Die Online-Plattform urbane-gaerten.de sorgt für eine bundesweite Vernetzung der Gemeinschaftsgärten. Ins Leben gerufen wurde diese schöne Idee von der gemeinnützigen Einrichtung „anstiftung“. Sie ermöglicht allen Interessierten den Austausch mit Gleichgesinnten. Neben einer bundesweiten Auflistung von urbanen Gemeinschaftsgärten bietet die Seite Praxiswissen und Beratung sowie einen Veranstaltungskalender.
Nicht zuletzt durch Klimawandel und belastete Lebensmittel ist im Laufe der letzten Jahre bei vielen Stadtbewohner*innen der Wunsch laut geworden, ihren Speiseplan mit selbst angebauten gesunden Nahrungsmitteln zu bereichern. In sogenannten „Urbanen Gärten“ bietet sich die Möglichkeit, Erholung, Selbstversorgung und soziales Miteinander zu vereinen. Zusätzlich stehen solche gemeinschaftlichen Stadtgartenprojekte für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und einen bewußteren Umgang mit unseren Lebensmitteln. Die „grünen“ Experimentierräume sind häufig in sich geschlossene Ökosysteme und entstehen meistens nach den Prinzipien der Permakultur.
Permakultur
Permakultur kann als eine ökologische Philosophie verstanden werden. Das Prinzip beruht unter anderem auf dem Verzicht von Kunstdünger und Pestiziden, dem naturnahen Bewirtschaften der Flächen, Anlegen von Mischkulturen und somit eine nachhaltige, dauerhafte Nutzbarkeit der Böden. Der Umgang mit den natürlichen Ressourcen erfolgt dabei mit Bedacht und schont die Umwelt. Auch die Einsparung von Transportkosten und Treibhausgasen trägt zur Klimafreundlichkeit bei. All dies kommt der Förderung und dem Erhalt der Artenvielfalt zugute und somit nicht zuletzt dem Menschen selbst.
Permakultur will mit der Natur arbeiten – und nicht gegen sie.
Drei Grundsätze sind maßgeblich bei der Permakultur:
Earth Care – Fürsorge für die Erde
People Care – Fürsorge für den Menschen
Fair Share – Gerechtes Teilen von überschüssigen Ressourcen
Bei einer Bewirtschaftungsform mit Permakultur sollen die Erträge – bei minimalem Arbeitsaufwand – langfristig in ausreichender Höhe sichergestellt sein. Das Wohl von Mensch, Tier und Pflanze wird berücksichtigt. Nach diesem ganzheitlichen Denken entstehen naturnahe Kreisläufe, die nicht nur ökologische Zusammenhänge berücksichtigen, sondern auch das soziale Miteinander in den Vordergrund stellen. Permakultur-Projekte funktionieren nach ethischem Denken und sind bedacht auf die Begrenzung von Konsum und Wachstum und das Teilen von Überschüssen.
Entstehungsgeschichte
Permakultur wurde in den 1970er Jahren in Australien entwickelt. Bill Mollison und David Holmgren suchten nach einer Möglichkeit, Landwirtschaft im Einklang mit der Natur zu gestalten und entwarfen das Konzept einer dauerhaften und nachhaltigen Anbauweise ohne Bodenbearbeitung, ohne synthetischen Dünger, ohne Unkrautbekämpfung und ohne Abhängigkeit von Chemikalien. Natürlich gewachsene Ökosysteme dienten der Permakultur dabei als Vorbild.
Im Stadtraum Frankfurt sind inzwischen viele Wildblumenwiesen entstanden. Die blühenden Oasen befinden sich auf freien Flächen inmitten der Stadt – sogar an Straßenrändern und auf Verkehrsinseln haben sie ihren Platz erobert. Die Wiesen sind nicht nur ein bunter Blickfang, der die Menschen erfreut, sondern sie fördern auch die Artenvielfalt und bieten Lebensraum für Insekten und Vögel.
Unter dem Motto „Wiesen, Stauden, Schmetterlinge. Mehr Artenvielfalt in die Stadt!“ hat das Grünflächenamt Frankfurt zahlreiche Wiesen für Insekten angelegt. Stadtparks, Grünanlagen und sogar Straßenränder und Verkehrsinseln bieten Raum für blühende Bepflanzungen und leisten einen wertvollen Beitrag zum Insektenschutz und zur Verbesserung der Stadtnatur.
Einfach wachsen lassen?
So einfach ist es nicht. Im Gegenteil – eine Wildwiese benötigt viel Aufmerksamkeit und Pflege. Die Pflegemaßnahmen geschehen mit Bedacht und sogenannter extensiver Pflege. Das bedeutet: Die Wiese darf sich weitgehend natürlich entwickeln und der Mensch greift nur wenig in den Naturhaushalt ein. Auch die Häufigkeit des Mähens (Mahd) und die Schnitthöhe haben einen entscheidenden Einfluss auf den Natur- und Artenschutz.
Werden Wiesen und Säume an Wegböschungen und Gehölzrändern nur zweimal im Jahr gemäht, bieten sie Zuflucht und Nahrung auch für bodenbrütende Vögel, Raupen, Bienen und Hummeln.
Die Wildwiesen in Frankfurt werden vom Grünflächenamt nur ein- oder zweimal im Jahr gemäht. Die verblühten Pflanzen werden mehrere Wochen stehengelassen. Hintergrund dieser Maßnahme: Die Samen können ausreifen und Insektenlarven an den Stängeln können sich weiterentwickeln, bis die Larven geschlüpft sind. Möglicherweise brüten auch Vögel am Boden. Dann wird mit der Mahd gewartet, bis die Brutzeit vorüber ist. Verringert man die Häufigkeit der Mahd um die Hälfte, verdoppelt sich bereits die Artenvielfalt. Gemäht wird etwa zehn Zentimeter über dem Boden, um die Tierwelt und empfindliche, niedrigwüchsige Pflanzenarten zu schonen. Zudem werden genügend hochwüchsige Pflanzen stehengelassen, damit sich diese wieder regenerieren können.
Seit 2018 kennzeichnet das Grünflächenamt die ökologisch wertvollen Wiesenflächen mit einem signalgelbem Schild – der „Hummel-Pin“. Die Hummel gilt als Botschafterin für ein grünes, artenreiches Frankfurt.
Die Stadt Frankfurt war eine von fünf Pilotkommunen in dem bundesweiten Förderprogramm für vielfältiges artenreiches Stadtgrün und erhielt 2018 sogar eine Auszeichnung mit dem Label „StadtGrün naturnah“. Mit dem Label wird das Engagement von Städten und Gemeinden für ein ökologisches Grünflächenmanagement honoriert.
Seit dem Jahr 2000 setzt sich der BUND Frankfurt für die Umwandlung von Rasenflächen in naturnahe Wiesen und deren Neuanlage ein. Mit dem Blumenwiesenprojekt beteiligt sich der Kreisverband in mehreren Stadtteilen in Frankfurt an Aussaat- und Pflanzaktionen. Beim Anlegen der Wiesen kommt ausschließlich Saatgut heimischer Wildblumen und -gräser zum Einsatz.
Die Pflanzgruppe „Der Riederwald blüht auf“ hat im April 2020 eine Aussaataktion gestartet. Zwei Wildblumenwiesen wurden auf dem Johanna-Tesch-Platz und an der Lasallestraße angelegt. Die Riederwälder Pflanzgruppe wird durch den BUND Kreisverband Frankfurt unterstützt.
Eine besonders schöne Stadtnische befindet sich auf dem S-Bahnhof in Rödelheim. Zusammen mit dem Quartiersmanagement Rödelheim-West und dem BUND Frankfurt ist durch bürgerschaftliches Engagement im Sommer 2013 ein grünes Biotop entstanden. Inmitten von Beton wachsen bei der Unterführung, die zu den Bahnsteigen führt, Stauden und Wildblumen. Da die größtenteils einheimischen Pflanzen viele Insektenarten anziehen, leistet das Projekt auch einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Eine weitere Bereicherung ist die bunte Graffiti-Kunst auf den Betonmauern.
In der Nähe des Friedhofs Westhausen in Rödelheim befindet sich der neue VHS-Garten. Offizielle Eröffnung des Gartens war im September 2021. Im darauffolgenden Jahr ist der „Garten als Unterrichtsort“ als Pilotprojekt gestartet und wird als „grünes Klassenzimmer“ genutzt.
Seit dem Frühjahr 2022 widmet sich das Programm der VHS in diversen Kursen und Workshops dem Thema „naturnahes Gärtnern in Frankfurt“. Spannende und lehrreiche Themen bereichern das Kursangebot, wie beispielsweise das Anlegen eines Wildkräuter- oder Staudenbeetes, Bau eines Insektenhotels, Gestaltung eines Hügelbeetes, Nachhaltigkeit, Permakultur, naturnahe Gartengestaltung oder Pflanzenschutz.
Mit der Volkshochschule (VHS) durch das Gartenjahr – Bildung unter Bäumen
Unter dem Motto „Ab nach draußen“ legt das neue VHS-Programm den Fokus auf das Lernen im Freien – Kurse, die direkt vor Ort in freier Natur stattfinden, außerhalb der klassischen Unterrichtsräume. Ostpark, Stadtwald, Höchster Stadtpark oder die VHS-Dachterrasse sind die Lernorte im Freien. Auch der VHS-Garten ist Teil des neuen Konzepts. Treffpunkt für die Kurse im Garten ist die U-Bahnstation Stephan-Heise-Straße (Linie U7).
VHS-Garten Siedlung Westhausen (Rödelheim) 60488 Frankfurt am Main Kontakt: Susanne Boelke-Werner E-Mail: susanne.boelke-werner.vhs@stadt-frankfurt.de
Die „Offene Gartenpforte“ ist eine Bewegung, die ursprünglich aus England stammt. An bestimmten Tagen im Jahr gewähren die teilnehmenden Gartenbesitzer*innen allen interessierten Besucher*innen Einblick in ihre privaten Gärten. Oftmals führt diese schöne Idee zu einem regen Erfahrungsaustausch und zu neuen Kontakten. Die Aktionen finden in der Regel an einem Wochenende statt.
Regionaler biologischer Gemüse- und Obstanbau und soziales Miteinander in den Quartieren – diese Idee steckt hinter den sogenannten PermaKulturInseln. Auf möglichst vielen ungenutzten, städtischen Grünflächen in Frankfurt sollen essbare Inseln für die Bewohner*innen der jeweiligen Viertel entstehen. Diese grünen Oasen bieten allen Interessierten die Möglichkeit, sich in der Natur zu erholen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, gemeinsam zu säen, zu pflanzen und zu ernten – gewissermaßen ein „Naherholungsgebiet vor der Haustür“, so heißt es auf der Webseite des Ernährungsrat Frankfurt. Gemeinschaftlich mit den GemüseheldInnen Frankfurt wurden die „Essbaren Inseln“ ins Leben gerufen.
Die PermaKulturInseln sind in jeweils eigenständigen Arbeitskreisen organisiert. Bislang gibt es in Frankfurt die folgenden PermaKulturInseln:
Nicht nur der Erhalt der Pflanzen- und Artenvielfalt und die Eigenversorgung mit regionalen Nahrungsmitteln können Gründe für das Stadtgärtnern sein. Auch für Kinder ist es schön und lehrreich, zu sehen, wie eine Pflanze wächst und wie viele Arbeitsschritte erforderlich sind, bis ein Lebensmittel letztendlich auf den Tisch kommt. Die Wertschätzung steigt, wenn man sieht wie arbeits- und zeitintensiv der Anbau von Lebensmitteln ist. Und neben dem spielerischen Umgang mit dem Thema, erfüllt es die kleinen Gärtner*innen mit Freude und Stolz, das selbst produzierte Obst und Gemüse schließlich zu ernten.
Immer mehr Frankfurter Schulen engagieren sich für das Thema „Urban Gardening“ und haben in den letzten Jahren Schulgärten angelegt. Hier können Schüler und Schülerinnen direkt vor Ort mit anpacken und dabei viele interessante Dinge lernen – sozusagen „Unterricht zum Anfassen“.
Heinrich-Seliger-Schule Grundschule der Stadt Frankfurt am Main Mierendorffstr. 8 60320 Frankfurt am Main Telefon: 069 212-35332 E-Mail: post@heinrich-seliger-schule.de
IGS-Eschersheim Integrierte Gesamtschule mit Grundschule der Stadt Frankfurt am Main Zehnmorgenstraße 20 60433 Frankfurt am Main Telefon: 069 212-38751 E-Mail: igs-eschersheim@stadt-frankfurt.de
Seit Sommer 2014 erfreut das kleine Urban-Gardening-Projekt auf dem Johanna-Tesch-Platz die Anwohner*innen im Riederwald. In mehreren recycelten Hochbeeten wächst eine bunte Bepflanzung mit Blumen, Kräutern und Gemüse. Das Frankfurter Grünflächenamt stellte die Pflanzkübel zur Verfügung. Begleitet und unterstützt wird das Gartenprojekt vom Quartiersmanagement Riederwald im Rahmen des „Frankfurter Programms – Aktive Nachbarschaft“. Alle interessierten Stadtteilbewohner*innen sind zum Mitmachen und Mitgärtnern eingeladen.
Unter der Regie der Pflanzgruppe Riederwald sind inzwischen auch einige Wildblumenwiesen im Stadtteil entstanden. Die Pflanzaktion wurde vom BUND und dem Grünflächenamt mit Rat und Tat unterstützt. Auch in anderen Stadtteilen hat der BUND-Frankfurt Aussaat- und Pflanzaktionen initiiert.
Riederwälder Garten Johanna-Tesch-Platz Am Erlenbruch 116-118 60386 Frankfurt am Main Kontakt: Nachbarschaftsbüro Sebastian Wolf Telefon: 069 41074857 Mobil: 0176 19210507 E-Mail: riederwald@frankfurt-sozialestadt.de
2019 wurde der Schulgarten Frankfurt Ost neu angelegt. Auf der Fläche des ehemaligen Hauptschulgartens im Frankfurter Ostpark können Schüler*innen seither unter fachlicher Anleitung Gemüse anbauen und ernten. Das Projekt wird vom „Ernährungsrat Frankfurt“ betreut. Als aktive Gruppe vermittelt der Arbeitskreis Ernährungsbildung Wissen rund um Lebensmittel und Ernährung. Insbesondere Kitas, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen profitieren von dem Bildungsprojekt „Externer Schulgarten“. Laut BNE-Netzwerk (Bildung für Nachhaltige Entwicklung) gilt der Schulgarten als „Nachhaltiger Lernort Frankfurt“.
Der Ernährungsrat Frankfurt tritt für den Konsum saisonaler, regionaler und ökologisch erzeugter Lebensmittel in Frankfurt ein. Wir unterstützen die Stadt und helfen Schulen, Kitas, Mensen und viele mehr dabei, sozial und ökologisch fairere Lebensmittel zu beziehen. Durch einen externen Schulgarten und verschiedenste Arbeitskreise fördern wir die Ernährungsbildung in und um Frankfurt.
Der Neue Frankfurter Garten gilt als eines der ältesten Urban-Gardening-Projekte der Stadt. Ursprünglich 2013 ins Leben gerufen, hat der Gemeinschaftsgarten inzwischen einen neuen Betreiber. Die Nachfolge hat der gemeinnützige Verein Bienen-Baum-Gut e.V. angetreten. Der Verein fördert die Entstehung und den Erhalt natürlicher Lebensräume für Bienen. Projekte für Bienenschutz und nachhaltiges Gärtnern stehen im Mittelpunkt der Initiative.
Bienenbaum-Wipfelpfad
Das Projekt „Ein Bienenbaum-Wipfelpfad im Herzen Frankfurts“ hat sogar den UN-Preis für biologische Vielfalt erhalten. In 4 bis 6 Meter Höhe über dem Erdboden erhalten die Besucher*innen Einsichten in die spannende Welt der Bienen. Der Lehrpfad kann bei gutem Wetter vom März bis August besucht werden (Sa – So 14:00 – 16:00 Uhr und nach Absprache 0178 6378827). Bienen-Baum-Gut versteht sich als ein Erlebnis- und Bildungsort. Dementsprechend werden auch Workshops und Führungen für Kita- und Schulgruppen angeboten.
Wer Lust am Gärtnern oder an Bienenhaltung hat, kann sich an dem Projekt beteiligen. Unter anderem können Bienen-Patenschaften übernommen werden.
Durch nachbarschaftliches Engagement ist im Frühjahr 2013 das Bahnhofsgärtchen in Griesheim entstanden. Unter der tatkräftigen Mitwirkung der Einwohner*innen verwandelte sich die zuvor verwilderte und zugemüllte Fläche am Stellwerk des S-Bahnhofs in eine kleine grüne Oase. Initiiert wurde das Projekt vom Quartiersmanagement Griesheim im Frankfurter Programm „Aktive Nachbarschaft“. Die grüne Insel lädt seither zum Verweilen, zum Austausch und zum Mitgärtnern ein. Gemüse, Obst und Blumen wachsen in den Hochbeeten und Kübeln und werden gemeinschaftlich gepflegt.