
Frankfurt am Main, eine Stadt voller Kontraste und Geschichte, lädt dazu ein, in ihre facettenreiche Vergangenheit einzutauchen. In Frankfurt wird Geschichte lebendig, die das Herz höher schlagen lässt. Diese Sammlung von historischen Ereignissen bietet einen einzigartigen Blick auf die Entwicklung der Stadt und zeigt, wie ihre Vergangenheit das heutige Leben prägt.
Die Alte Oper Frankfurt ist weit mehr als ein beeindruckendes Gebäude. Sie ist ein lebendiges Zeugnis der Frankfurter Geschichte, das von bürgerlichem Engagement, tragischer Zerstörung und dem unerschütterlichen Willen zur kulturellen Wiedergeburt erzählt. Im 19. Jahrhundert, einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und des wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstseins, entstand in Frankfurt der Wunsch nach einem repräsentativen Musiktheater.



Im Jahr 1869 legten engagierte Frankfurter Bürger den finanziellen Grundstein für das Gebäude, das heute als Alte Oper Frankfurt bekannt ist. Oberbürgermeister Daniel Heinrich Mumm initiierte eine Spendensammlung für ein neues Musiktheater, für die 67 wohlhabende Frankfurter spendeten. Unter den Spendenden waren sowohl alteingesessene Familien als auch Neubürger – darunter Bankiers, Kaufleute und Unternehmer.
Dem Magistrat standen damit 480.000 Gulden zur Verfügung. Im Gegenzug erhielten die Spender*innen ein Mitspracherecht bei der Planung des Gebäudes. Der Bau des Opernhauses wurde dem Architekten Richard Lucae übertragen, der daraufhin ein beeindruckendes Gebäude im Stil der Neorenaissance entwarf.
Die Bauzeit betrug mehr als sieben Jahre, in denen zahlreiche Handwerker und Künstler an der Verwirklichung des ehrgeizigen Projekts arbeiteten. Die Oper zeichnete sich durch ihre prunkvolle Fassade, elegante Innenräume und eine hervorragende Akustik aus. Die Grundfläche des Gebäudes betrug 4000 Quadratmeter und die Höhe 34 Meter.
Am 20. Oktober 1880 wurde die Oper in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. mit Mozarts „Don Giovanni“ unter der Leitung von Otto Dessoff feierlich eröffnet. Die Eröffnung war ein gesellschaftliches Ereignis von nationaler Bedeutung und unterstrich die Bedeutung Frankfurts als kulturelles Zentrum. Bis zu ihrer Zerstörung wurden zahlreiche Uraufführungen in der Oper gegeben.
In der Nacht zum 23. März 1944 wurde die Oper bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört. Ein Brand vernichtete das Innere des Gebäudes, sodass nur die ausgebrannten Mauern und Teile der Dachkonstruktion übrigblieben. Die Ruine der Oper wurde zu einem Symbol für die Schrecken des Krieges und den Verlust kulturellen Erbes.
Nach dem Krieg entbrannte eine hitzige Debatte über die Zukunft der Ruine. Während einige für den Abriss plädierten, setzte sich eine Bürgerinitiative unermüdlich für den Wiederaufbau ein. Die Bürgerinitiative „Rettet das Opernhaus“ wurde 1952 gegründet und sammelte Spenden, um die Ruine zumindest zu erhalten. Daraufhin ebbte die Diskussion über ihren Abriss in den folgenden Jahren ab.

Im Jahr 1965 schlug der damalige hessische Wirtschaftsminister Rudi Arndt vor, die kriegszerstörte Oper zu sprengen und neu aufzubauen, was kostengünstiger gewesen wäre als der Erhalt und die Restaurierung des ursprünglichen Gebäudes. Dieser Vorschlag löste Empörung aus und brachte ihm den Spitznamen „Dynamit-Rudi“ ein. Trotz der Kontroverse wurde Arndt 1972 zum Oberbürgermeister von Frankfurt gewählt. Arndts Vorschlag zur Sprengung spaltete die Meinung der Frankfurter. Die „Aktionsgemeinschaft Opernhaus“ rief zu Spenden für den Wiederaufbau auf, und die Bürger reagierten großzügig. Arndt versuchte später, seinen Vorschlag zu erklären und zu relativieren. Trotz der Kontroverse blieb Arndt als „Dynamit-Rudi“ bekannt. So veranschaulicht die Geschichte wie ein starkes bürgerliches Engagement und ein kontroverser Vorschlag letztendlich zur Wiederbelebung der Debatte um die Zukunft des Opernhauses führte.

Obwohl er zuvor für den Abriss der Ruine plädiert hatte, erteilte 1976 der Frankfurter Magistrat unter Oberbürgermeister Rudi Arndts Leitung die Genehmigung für den Wiederaufbau der Oper. Die Bauarbeiten begannen im darauffolgenden April 1977. Dabei spielte die Bürgerinitiative „Aktionsgemeinschaft Opernhaus“ eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung des Projektes. Durch verschiedene Spendenaktionen, wie Tombolas und Galakonzerte der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan, konnte der Verein bis Ende 1972 bereits 11,5 Millionen DM sammeln. Am 28. August 1981 wurde das Opernhaus unter dem Namen Alte Oper im Beisein von Bundespräsident Karl Carstens wiedereröffnet. Zur Eröffnungsfeier stand Gustav Mahlers 8. Sinfonie auf dem Programm. Ein Werk von monumentaler Dimension, das die Bedeutung dieses Ereignisses unterstrich.

Heute ist die Alte Oper ein pulsierendes Kulturzentrum, das ein breites Spektrum an Veranstaltungen bietet, von klassischen Konzerten bis hin zu modernen Aufführungen. Durch ihre Geschichte, den Hürden, die ihr nach dem Krieg gegenüberstanden, der gemeinsamen Mobilisierung der Bürger*innen ist sie ein Symbol für die Widerstandsfähigkeit der Frankfurter Bürger*innen und ihrer Liebe zur Kultur.


Die Familie Bolongaro stammte ursprünglich aus Stresa, einer malerischen Stadt am Lago Maggiore in Italien. Im 18. Jahrhundert, einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und der merkantilistischen Politik, zog es viele italienische Händler und Kaufleute in die aufstrebenden Handelszentren Europas. So auch die Bolongaros. Die Brüder Franz, Joseph und Jakob wanderten um das Jahr 1730 nach Frankfurt ein. Jakob erbte als Schwiegersohn 1745 die Tee-, Schnupftabak- und Kaffeehandlung Gebrüder Matthey.
Der reinen Tee-, Kaffee- und Schnupftabakhandlung wurde schon bald auch die Produktion von Kau-, Rauch- und Schnupftabak angegliedert. Jakob eröffnete eine Filiale in Amsterdam, Joseph leitete die Geschäfte in Frankfurt und Franz in Leipzig. So gehörte das florierende Unternehmen schon bald zu den größten seiner Art in Europa. Obwohl die Gebrüder Bolongaro dadurch zu erheblichem Reichtum kamen, scheiterten ihre Bemühungen, die Frankfurter Bürgerrechte zu erlangen, am damals protestantischen Stadtrat, der sie wegen ihrer römisch-katholischen Konfession nicht einbürgern wollte. Da kam die Idee des Mainzer Kurfürsten Emmerich Josef, in Höchst eine Neustadt zu errichten, gerade recht. So wurden die Bolongaros nach umfangreichen Verhandlungen in Höchst eingebürgert und wurden somit als Patrizier angesehen und erhielten folglich die Zollfreiheit.



Mit Abschluss der Verhandlungen mit dem Mainzer Kurfürsten im Jahre 1772 über die Verlegung des Wohn- und Finanzsitzes nach Höchst lagen bereits erste konkrete Pläne zum Bau der Palastanlage vor. Der Bau des Hauptflügels sowie der Wirtschaftsflügel und der beiden Pavillons war im Jahre 1775 weitgehend beendet. In den darauffolgenden Jahren kamen noch der Ostflügel 1777 und der Westflügel 1780, die in der ursprünglichen Planung nicht vorgesehen waren, hinzu.
Im Inneren des Palastes finden sich zahlreiche prunkvolle Räume, darunter ein Festsaal, eine Kapelle und mehrere Salons. Die Ausstattung mit Stuckaturen, Wandmalereien und Möbeln spiegelt den Reichtum und den Geschmack der Bauherren wider. Besonders sehenswert ist die Porzellan Sammlung, die einen Einblick in die höfische Tischkultur des 18. Jahrhunderts gibt.

Josef Maria Marcus Bolongaro starb am 29. Mai 1779, bevor die Fertigstellung des Bolongaropalastes in Höchst abgeschlossen war. Sein Bruder Jakob Philipp Bolongaro erbte zunächst das Vermögen, verstarb allerdings bereits im darauffolgenden Jahr 1780. Er vererbte den Besitz seinen beiden Töchtern.
Die Familie Bolongaro behielt trotz ihrer Aktivitäten in Höchst stets eine starke Verbindung zu Frankfurt und betrachtete die Stadt weiterhin als äußerst reizvollen Standort. Im Jahr 1783 änderte der Frankfurter Rat seine Haltung und verlieh den Nachfahren der Bolongaros die bürgerlichen Rechte, die ihren Vorfahren zuvor verweigert worden waren.
Nach Erbstreitigkeiten verkaufte die Familie Bolongaro 1861 den gesamten Palastkomplex an Friedrich August Sonntag, einen Gasfabrikanten aus Mainz. Sonntag nutzte das Anwesen, um eine Fabrik für Gas- und Wasserleitungen zu errichten. Trotz der industriellen Nutzung soll Sonntag den Palast aufwendig und originalgetreu renoviert haben. Allerdings wechselte das Eigentum bald erneut den Besitzer, wobei sowohl der Palast als auch der Garten unter mehreren Besitzern aufgeteilt wurden.
Die Stadt Höchst begann 1907 schrittweise, Teile des Bolongaropalastes zurückzukaufen, um die vorherige Aufteilung des Anwesens rückgängig zu machen. Bis 1909 wurde der Palast umfassend renoviert und
restauriert, um ihn als Rathaus und Verwaltungssitz zu nutzen. Auch der Garten wurde neugestaltet.
Als Höchst 1928 nach Frankfurt am Main eingemeindet wurde, behielt der Bolongaropalast seine Funktion als Verwaltungssitz bei und beherbergte bis heute wechselnde städtische Behörden. Derzeit wird das eindrucksvolle Gebäude umfassend saniert, mit dem Ziel, es nicht nur zu restaurieren, sondern auch als Kultur- und Veranstaltungszentrum neu zu beleben.
Nach der Sanierung sollen neben dem Höchster Bürgermuseum auch ein Porzellanmuseum, ein Restaurant und weitere kulturelle Einrichtungen in den Palast einziehen. Die Eröffnung ist nach neuesten Informationen für Mitte 2027 geplant. Doch schon jetzt gibt es einen besonderen Ort im Westpavillon des Palastes: Seit 1960 befindet sich dort das Standesamt Frankfurt am Main – Höchst. Die malerische Kulisse und die liebevoll gestaltete Dekoration machen diesen Ort zu einer beliebten Wahl für Paare, die sich das Ja-Wort geben.
Auch die Höchster Bürger*innen warten gespannt auf die Fertigstellung der umfassenden Renovierungsarbeiten – nicht nur am Palast, sondern auch am Bürgerhaus. Dieses wird künftig nicht nur ein Museumstrakt und einen Musiksaal umfassen, sondern auch einen Veranstaltungssaal mit rund 120 Plätzen. Zusätzlich entstehen Räumlichkeiten für Kitas, die Musikschule und die Jugendarbeit, wodurch ein modernes, barrierefreies Zentrum für die gesamte Gemeinschaft geschaffen wird.


Die Alte Oper Frankfurt und der Bolongaropalast sind zwei herausragende Beispiele für bürgerliches Engagement und kulturelle Identität. Beide Bauwerke erzählen von Vision, Widerstandsfähigkeit und der tiefen Verbundenheit der Frankfurter mit ihrer Geschichte.
Die Alte Oper, einst ein Symbol für den kulturellen Aufschwung des 19. Jahrhunderts, überstand Krieg und Zerstörung und wurde durch den Einsatz engagierter Bürger*innen zu neuem Leben erweckt. Heute steht sie nicht nur für Musik und Kunst, sondern auch für die Kraft gemeinschaftlicher Initiative.
Ähnlich prägt der Bolongaropalast die Höchster Kulturlandschaft. Vom wirtschaftlichen Erfolg der Familie Bolongaro über wechselnde Besitzverhältnisse bis hin zur aktuellen Sanierung spiegelt sich in seiner Geschichte die Entwicklung der Region wider. Die geplante Wiedereröffnung im Jahr 2027 wird das historische Erbe bewahren und zugleich neue Impulse als Kultur- und Veranstaltungszentrum setzen.
Beide Bauwerke vereinen Vergangenheit und Zukunft – als lebendige Symbole für die kulturelle Beständigkeit und den Gestaltungswillen der Frankfurter Bürger*innen.
Text und Gestalltung: Jku
Grafik: Jku
Bilder: DaN
Mitwirkende Text: MJP