Gemeinhin versteht man unter Mystik und mystischem Erleben eine „besondere Form der Religiosität, besondere Hingabe und Versenkung“, deren es ist, danach zu streben, sich mit dem Übersinnlichen, Göttlichen zu vereinigen. Mittels der Praktiken Gebet, Läuterung, Askese und Meditation möchte man sich von der sinnlichen und intellektuellen Welt entfernen und in die Seele versenken.
Mystische Elemente und Praktiken findet man in allen Kulturkreisen und Religionen, weshalb es letztlich weder eine eindeutige Definition des Phänomens Mystik noch eine allgemeingültige Begriffsbestimmung gibt. Sprachlich leitet sich Mystik vom griechisch-lateinischen Adjektiv mysticus (verborgen, geheimnisvoll) ab.
In den monotheistischen Religionen, wie dem Judentum, Islam und Christentum wird Mystik als Glaubens- beziehungsweise Gotteserfahrung bestimmt, die sich auf die göttliche Wirklichkeit bezieht. Mystische Erfahrung in der christlichen Mystik ereignet sich stets mit dem personalen Gott.
Im Wesentlichen geht es darum, mittels persönlicher Gotteserfahrung zumindest die größtmögliche Nähe zur göttlichen oder absoluten Wirklichkeit anzustreben. Diese wird als Mysterium oder unio mystica (mystische Vereinigung mit Gott) bezeichnet. Der alexandrinische Philosoph Origenes aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. nennt diese unmittelbare Gotteserfahrung Gottesschau. Es gab drei Wege, dorthin zu gelangen:
- Mystische Vereinigung mit dem mystischen Leib Gottes in den drei christlichen Sakramenten Taufe (in der Osternacht), Firmung und Eucharistie.
- Kontemplatives Versenken in die Auslegung der Bibel (mystischer Schriftsinn) als bewusste Suche nach der unmittelbaren Gottesnähe (Gegenwart Gottes).
- Spirituelle Erfahrung (Mystische Theologie des Dionysius Aeropagita, um 500 n. Chr.), die vor allem in den Klöstern als spirituelle Praxis geübt wurde.
Spiritualität und Schönheit
Im 20. Jahrhundert diskutierten katholische Theologen erneut die spät- und nachmittelalterliche Auslegungsgeschichte des sogenannten Desiderium naturale, der Beziehung zwischen dem Natürlichen und Übernatürlichen. Man ging davon aus, dass jeder gläubige Mensch ein natürliches Verlangen nach der Gottesschau habe. Strittig war, wie Gottesschau möglich wäre. Könnte diese unvermittelt, quasi als spontaner Akt und göttliches Geschenk erfolgen oder welche Medien und Fähigkeiten brauchen Menschen dafür? Eingebettet war diese Debatte in die in der christlichen Theologie unstrittigen drei Wege, mittels derer man sich dem personalen Gott nähern kann:
- theoretisch, mittels Bibelexegese (Auslesen der Texte) und Kontemplation zur Erkenntnis Gottes zu gelangen (das Wahre)
- praktisch, durch Gebet, Arbeit und das Befolgen der christlichen Gebote ein gottgefälliges Leben zu führen (das Gute)
- ästhetisch, mittels spiritueller Praxis, sowie der Anschauung von Kunst- und Naturschönem Gottesschau zu erfahren (das Schöne)
Bis zur Zeit der Reformation war dies gültige Lehre des Christentums. Gottesschau sollte mittels sinnlichen Erlebens unterstützt, beziehungsweise intensiviert werden. Die katholische Kirche bediente sich der ästhetischen und spirituellen Mittel, die der jeweils gültigen spätantiken und mittelalterlichen Lehre angemessen erschien. Unmittelbare Gotteserfahrung ist deshalb möglich, weil das vollkommene Göttliche, als höchste Schönheit, Geistig-Göttliches absteigend in die intelligible Welt hervorgehen lässt. Aus dieser wiederum geht die unvollkommene sinnlich-materielle Welt hervor. Damit die Seele an der Gottesschau teilhaben kann, muss sie wieder aus der Sinnlichkeit über intelligible Erkenntnis zur Tugend des Geistig-Göttlichen aufsteigen.
Kunst in Form von Architektur, bildender Kunst oder Musik nahm eine Sonderstellung ein. Einerseits verwies sie auf das Göttliche und war sinnlich-intelligibler Abglanz der vollkommenen Schönheit. Andererseits war Kunst das Medium, in dem die negativ behaftete Materie beherrscht werden und Schönheit mittels der Idee geschaffen werden konnte. Malerei und Bildhauerei wurden deshalb auf derselben Stufe angesiedelt wie das zweckgerichtete Handwerk.

Beschreibung: Klara von Assisi, Gründerin des Klarissenordens
Stets sollte so eine absolute Wirklichkeit metaphorisch versinnbildlicht werden, um bei Betrachter*innen intensive Emotionen auszulösen. Damit hoffte man, diese zum tugendhaften Leben läutern zu können. Denn Sinnlichkeit war im Grunde mit Sünden behaftet, dennoch musste deren Verbindung zum Göttlichen erklärt werden.
Man tat dies, indem man die Dinge der sinnlichen Welt als Abbilder des Urbildes, der unsichtbaren göttlichen Wahrheit, bezeichnete. Materie verdunkelte die Reinheit des göttlichen Lichts, weshalb in kirchlichen Räumen Reliquien und die Gegenstände für die Eucharistie auch in separaten Räumen aufbewahrt wurden. Bilder in Kirchen waren zweckorientierte Dekoration oder visuelle Darstellung der biblischen Geschichte für Ungebildete.
Im späten Mittelalter wandelte sich das Kunstverständnis und man betrachtete allegorische Darstellungen von Schönheit als Hervorhebung der göttlichen Schönheit. Das Schöne entspricht nun dem Wahren und Guten. Schönheit, die den sinnlichen Dingen anhaftet, wird nicht mehr stark negativ bewertet; weshalb kontemplative Kunstbetrachtung Teilhabe an der übersinnlichen Welt eröffnet und die unsichtbare göttliche Schönheit veranschaulicht. Kunst hat somit auch eine didaktische Funktion, denn Kunstwerke erzählen und erklären die göttliche Weltordnung und stellen vorbildliche, tugendhafte Menschen dar.
Die Kunstauffassung wandelt sich vom technischen Handwerk hin zum Kunstschönen, in dem sowohl rationale als auch emotional-mystische Elemente betont werden. Damit einhergehend änderten sich auch die dargestellten Inhalte in Kunstwerken. Statt des strengen Gottvaters wollte man jetzt Bilder über die Vereinigung der liebenden Seele mit dem göttlichen Licht sehen.
Die Schönheit des irdischen Lichtes mutiert zum Abbild des überirdischen Lichtes und die Metapher des Lichtes wird zum wichtigsten ästhetischen Mittel. In Gold, Edelsteinen, Alabaster, Bergkristall und strahlenden Farben in kirchlichen Farbverglasungen zeigt sich die leuchtende göttliche Schönheit.
Ruhe und Einfachheit galten als wichtige Elemente der aufkommenden Liebesmystik, in der auch die Gottesmutter eine mystische Erhöhung erfuhr. Das Ineinander von Schönheit und Licht wurde als Weg und Näherung der Seele zu Gott verstanden. Eine Interpretation von Mystik, die bis heute in der franziskanischen Emotionalität aktuell ist.
Allmählich begannen sich im Kunstbild verschiedene Kunstauffassungen zu vermischen. Das antike Schönheitsideal der Klarheit, Ausgewogenheit und Ordnung bildete weiterhin die Basis, mit der sich das christliche Kunstideal verband. Indem die Materie nicht mehr als rein negativ bewertet wurde, sondern deren Schönheit als zweckgerichtet anerkannt wurde, konnte das Naturschöne Zugang in die Kunst finden. Infolgedessen fanden zunehmend wirklichkeitsgetreue Bilder Anerkennung, da auch im Abbild der Natur das Göttliche selbst aufscheinen würde. Kunsterfahrung wurde zunehmend zum Vehikel für mystische Erfahrung, in der nun auch Natur und Schöpfung ihren Platz hatten. Pantheistische Strömungen begannen populär zu werden. Dennoch blieben Natur- und Kunsterfahrung der mystischen Erfahrung unterstellt und waren in der Gottesschau nur Mittel zum Zweck.
Im frühneuzeitlichen Verständnis der Renaissance begriff man Mystik als vollendete Vergegenwärtigung des Göttlichen. Liebesmystik wurde als wechselseitige Beziehung zwischen Gott und dem Menschen verstanden. Texte von Tiefgläubigen, die ihre mystischen Erfahrungen verfassten, beschrieben diese als Liebesbeziehung in überschwänglicher Bildsprache.

Man sprach von Vermählung mit Gott, die Menschheit sei die Braut von Gottes Sohn, die Schöpfung sei das Geschenk Gottes an das Brautpaar (Menschheit und Gottes Sohn). Die Menschwerdung Gottes sei das Zeichen vollkommener Liebe, so beschreibt es der Karmeliter Johannes vom Kreuz.
Die Auslesung von Bibeltexten war immer auch die Suche nach dem inneren mystischen Sinn der Heiligen Schrift selbst. Man betrachtete die Bibel selbst als verhüllten göttlichen Geist in der buchstäblichen Verschriftung, der sich mittels Versenkung in Bibeltexte offenbarte. Allein Kontemplation ermöglicht die Verwandlung der körperlichen Buchstaben in den inneren Sinn der Schrift und den unverhüllten göttlichen Geist.
Christliche Mystiker*innen
- Pseudo-Dionysius Areopagita (namentlich nicht bekannter christlicher Autor des frühen 6. Jahrhunderts)
- Bernhard von Clairvaux (1090 – 1153)
- Hildegard von Bingen (1098 – 1179)
- Franziskus von Assisi (1181 – 1226)
- Klara von Assisi (1193 – 1253)
- Meister Eckhart (1260 – 1328)
- Heinrich Seuse (1295 – 1366)
- Johannes Tauler (um 1300 – 1361)
- Ignatius von Loyola (1491 – 1556)
- Teresa von Avila (1515 – 1582)
- Johannes vom Kreuz (1542 – 1591)
- Jakob Böhme (1575 – 1624)
- Teilhard de Chardin (1881– 1955)
Dagegen war mystische Gottesschau im aufkommenden Protestantismus kein legitimer Weg der Gotteserkenntnis. Für Martin Luther war dies wahrscheinlich religiöse Schwärmerei. Strenggenommen galten nur die sprachliche Formen Bibelauslegung und Kirchenmusik als genehme Weisen der Gotteserkenntnis. Dennoch integrierten innerprotestantische Strömungen wie der Pietismus mystische Elemente in ihre Glaubenspraxis. Die Lebenswelt der Frühneuzeit war durch die Religionskriege wie den Dreißigjährigen Krieg, geprägt, die zutiefst zerrissene Gesellschaften zur Folge hatten. Innerhalb des Protestantismus stritten sich Lutheraner und Calvinisten um die reine christliche Lehre, weshalb der Pietismus protestantischen Gläubigen eine emotionale Alternative bot.
Kirchenmusik Als musikalische Mystik
Im Katholizismus integrierte sinnliche Elemente, wie bildende Kunst, Musik oder die vielfältige Wirkung des Weihrauchs sollten die Gottesschau unterstützen. Vieles davon erschien den protestantischen Christen aber innerlich leer und ausgehöhlt. Einzig die auf den Wortsinn der Bibel ausgerichteten Medien waren erwünscht. Dazu zählten die Bibeltext-Auslesung und wortbezogene Musik. Diese Musikform findet man in allen drei monotheistischen Schriftreligionen, denn im Christentum, Islam und Judentum gehört das melodische Rezitieren der Bibel und des Korans zum jeweiligen Gottesdienst dazu. Musik und Sprache ergänzen sich, bilden aber keine komplette Einheit. In der katholischen Kirche ist der gregorianische Gesang immer noch das Ideal wortbezogener Musik. Im Protestantismus übernimmt dies der Choral. Kirchenmusik war aber der Wortinterpretation untergeordnet. Klangmalerei oder Melodiebewegung hatten keinen eigenständigen Wert, sondern dienten dem Wahrheitsgehalt des göttlichen Wortes. Kirchenmusik wirkte, weil sie die biblische Geschichte kommunikativ unterstützte.
Sogenannte musikalische Transzendenzerfahrung, wie man sie in allen Religionen kennt, fußt auf Bewusstseins- und Sprachprozessen, die immer geistig vermittelt sind. Nach protestantischem Verständnis fehlt rhythmisch orientierten Klängen, die im Schamanismus zu Trance und Ekstase führen, die kommunikative Verbindung zwischen Glaubenden und Gott. Somit fehlt auch die spirituelle Dimension als Medium möglicher Gottesschau.

Beschreibung: Tanzende Derwische, islamische Mystik
Obwohl man im Alten Testament Aufzeichnungen über Propheten findet, die durch rhythmische Musik in Ekstase gerieten, wäre das von Mönchen (Derwische) des islamischen Sufi-Orden praktizierte Tanzen zu Trommelklängen keine akzeptierte Weise christlich spiritueller Gottesschau. Heute wird leibbezogene religiöse Musik im christlichen Gottesdienst in Form von Gospel Music und Gospelchören allgemein akzeptiert. Gerade Chöre erzeugen durch das gemeinsame Singen jenes besondere Gemeinschaftsgefühl, das in kirchlichen Gemeinden große Bedeutung hat. Sowohl chorales als auch gottesdienstliches Singen sind dem Musikwissenschaftler Dr. Peter Bubmann zufolge ein „kommunikativer Gemeinschaftsakt der betenden Gemeinde. In ihrer gemeinsamen musikalischen Ausrichtung auf Gott bauen sich die Gemeindeglieder gleichzeitig gegenseitig auf.“ Kirchenmusik hat somit einen klar umrissenen Erziehungsauftrag, der aber im Mittelalter geschickt verschleiert wurde. Chöre und Kleriker übernahmen einen Großteil der lateinischen Gesänge. Mit der Reformation begann man volkssprachliche Gemeindechoräle zu komponieren, wodurch der kommunikative und soziale Kern der Kirchenmusik wieder zutage trat.
Alle Religionen verbindet, dass Musik als Medium angesehen wurde, mittels dem man Verbindung zum Göttlichen finden konnte. Abendländischen Vorstellungen zufolge war Musik weltlicher Ausdruck der kosmisch-göttlichen Harmonie. Die Idee der Sphärenmusik reicht von Pythagoras über Cicero zu Nikolaus von Kues, Nikolaus Kopernikus oder Johannes Kepler. Von Menschen geschaffene musikalische Strukturen spiegeln die Ordnung der göttlichen Schöpfung wieder. Die Musik Johann Sebastian Bachs galt dafür als beispielhaft.
Ein wesentlicher Aspekt von Musik im Christenturm ist, dass diese als Ausdruck des schöpferischen menschlichen Geistes angesehen wurde. „Musik lotet den menschlichen Freiheitsspielraum aus.“, so sagt es Dr. Peter Bubmann. Der spirituelle Charakter christlicher Musik ist deshalb nicht jenseitig, sondern zutiefst menschlich. Freiheit des musikalischen Ausdrucks wird auf das diesseitige Wirken des Heiligen Geistes zurückgeführt. Musikalische Spiritualität im Christentum ist untrennbar mit der Lehre vom Heiligen Geist verbunden. Darin zeigt sich die Vielfalt „der Erfahrung Gottes in der Lebenswirklichkeit der Glaubenden“, so Peter Bubmann. Musik ist eine Weise dieser Erfahrung Gottes. Der Grund, weshalb man im Christenturm auf dem Vorrang wortbezogener Kirchenmusik beharrt, liegt darin, dass der Heilige Geist immer ein sprechender Geist ist.
Die Verkündigung der christlichen Wahrheit wird durch Musik vertieft und gestärkt. Musik ist die Dienerin des verkündeten Wortes innerhalt der Glaubensgemeinschaft.
Peter Bubmann: Von Mystik bis Ekstase – religiöse Dimensionen der Musik, S.9.
Dem Credo des Heiligen Geistes folgt die evangelisch-lutherische St. Katharinengemeinde in Frankfurt am Main, indem man zwischen dem Reformationstag und dem Beginn der Adventszeit unter der Leitung des Stadtkirchenpfarrers Dr. Olaf Lewerenz eine Veranstaltungsreihe ausrichtet, die sich mit den Themen dieser Zeit im Kirchenjahr auseinandersetzt. Im Jahr 2023 lautete das Motto: Wenn der Tod zum Tanz aufspielt. Auseinandersetzungen mit Endlichkeitsvorstellungen in Theologie und Kunst. Im Jahr 2024 gestaltete man in der Stadtkirchenarbeit die Veranstaltungsreihe Mystik und Widerstand. Die einzelnen Veranstaltungen sollen dazu ermutigen, sich auf Reichtum und Kraft mystischer Texte und Musik einzulassen und diese als Potential für das eigene konkrete Handeln zu begreifen.
Mystik und Widerstand – Quelle und Kraft
Besucher*innen der Frankfurter Katharinenkirche spüren unmittelbar, dass die Atmosphäre der Kirche sie dazu einlädt, in ihrem Alltag innezuhalten. Im Kirchengebäude wird es augenscheinlich, dass christliche Mystik eine konkrete Praxis persönlicher, diesseitiger spiritueller Vereinigung mit Gott ist und sich im Inneren eines Menschen ereignet. Widerstand als aktives Handeln, richtet sich dagegen auf herrschende Gewalt oder Ungerechtigkeit in der Welt. Im Christentum, aber auch in anderen Religionen, gibt es Beispiele, dass und wie Menschen mystische Glaubenserfahrungen und gesellschafspolitisches Engagement miteinander verbunden haben.

Beschreibung: Hildegard von Bingen, Hochrelief am Straßburger Münster


Beschreibung: Gotteslob, evangelisches Gesangbuch

Beschreibung: Nonne, die den Fuß Christi berührt

Beschreibung: Priesterin, die das Abendland feiert


Beschreibung: Tanzender Sufi, islamische Mystik

Beschreibung: Tanzender Derwisch, islamische Mystik
Epistole – Musik und Texte von Hildegard von Bingen
DI 5.11.2024
Das Ensemble Ala Aurea rezitiert aus Briefen Hildegard von Bingens (1098 – 1179). Die den Briefwechseln nachspürende Musik von Ala Aurea, Ensemble für mittelalterliche Musik, eröffnet den Blick sowohl auf die Frau als auch die heute immer noch aktuelle Mystikerin. Begleitet wird das Ensemble von der Sängerin Maria Jonas, Susanne Ansorg mit Fidel und Glocken und Lucia Mense mit mittelalterlichen Block- und Traversflöten.
Orgelkonzert
SO 10.11.2024
Martin Lücker interpretiert den neunteiligen Orgelzyklus Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité von Olivier Messiaen (1908–1992). Es handelt sich um Meditationen über das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit aus dem Jahr 1969. Christoph Werkhausen liest dazu aus Texten des Komponisten. Text und Musik eröffnen Wege zum mystischen Ineinander von Theologie und Musik.
Spuren der Mystik im evangelischen Gesangbuch
Di 12.11.2024
Der Dozent für Praktische Theologie und Neues Testament an der Goethe-Universität Michael Schneider erläutert die Spuren mystischen Denkens in Kirchenliedern. Martin Lücker an der Orgel und die Sopranistin Jana Baumeister begleiten ihn dabei musikalisch. Sie präsentieren eine Auswahl geistlicher Gesänge der Barockzeit. Im Mittelpunkt werden die kleinen geistlichen Konzerte von Heinrich Schütz (1585 – 1672) stehen.
Podiumsgespräch: Glaube und Engagement
Mi 13.11.2024
Drei Personen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und kultureller Herkunft tauschen sich darüber aus, inwieweit Mystik und Widerstand zusammenpassen.
Die Wissenschaftsjournalistin Dr. Regina Oehler moderiert den Abend mit
- Gabriele Scherle (ehemalige Friedenspfarrerin und Pröpstin für Rhein-Main)
- Saba-Nur Cheema (Politologin und Publizistin)
- Julian Pannen (Fridays for Future)
In Zusammenarbeit mit der Pfarrstelle für gesellschaftliche Verantwortung
Mystik und Widerstand
Di 19.11.2024
Die evangelische Theologin Dorothee Sölle (1919 – 2003) gilt als engagierte sich zeitlebens für eine politische Theologie, gegen Atomkraft und die Befreiungstheologien in Südamerika. In ihren letzten Lebensjahren betonte sie die Rolle von Mystik als Antrieb für gesellschaftspolitisches Engagement. Ihre Texte haben damit wieder eine starke Aktualität.
Stefanie Köhler liest Sölles Texte und der Soloflötist Stefanie Köhler spiegelt diese musikalisch mit ”5 Incantations – Zaubersprüche“ von André Jolivet (1905 -1974).
Refrakto 2 – a journey into mystic dimensions
Fr 22.11. 2024
Sa 23.11.2024
Im Jahr 2020 schufen das Kopenhagener Produzentenkollektiv Den Sorte Skole und Lichtkunst-Kollektiv Vertigo schufen für die St. Katharinenkirche das Licht- und Klangprojekt Refrakto – a spiritual journey into light and sound. Organist Martin Lücker trat mit den Licht- und Klangkünstlern in einen Dialog. Bei allen, die damals dabei sein konnten, hinterließ die Performance einen tiefen Eindruck.
„Das ist, wenn ein gregorianischer Choral auf Gesänge eines Schamanen aus Kongo trifft, wenn Orgelmusik und Sufigesang sich begegnen.“
Den Sorte Skole
Die Klangkünstler wollten immer schon in einem kirchlichen Raum arbeiten. Für die Luminale 2020 konnten sie dies in der St. Katharinenkirche verwirklichen. Dort verbinden Den Sorte Skole Musik, Sound, Lichtinstallation und Laser-Mapping, um nach Spuren der Göttlichkeit in Geschichte und kirchlichem Raum zu suchen. Mittels Synästhesie von Klang und Licht möchten die Künstler, dass die Besucher*innen in einen anderen heiligen Raum entrücken können. Im Zusammenspiel mit Martin Lücker an der Orgel sampeln sie religiöse und spirituelle Musik aus verschiedenen Kulturkreisen. Die Lichtkünstler setzen diese Klänge in LED- und Laser-Mapping-Technik um.
Eine vollständige Veranstaltungsübersicht können Sie hier einsehen.
Quellen und Links
- Dorothee Sölle: Mystik und Widerstand – „Du stilles Geschrei“. Hoffmann und Campe, Hamburg 1997 ISBN 3-455-08583-0
- Peter Bubmann: Von Mystik bis Ekstase – religiöse Dimensionen der Musik, überarbeitete und gekürzte Fassung eines Vortrages bei einer Tagung der Evangelischen Akademie der Evangelischen Kirche in Baden über „Musik und Transzendenz“ am 19. Januar 1995 in Hohenwart. URL: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/129226/Bubmann_161.pdf?sequence=1&isAllowed=y
- Ulrich Lieberknecht: Gemeindelieder. Probleme und Chancen einer kirchlichen Lebensäußerung, Göttingen 1994 (Veröffentlichungen zur Liturgik, Hymnologie und theologischen Kirchenmusikforschung; 28
- Gesellschaft der Freunde christlicher Mystik. Ökumenischer Verein zur Förderung mystischer Traditionen im Christentum für den deutschsprachigen Raum. URL bhttps://www.gfcm.de/
- Gesellschaft der Freunde christlicher Mystik Rhein-Main: Seit vielen Jahren bereits trifft sich an der Kirche St. Bonifatius in Wiesbaden eine regionale Gruppe, die von Frau Dr. Dietlind Langner und Dr. Gotthard Fuchs ins Leben gerufen wurde. Langjähriger Referent war der Mystik-Kenner Dr. Gotthard Fuchs. URL https://www.gfcm.de/regionalgruppen/rhein-main/
- Joseph Schumacher: Die Mystik im Christentum und in den Religionen, Freiburg i. Br., Vorlesung im WS 2003/2004. URL http://www.theologie-heute.de/MystikvorlesungI.pdf