kopien ermöglichte die Vergoldung der beiden zuvor zinkfarbenen Zwiebeltürme.
Friedensreich Hundertwasser
Der österreichische Künstler wurde am 15. Dezember 1928 in Wien geboren und verstarb am 19. Februar 2000. Vorrangig war er als Maler tätig, aber auch in den Bereichen Architektur und Umweltschutz hat er einige Spuren hinterlassen. Seine Werke, insbesondere in der Architektur, zeichnen sich durch eine sehr fantasievolle und individuelle Baugestaltung aus. Der originelle Stil des Künstlers zeigt sich beispielsweise in den bunten geschwungenen Säulen, Zwiebeltürmchen und verspielten uneinheitlichen Bauelementen. Gerade Linien und Ecken sind nicht erwünscht. Sein spezielles Anliegen war eine natur- und menschengerechtere Architektur. So bezog er die Natur auch stets in seine Entwürfe mit ein. Dies zeigt sich beispielsweise in der Dachbewaldung, die bei vielen seiner Objekten umgesetzt wurde.
Das wohl bekannteste Gebäude ist das Hundertwasserhaus in Wien in der Löwengasse. Die meisten Hundertwasser-Bauten befinden sich in Österreich und Deutschland, aber auch in der Schweiz und außerhalb von Europa in Japan, USA und Israel sind die Bauwerke Hundertwassers international beachtete Sehenswürdigkeiten.
Zuletzt lebte Hundertwasser von 1973 bis zu seinem Tod 2000 in Neuseeland (Kawakawa), wo auch sein letztes Bauwerk zu finden ist: Die Hundertwassertoilette ist ein öffentliches Toilettenhäuschen in dem typischen Stil mit geschwungenen Linien, unregelmäßigen Keramikfliesen, kleinen Skulpturen und einem in die Architektur einbezogenen Baum und – mit einiger Sicherheit – die meistfotografierte Toilette Neuseelands.
In Hessen gibt es neben der Kindertagesstätte in Frankfurt-Heddernheim noch die sogenannte “Waldspirale“ in Darmstadt und die Wohnanlage „In den Wiesen“ in Bad Soden am Taunus. Auch hier findet sich wieder die Kombination aus individuellen Wohnbereichen mit begrünten Terrassen oder Dachgärten.
Weitere Quelle: Wikipedia
Text und Fotos: Karola Neder
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