Das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft beruht darauf, dass landwirtschaftliche Erzeugung direkt von einer Gruppe von Verbraucher*innen im Voraus finanziert wird. Letztere erhalten im Verhältnis ihrer Eigenbeiträge Ernteerträge. In dieser Solidargemeinschaft werden nicht nur die Ernteanteile, sondern auch die Verantwortung und das Risiko eventueller Ernteausfälle miteinander geteilt.
Ernährungssouveränität und solidarisches Miteinander zwischen Erzeuger und Verbraucher sind Grundsätze des Konzepts “Solidarische Landwirtschaft” (SoLaWi). Voraussetzung für die Beteiligung und den Bezug der Lebensmittel ist die Mitgliedschaft in einer der sogenannten SoLaWi-Gemeinschaften.
SoLaWi ist die Abkürzung für Solidarische Landwirtschaft (englisch: CSA – community supported agriculture) und bedeutet, dass sich eine Gruppe von Menschen mit Lebensmittelerzeuger*innen zusammentun und beispielsweise Gemüse gemeinschaftlich produzieren – und sich sowohl Kosten und Risiko, als auch die Ernte solidarisch teilen.
Arbeitsgemeinschaft SoLaWi Genossenschaften
Eine Idee entsteht
Historisch hat die gemeinschaftliche Erzeugung von Lebensmitteln in Deutschland eine weit zurückreichende Tradition. Schon im Mittelalter gab es die Allmende der Dorfgemeinschaften. Damit bezeichnete man damals Nutzflächen, die von der Gemeinschaft bewirtschaftet wurden und im Eigentum der Allgemeinheit standen.
Jahrhunderte lang war es Praxis, dass ein bestimmter Hof eine Gemeinschaft mit Lebensmitteln versorgte. Die Abnahme der Produkte durch Konsument*innen stellte die dauerhafte Existenz des Hofes sicher. Diese Wirtschaftsgemeinschaft löste sich in Folge der Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa immer weiter auf. Landflucht war die Folge. Die Menschen suchten in den Fabriken der Städte nach Arbeit. Auch zahlreiche Landwirt*innen wanderten in die Städte, da Höfe mangels Abnehmer*innen in den ländlichen Regionen aufgegeben werden mussten.
Seit Mitte der 1970er kam es zu einer Renaissance: Unabhängig voneinander entwickelten ökologisch verantwortlich handelnde Menschen in Japan, Europa, Lateinamerika und den USA wieder die Idee von einer gemeinsam getragenen Landwirtschaft.
In Deutschland wurde 1988 der Buschberghof als erster SoLaWi-Betrieb gegründet. Insbesondere in den letzten Jahren hat dieses Konzept einen Gründungsboom erfahren. Zurzeit wirtschaften laut Netzwerk Solidarische Landwirtschaft deutschlandweit über 200 Betriebe nach den SoLaWi-Prinzipien.
So funktioniert es
Ein Kreis von interessierten Menschen verbindet sich langfristig mit einem Hof – sie bilden die SoLaWi-Gemeinschaft. Die jährlichen Kosten des Hofes werden von den Mitgliedern der SoLaWi gemeinsam vorfinanziert. Der Betrieb hat somit finanzielle Planungssicherheit, erspart sich die Aufnahme von Krediten und hat kein Risiko hinsichtlich der Vermarktung.
Zum Teil profitieren die Betriebe durch kostenfreie Mitarbeit der Mitglieder; dadurch kann auf Arbeitsspitzen flexibel reagiert werden. Die Einbindung der Verbraucher*innen lehrt diesen ein fundamentales Verständnis von Landwirtschaft und Warenkunde. Zusätzlich erfahren alle Freude beim respektvollen Umgang mit Mensch und Natur. Willkommen sind aktive Mitglieder, die sich engagieren.
Entsprechend eines vereinbarten Jahres- bzw. Monatsbeitrages erhalten alle SoLaWi-Mitglieder frisches Obst und Gemüse, in Einzelfällen auch Milch- und Fleischprodukte sowie weiterverarbeitete Produkte, z.B. durch Käserei oder Bäckerei. Die produzierten Lebensmittel stammen aus der Region und können – meist in Form eines wöchentlichen Ernteanteils – regelmäßig bezogen werden. Hinzu kommt die Gewissheit, dass die Erzeuger*innen mit dem Boden, dem Wasser, den Pflanzen und Tieren verantwortungsvoll umgehen.
Transparent, fair und ökologisch
Die SoLaWi-Gemeinschaft entscheidet, was produziert wird und welche fairen Löhne gezahlt werden. Der Verbraucher lernt eine neue Art der Wertschätzung für landwirtschaftliche Produkte – man kennt den Acker auf dem die Möhren gewachsen sind und weiß wie die Tiere auf dem Hof leben. Das Sich-Auseinandersetzen mit der Natur, mit der Erde und mit dem Anbau der Nahrungsmittel schaffen neue Erfahrungen.
Zudem wirtschaften die meisten SoLaWis ökologisch, viele sind sogar bio-zertifiziert. Durch den Verzicht auf Einwegverpackungen wird außerdem Verpackungsmüll vermieden. Die hochwertigen Lebensmittel kommen direkt vom Hof und die Abhängigkeit von überregionalen Versorgern wird verringert. Transportwege verkürzen sich somit, und der Verbraucher erhält frisches, regionales Obst und Gemüse. Im Rhein-Main-Gebiet gibt es inzwischen mehrere SoLaWi-Initiativen. Zentrale Dachorganisation in Deutschland ist das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V.
SoLaWi-Vielfalt
Die Organisation, Rechtsform und Arbeitsweise der einzelnen SoLaWis ist individuell geregelt, allen gemeinsam ist jedoch ein soziales, ökologisches und gemeinschaftsgetragenes Wirken und Denken.
Links zum Thema:
Netzwerk für Solidarische Landwirtschaft e.V: www.solidarische-landwirtschaft.de
YouTube-Video: Was ist Solidarische Landwirtschaft?
Kostenfreies Handbuch zu Aufbau und Führung einer SoLaWi: www.wirgarten.com
SoLaWis in Frankfurt
Solidarische Landwirtschaft Frankfurt am Main e.V.
c/o Doris Spohr
Am Traubengarten 6
60435 Frankfurt am Main
E-Mail: info@solawi-ffm.de
Die Kooperative eG
Im Bärengarten 5
60599 Frankfurt am Main
Telefon: 069 96866229
E-Mail: info@diekooperative.de
SoLaWi maingrün
Im Bärengarten 1
60599 Frankfurt am Main
Telefon: 0157 53671202
E-Mail: solawi-maingruen@gmx.de
Kontaktformular
SoLaWi Luisenhof
Inh. Luise und Daniel Henze
Luisenhof 1
61138 Niederdorfelden
E-Mail: solawi.luisenhof@yahoo.com
Quellen: solawi-genossenschaften.net, Ernte-teilen.org, SoLawi Frankfurt am Main, SoLawi Luisenhof, SoLawi maingrün, Die Kooperative eG, Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V., Solidarische Landwirtschaft – Gegenentwurf zum anonymen Konsum (Deutschlandfunk), Solidarische Landwirtschaft – eine soziale Innovation? (Universität Frankfurt am Main, Gesellschaftswissenschaften Soziologie), Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Wikipedia, Buschberghof, WirGarten e.V.
Text: Karola Neder
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