Abraham van Hamels Zuckerbäckerhaus

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Frankfurts Neue Altstadt hat viele Glanzstücke, aber das prächtigste ist das Haus Goldene Waage. Erbaut wurde es Anfang des 17. Jahrhunderts vom „Handelsmann“ Abraham van Hamel. Am 2.10.2023 erzählt er während eines von KULTUROTHEK Frankfurtladen organisierten Spaziergangs über sein Leben als Bauherr und zugewanderter Frankfurter Bürger.

Der Zuckerbäcker, Gewürz- und Textilfarbenhändler Abraham van Hamel stammte aus den historischen spanischen Niederlanden, der Region Wallonien im heutigen Belgien und kam wie zuvor schon sein Vater und Bruder als reformierter Glaubensflüchtling nach Frankfurt. Nach seiner von den Zünften zunächst boykottierten Einbürgerung in die Freie Reichsstadt Frankfurt konnte er den Gebäudekomplex im Jahr 1605 kaufen und nach seinen Vorstellungen umgestalten. Vor allem ersetzte er das alte Vorderhaus durch einen prachtvollen Neubau. Das Haus zur Goldenen Waage gilt als das schönste Haus in der Neuen Altstadt. Es liegt direkt vor dem Hauptportal des Doms und ist ein echter Augenschmaus. Im Kern war es eines der zahllosen mittelalterlichen Fachwerkhäuser, die beim Luftangriff am 22. März 1944 unwiederbringlich zerstört wurden.

Das gesamte Bauvorhaben stieß sowohl im Stadtrat als auch bei den alteingesessenen Frankfurter Kaufmanns- und Patrizierfamilien auf heftigen Widerstand. Denn in Frankfurt war das öffentliche Herzeigen des eigenen Reichtums geradezu verpönt, besonders auch noch von einem Zuwanderer. Hamel schreckte dies aber nicht davon ab, seine Interessen nötigenfalls auch auf dem Klageweg durchzusetzen. Der Dauerstreit um den Bau der Goldenen Waage wurde so in den städtischen Archiven akribisch dokumentiert.

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Zwar versprach Hamel, alle Bauvorschriften einzuhalten, schaffte es aber dennoch, die eigentlich nicht erlaubten Überhänge bauen zu lassen. Hamel war im Grunde ein frühneuzeitlicher Bodenspekulant. Denn für seinen geplanten vierstöckigen Neubau (ein Erdgeschoss mit drei Obergeschossen) argumentierte er mit den hohen Grundstückspreisen in dieser zentralen Lage. Um den Raum optimal nutzen zu können, müsse er in die Höhe gehen. Hamel verlor diesen Prozess und konnte nur dreistöckig bauen. Für die termingerechten Bauarbeiten und Einhaltung des Bauplans, damit das Haus zur Herbstmesse 1618 eingeweiht werden konnte, zahlte er gerne eine hohe Geldbuße. Denn die Lage rund um den Markt galt als Haupteinkaufsstraße und ist mit der heutigen Zeil vergleichbar. Wegen weiterer Bauverzögerungen und Rechtsstreite, die die detaillierte Renaissancefassade und die schmiedeeisernen Zierelemente betrafen, wurde das Gebäude 1619 endlich fertiggestellt. Abraham van Hamel lebte nur noch vier Jahre in seinem Zuckerbäckerhaus, er verstarb 1623.

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Der wechselhaften jahrhundertelangen Geschichte zum Trotz überdauerte das Gebäude bis zu den alliierten Bombenangriffen 1944. Die Überreste des Hauses hätten einen Wiederaufbau möglich gemacht, wurden aber 1950 beseitigt. Die Arkaden blieben in Privatbesitz erhalten. Bis zum Bau der U-Bahn-Station Dom/Römer war das Grundstück Brachland. Die Rekonstruktion zentraler Teile der ehemaligen Altstadt beinhaltete auch die Wiedererrichtung der Goldenen Waage. In den 2014 begonnenen Neubau integrierte man den archäologischen Garten. 2017 waren die Fachwerkfassade und Teile des Inneren fertiggestellt. 2019 war das Gebäude auch innen restauriert und ist seitdem für Besucher*innen im Rahmen von Führungen öffentlich zugänglich. In bester Zuckerbäckertradition befindet sich im Erdgeschoss ein Café.

Die Kulturothek Frankfurt veranstaltet regelmäßig Kostümführungen, in denen der historische Abraham van Hameln für eine Stunde zum Leben erweckt wird und …


Kostümführung

Der Zuckerbäcker Abraham van Hamel und die Goldene Waage

Lauschen Sie Abraham van Hameln, dem Bauherren der Goldenen Waage, und erfahren Sie Geschichten aus seinem Leben, von seiner Einwanderung, von der Schwierigkeit, ein Frankfurter zu werden, von seinem Metier als Zuckerbäcker und Gewürzhändler, von seinem Hausbau und von vielem mehr. Ein Gang durch die Altstadt mit dem Blick auf das Frankfurt des beginnenden 17. Jahrhunderts. Und hinterher gibt’s etwas Süßes auf die Hand!

KULTUROTHEK Frankfurtladen

Wann:

Uhrzeit:
15:00 – 16:00 Uhr
Dauer: 1 Stunde

Treffpunkt:
Stoltzebrunnen auf dem Hühnermarkt

Teilnehmerbeitrag:
15 €
inkl. Süßigkeiten

Informationen zur Barrierefreiheit:
barrierefrei

Buchung:
Im Frankfurtladen oder online
Bei Onlinebuchung werden keine Tickets versandt. Bitte nennen bei Beginn der Veranstaltung dem Referenten vor Ort einfach Ihren Namen und Ihre
Bestellnummer.

Kontakt:
KULTUROTHEK Frankfurtladen
Markt 32
60311 Frankfurt

Tel.: 069 281010
Fax: 069 281070
E-Mail: info@kulturothek.de

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