Zwischen Einsamkeit und dem Alleinleben besteht eine ambivalente Beziehung. Denn auf der einen Seite ist es möglich, einsam zu sein, obwohl man von Menschen umgeben ist. Allerdings kann man auch allein leben und glücklich sein. Egal wie – was ist, wenn man eigentlich gar nicht allein sein will?
Einsamkeit kann schrecklich sein, aber in der Adventszeit und besonders an Weihnachten lastet sie besonders schwer auf dem Herzen. Während die Mehrheit bereits voller Vorfreude auf das Fest im Kreise ihrer Liebsten blickt, empfinden viele alleinlebende Menschen Schrecken angesichts der bevorstehenden Feiertage. Die Einsamkeit gehört zu den großen sozialen Herausforderungen unserer Zeit. Sie steigert das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Depressionen und weitere körperliche sowie psychische Erkrankungen. Laut einer Studie des Robert Koch Instituts empfinden rund 8,3 Prozent der über 50 Jährigen in Deutschland 2020/2021 regelmäßig Einsamkeit. Naheliegend scheint, dass sich das Gefühl insbesondere in der Winter- und Weihnachtszeit – in welcher Bekannte, Nachbarn und Familienangehörige auf Reisen sind – für Alleinstehende intensivieren könnte.
So stellt sich dann die Frage: Was genau ist Einsamkeit? Wie entsteht das Gefühl und handelt es sich auch um ein gesellschaftliches oder gar ein medizinisches Problem? Professorin Riedel-Heller vom Universitätsklinikum Leipzig beschäftigt sich in ihrer Forschung zusammen mit Kolleg*innen mit der Einsamkeit und hatte einen wesentlichen Anteil an dem Editorial „Einsamkeit: Ein Begriff für viele Wirklichkeiten“ im Bundesgesundheitsblatt vom September 2024. So ist dort zu lesen: „Die Einsamkeit wurde in der älteren Literatur eher mit einem gewollten Rückzug aus der Welt, wie dem des verschlossenen Einsiedlers, gleichgesetzt. Auch bei Nietzsche, der die Einsamkeit kannte und beschrieb, ist sie zugleich ein Ort der Loslösung von der Welt und ein Ort des Zu-sich-Findens.“ Heutzutage wird Selbstfindung mit Einsamkeit assoziiert: Viele Menschen versuchen, dem Stress der modernen Zivilisation zu entkommen, indem sie an abgelegenen Orten wandern oder Sabbaticals nutzen. Doch Einsamkeit wird zunehmend zur zivilisatorischen Krankheit. Sie kann sich von einer Form des (erzwungenen) Rückzugs zur Befindlichkeitsstörung und schließlich zum Gesundheitsrisiko wandeln.
In Frankfurt am Main gibt es besonders in der Dezemberzeit viele Angebote, Alternativen und Möglichkeiten mit anderen in Kontakt zu treten. Die folgenden Beispiele sollen Ideen während der Advents- und Weihnachtszeit geben, um das Gefühl der Einsamkeit einzudämmen.
Was kann man gegen Einsamkeit tun?

Der erste Schritt könnte sein, Einsamkeit zu thematisieren, um so der Tabuisierung zu entgegnen. Besonders zur besinnlichen Zeit besteht oft Gelegenheit, sich nach seinen Mitmenschen zu erkundigen und ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In Kontakt kommt man zum Beispiel, indem man den anderen fragt, was er oder sie für die Feiertage geplant hat. So lassen sich vielleicht Spaziergänge vereinbaren oder ein gemeinsames Kaffeetrinken. Schafft man es, die eigene Einsamkeit ein wenig zu lindern, lastet sie danach vielleicht nicht mehr ganz so auf dem Herzen.
Wer zwischenmenschlichen Kontakt nicht unbedingt in nachbarschaftlicher Nähe sucht, der findet in der Großstadt eine Vielzahl an Begegnungsstätten:
Weihnachtsmärkte

In Frankfurt werden zahlreiche Weihnachtsmärkte veranstaltet, auf denen es immer etwas Neues zu entdecken gibt. Wer jede Woche einen Adventsmarkt besucht, lernt Frankfurt von einer gesellschaftlichen Seite kennen und kommt ganz natürlich mit anderen Menschen in Kontakt.
Eröffnet wird der Frankfurter Weihnachtsmarkt am 24. November und er endet am 22. Dezember. Er umfasst mehrere zentrale Plätze wie den Römerberg, den Paulsplatz und die Hauptwache. Er ist täglich von 10:00 bis 21:00 Uhr geöffnet und sonntags ab 11:00 Uhr. An den Ständen wird eine Vielzahl von handwerklichen Kunstwerken, Bekleidung und allerlei Köstlichkeiten zum Verkauf angeboten. Ein wärmendes Getränk kann eine gute Möglichkeit sein, mit Standverkäufer*innen oder Personen am Stand in das Gespräch zu kommen und den Abend in angenehmer Gesellschaft ausklingen zu lassen.
Das Frankfurter Weihnachtsboot

Auch dieses Jahr legt das Weihnachtsboot der Freilicht-Bar Mainterrasse auf Höhe des Eisernen Stegs wieder an. Vom 6. November bis zum 30. Dezember genießt man hier Glühwein und Hot Apérol mit Blick auf die Skyline.
Die Öffnungszeiten sind:
Montag bis Freitag 16:00 bis 23:00 Uhr
Samstag 14:00 bis 23:00 Uhr
Sonntag 14:00 bis 21:00 Uhr
Weihnachtsmarkt im Massif central (Bethmannhof)
Ab dem 1. November wird der Bethmannhof zu einem urbanen Innenhofmarkt mit französischem Flair. Der Markt bietet mit Wein, Käse und Musik eine reizvolle Alternative zum großen Trubel. Hier kann man im kleinen Kreis Leute treffen.
Dies ist von Dienstag bis Freitag zwischen 16:00 und 22:00 Uhr und am Samstag von 14:00 bis 22:00 Uhr möglich.
Rosa Weihnacht
Vom 25. November bis zum 22. Dezember erstrahlt der Stoltze-Platz in der Nähe der Hauptwache in Pink: bunt, offen und mit einer queeren Weihnachtsstimmung. Besonders stolz sind die Aussteller*innen hier auf den Winzer-Glühwein und die legendäre Feuerzangenbowle. Ein geschätzter Ort zum Zusammentreffen, der Feierlichkeit und Diversität zusammenbringt.
Von Montag bis Sonntag ist dieser jeweils zwischen 10:00 und 21:00 Uhr geöffnet.
Sachsenhäuser Weihnachtsmarkt
Obwohl die Stände im kleinen, feinen Märchendorf im Wald fast an zwei Händen abzuzählen sind, bieten sie dennoch alles, was einen gemütlichen Weihnachtsbummel mit Naturflair ausmacht. Auf dem Sachsenhäuser Weihnachtsmarkt direkt am Goetheturm sind mit Dulce-Waffeln, duftendem Glühwein und Äppler kulinarische Genüsse garantiert, und für die Kleinen gibt es kindgerechte Unterhaltung.
Vom 24. November bis zum 22. Dezember ist der Weihnachtsmarkt unter der Woche von 16:00 bis 21:00 Uhr und am Wochenende von 13:00 bis 22:00 Uhr geöffnet.

Spaziergänge
Bewegung an der frischen Luft ist bekanntlich gesund. Traut man sich aber nicht alleine, so können Betroffene in Frankfurt an organisierten Spaziergängen teilnehmen. Über die App Meet5 lassen sich Events finden, die Menschen ab dem mittleren Alter die Möglichkeit bieten, Kontakte zu knüpfen. Sie erlaubt sowohl die Teilnahme an bestehenden Events als auch das Organisieren eigener Veranstaltungen. Zielgruppe der App sind Menschen im mittleren Lebensalter, die beruflich und privat etabliert sind.
Bei lokalen Initiativen gegen Einsamkeit wie „Wir Weihnachten“ hat man nach der Registrierung die Möglichkeit, eine gemeinsame Aktion ins Leben zu rufen.
Stadtteiltreffs und andere Begegnungstätten
Soziale Einrichtungen wie der Frankfurter Verband, die Caritas oder Familienzentren haben ein großes Angebot an Programmen und Räumlichkeiten für Begegnung, Austausch und Unterstützung in diversen Lebenssituationen. In den meisten Fällen kann man ohne Anmeldung einfach hingehen und teilnehmen. Manchmal ist eine telefonische Voranmeldung nötig. In einem Artikel der Seniorenagentur Frankfurt findet sich eine Liste verschiedener Angebote von möglichen Anlaufstellen.
Kulturelle Höhepunkte
Frankfurt bietet dem Interessierten mit etwa 60 Museen eine vielfältige Museumslandschaft. Ein Museumsbesuch zur Weihnachtszeit schafft für gute Ablenkung und kann inspirierende Wirkungen haben. Eine gute Übersicht über die Museen am Frankfurter Museumsufer findet sich auf der Seite der Stadt Frankfurt. Zudem existieren in der Innenstadt viele Galerien, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen sind und passende Veranstaltungen anbieten. Eine detaillierte Übersicht ist im KulturPortal Frankfurt verfügbar.



Adventsliedersingen

Die Frankfurter Kirchen bieten in der Vorweihnachtszeit zahlreiche Veranstaltungen an, wie etwa gemeinsames Singen, Kaffeetafeln und Ähnliches. In den meisten Kirchen arbeiten Seelsorger, die ein offenes Ohr für Geplagte haben. Ein solches Gespräch kann durchaus Wunder bewirken. In Frankfurt existieren etwa 180 christliche Gotteshäuser, die oft bequem zu Fuß erreicht werden können. Zusätzlich gibt es noch eine kleinere Anzahl nichtchristlicher Gemeinden. So finden sich in der Nähe der meisten Wohnorte sakrale Einrichtungen. Im Artikel der Seniorenagentur Frankfurt sind einige Beispiele zu finden.
Insbesondere in der Vorweihnachtszeit bietet das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern eine gute Gelegenheit, der Seele eine Auszeit zu gönnen. Zudem trägt das Singen von Liedern zur Stärkung des Gemeinschaftszusammenhalts bei. Etwa an diesen Stellen:
In der Liebfrauenkirche
Ab dem 29. November 2025 findet jeden Samstag um 19:30 Uhr in der Liebfrauenkirche am Liebfrauenberg ein Adventssingen statt. Hier hat man die Möglichkeit, zusammen mit anderen Menschen 30 Minuten lang bekannte Weihnachtslieder zu singen. Der Eintritt ist frei und jeder ist eingeladen. Auf der Homepage der Kirche ist eine Liste der Termine für das Adventsliedersingen zu finden.
Auf dem Frankfurter Römer
Am Sonntag, dem 07.12.2025, um 17:00 Uhr wird auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt am Römer ein Adventssingen abgehalten. Der bekannte Chor Cantus Wirena wird in diesem Jahr vor der stimmungsvollen Kulisse des Frankfurter Römers auftreten. Das Mitsingen ist willkommen und wird jedes Jahr mit Freude angenommen. Selbstverständlich ist die Veranstaltung kostenlos.
In vielen Frankfurter Kirchen werden in der Adventszeit weitere Aktivitäten angeboten. Viele Kirchengemeinden veranstalten gerade zur Adventzeit besondere gemeinsame Aktivitäten, bei welchen Kontakte geknüpft oder ein Austausch stattfinden kann, sodass dem Gefühl der Einsamkeit entgegengesteuert werden kann.
Beitragsbild: agnesliinnea / pixabay




