
Frankfurter Bürger waren immer begütert und leisteten sich mehr als bloß den Sonntagsbraten. Mittwochs und samstags war Markttag. Dann holten sie sich an einem der Metzgerverkaufsstände auch wochentags Solwerflaasch, Rippsche, Brådworscht, Gäulsflaasch, Briehinkel, Lebberworscht oder Flaaschworscht. In den engen Hinterhöfen der verwinkelten Altstadt hatten die Metzger jahrhundertelang immer viel zu tun. Weil Fleisch schon immer das Gemüse der Frankfurter war, brachten sie es zu erheblichem Wohlstand.
Schlendert man durch die Kleinmarkthalle, fallen die Verkaufsstände der Metzger ins Auge. Sie sind das Erbe jener Metzgerhäuser, die sich seit dem Mittelalter zunächst in der Altstadt, später im gesamten Stadtgebiet angesiedelt hatten. Bis zur Zerstörung durch die Luftangriffe im Jahr 1944 war das Gelände der Kleinmarkthalle dicht bebaut und bewohnt. Der alte Stadtkern zwischen Dom und Römer war ein steinernes Labyrinth aus idyllischen Plätzen, dunklen Gassen und engen, feuchten Hinterhöfen. Offentliche Marktplätze unterteilten das Marktgelände nach den jeweils angebotenen Produkten. Diese Namen verwiesen auf die in Zünften organisierten Handwerker, die üblicherweise auch in diesen Stadtvierteln wohnten. Dies lag an den strengen mittelalterlichen Umweltschutzvorschriften, wonach jedem Handwerk, das mit Geräuschen, üblen Gerüchen, besonderen Abfällen oder Wasserverunreinigungen verbunden war, eine eigene Gasse zugewiesen bekam.
Zunftquartiere in der Frankfurter Altstadt
- Auf dem an der Südseite des Doms gelegenen Weckmarkt hatten seit dem 16. Jahrhundert die Bäcker ihre Verkaufsstände.
- Direkt daneben am Kaiserdom befand sich der Krautmarkt, die Anlaufstelle für Obst, Gemüse und Blumenzwiebeln. Der Krautmarkt ist aber nicht mit dem Steinernen Haus am Römerberg gelegenen Plätzchen zu verwechseln, das als Kräutermarkt bezeichnet wurde.
- Einer der wichtigen Märkte der Stadt war der Hühnermarkt. Dort wurden Hühner und anderes Kleingeflügel gehandelt.
- Bis ins 18. Jahrhundert fanden die Frucht- und Getreidemärkte Frankfurts auf dem mit großbürgerlichen Stadtpalästen gesäumten Kornmarkt statt. Im Mittelalter war dort auch das Quartier der Waffen- und Rüstungsschmiede und Ende des 15. Jahrhunderts siedelten sich auch die ersten Drucker und Buchhändler an und verdrängten das Schmiedehandwerk. Der Kornmarkt gilt als die Wiege der Frankfurter Buchmesse.
- Auf dem Roßmarkt wurden jährlich tausende von Pferden verkauft. Größter Kunde war die Familie Thurn und Taxis, die das europäische Postwesen begründete und für den Betrieb ihrer Postkutschen beständigen Bedarf an Pferden hatten. In der Folge siedelten sich auf dem Areal des Roßmarktes Gasthöfe an. Auch der Verkauf von Nutzvieh fand dort lange statt, ehe im Jahr 1784 der Viehmarkt aus der Zeil in die Allerheiligengasse und im Jahr 1822 der Rindermarkt vom Roßmarkt in die Alte Gasse verlegt wurde. Lange boten dort auch Töpfer aus dem Westerwald, dem Kannebäckerland und Urberach ihre Waren an. Allerdings waren diese fliegenden Verkaufsstände dem Magistrat aber ein Dorn im Auge.
- Die Fischer- und Schifferzunft war am südöstlichen Mainufer zwischen Dom und Alter Brücke ansässig.
- Die Zunft der Bender (Küfer, Böttcher, Büttner, Fassbinder, Binder und Schäffler) lag in der Bendergasse, parallel zum Areal des Metzgerhandwerks. Heute führt die Bendergasse parallel am Längsbau der Kunsthalle Schirn entlang.
Frankfurts altes Worschtquartier rund um die Schirn
Parallel zum Main, im südlichen Altstadtkern, war die Welt der Fleischhauer und Metzger. Um die verwöhnten Mägen der Frankfurter*innen mit Fleisch- und Wurstwaren zu füllen, wurden in den engen und feuchten Hinterhöfen täglich hunderte Schweine geschlachtet. Zur besseren Kontrolle der vom Stadtrat vorgeschriebenen Hygiene- und Qualitätsvorschriften lagen die bankförmigen Verkaufsstände der Metzger nebeneinander. Für die Kontrolle waren die vom Magistrat bestallten Fleischaufseher zuständig. Anhand der Zunftordnung steuerte die Metzgerszunft das Angebot und die Preise. Nach der Aufhebung der Zunftordnungen im 19. Jahrhundert zerstreuten sich die Metzgereien dann auf die übrigen Frankfurter Stadtteile.
Auch das Metzgerhandwerk organisierte sich seit dem Hochmittelalter genossenschaftlich und gehörte zu den ältesten Frankfurter Zünften. Nachweislich stammt die älteste Zunftordnung der Frankfurter Metzger aus dem Jahr 1355. Bereits im Jahr 1254 gab es auf dem Frankfurter Markt offene und mobile Verkaufsstände der Frankfurter Metzger, die nur an Markttagen aufgeschlagen wurden. Die Stände (Schirne) bestanden aus einer Fleischbank mit Verkaufstisch, Hackklotz und Hakengestell zum Aufhängen der Fleischstücke und Würste.
Im 14. Jahrhundert führten der kontinuierliche Bevölkerungszuwachs und die vielen Besucher*innen der internationalen Reichsmessen, Reichstage, Wahl- und Krönungsfeierlichkeiten der deutschen Könige und Kaiser zu einer erhöhten Nachfrage nach Fleisch- und Wurstwaren. Infolgedessen stieg auch die Zahl der Metzger und ihrer Verkaufsstände. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung gewann das Metzgerhandwerk zunehmend mehr gesellschaftliches Ansehen und politischen Einfluss.
Die Wohn- und Arbeitsstätten der Metzger befanden sich lange Zeit in der Metzgergasse in der Nähe des sogenannten Metzgertores (Metzgerpförtchen) und des parallel zum Mainkai gelegenen alten Schlachthauses.
Schirn oder Scharn war ein Stand, an dem Brot (Brotscharren, Brodscharren) oder Fleisch (Fleischscharren, Fleischscharne) verkauft wurde. Dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm zufolge bezeichnen die Ausdrücke Scharne, Scharren, Scharrn dasselbe. In mittelalterlichen Städten befanden sich die Scharren häufig in einer Markt- oder Fleischhalle.

Neben dem zum Main hin gelegenen Schlachthaus markierte das Metzgertor den Ausgang des Metzgerviertels. Es war ein einfacher viereckiger Turm mit einer eine spitzbogigen Durchfahrt und drei Obergeschossen mit je zwei schmalen rechteckigen Fenstern. Das steil abgewalmte Satteldach trug zur Mainseite einen hohen Erker. Im Jahr 1829 wurde es abgerissen, weil man einen Freihafen errichten und das Leinwandhaus dafür in ein Lager umwandeln wollte. Vom Schlachthaus führte die Gasse Am Schlachthaus auf den Weckmarkt und die Saalgasse. Die parallel zum Main und der Metzgergasse verlaufende Schlachthausgasse endete östlich am Geistpförtchen. Die Metzgergasse mündete in das Heilig-Geist-Plätzchen und die Saalgasse. Dort befanden sich die Spitalkirche zum heiligen Geist und das Heilig-Geist-Spital mit der gotischen Krankenhalle. Im Jahr 1839 zog das Heilig-Geist-Spital in einen Neubau an der Langen Gasse um, die alte Spitalkirche wurde profanisiert und 1840 abgerissen.
Das alte Schlachthaus
Bis ins späte 19. Jahrhundert befand sich der Viehhof in der Allerheiligenstraße, wo immer montags der Viehmarkt stattfand. Anschließend wurde das Vieh im Schlachthaus in der damaligen Schlachthausgasse geschlachtet. Aufgrund der beständig anwachsenden Einwohnerzahl reichten die Kapazitäten des Viehmarktes und Schlachthauses kaum noch aus. Zudem genügten die veralteten Einrichtungen kaum noch den hygienischen Ansprüchen. Ohne eigenen Bahnanschluss musste das das Vieh durch die Stadt getrieben werden, weshalb die räumliche Trennung beider Einrichtungen sinnlos geworden war.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann der Bau der Obermainbrücke, der heutigen Ignatz-Bubis-Brücke. Wegen der Nähe zum neu gebauten Schlachthof, Deutschherrnkai und Tiefkai wurde die Brücke schlicht Metzgerbrücke genannt. Im Jahr 1882 begann dann der Bau des neuen Schlacht- und Viehhofs am Deutschherrnufer im Stadtteil Sachsenhausen. Im Laufe des Jahres 1885 öffneten der neue Viehhof und der neue Schlachthof ihr über 41.000 Quadratmeter Areal. Es gab einen Bahnanschluss, heißes Wasser direkt aus der Leitung, Trichinenbeschau und Kühlräume.
Weil Viehhof und Schlachthaus aus der Innenstadt verlegt wurden, gaben Ende des 19. Jahrhunderts von den im Jahr 1831 in Frankfurt 154 ansässigen Metzgerbetrieben viele ihre Standorte in der Altstadt auf. Sie zogen in die umliegenden Stadtteile, wo sie mehr Platz für ihre expandierenden Betriebe zur Verfügung hatten. Heute erinnert in der U-Bahn-Station Römer ein Pferdekopf an das alte Schlachthaus.
Von nun an lieferte der neue Schlachthof den Metzgerbetrieben im großen Stil die Rohmaterialien für die Frankfurter Delikatessen. Am beliebtesten waren die Frankfurter Würstchen, die immer schon auschließlich Schweinefleisch enthielten. Denn bis zur Einführung der Gewerbefreiheit im Jahre 1864 durften die Frankfurter Metzger aus kühltechnischen Gründen wöchentlich nur eine Sorte Vieh schlachten. Deshalb gab es auch jeweils nur Fleisch- und Wurstspezialitäten vom Schwein, Rind oder Schaf. Erst die im 19. Jahrhundert entwickelten Kühltechniken ermöglichten zeitgleich hergelstellte Fleischerzeugnisse aus unterschiedlichen Fleischsorten. Lokale Wurstspezialitäten wie die Frankfurter Rindswurst, Frankfurter Gelbwurst und eine grobe Delikatess-Leberwurst namens Zeppelinwurst sind Erzeugnisse des 19. und 20. Jahrhunderts.
Die Scharnhäuser und die Lange Schirn
Im Zentrum des Metzgerviertels an der Ecke zur Gasse Lange Schirn (Scharngässchen) befanden sich die Scharnhäuser. Diese beiden nebeneinander liegende Wohnhäuser, die im Erdgeschoss offene, überdachte Durchgänge hatten ermöglichten es, geradewegs zwischen Saalgasse und Bendergasse hin- und her zu pendeln. Die Durchgänge waren ebenfalls mit Kopfstein bepflastert, weshalb bei juristischen Streitigkeiten zwischen den Eigentümern und der Stadt Frankfurt häufig debattiert wurde, ob die beiden Durchgänge öffentliche Gässchen oder öffentlich genutztes Privateigentum waren. Baulich waren die Verbindungen jeweils eigene Stockwerke, die von den Besitzern gerne an Messebesucher*innen vermietet wurden. Um die Stockwerke mit Tageslicht zu versorgen, gab es einen atriumartigen Lichthof. Im Grunde waren die Erdgeschosse der Doppelhäuser bereits Ladenpassagen, wie sie heute in vielen Einkaufsstraßen üblich sind. Beispielsweise findet man auf der Zeil 111 einen Durchgang, der die dortige Hirsch-Apotheke mit dem Holzgraben hin zur Töngesgasse und dem Liebfrauenberg verbindet. Dort ist noch eine der wenigen traditionellen Altstadtmetzgereien ansässig.
Erstmals wird in einer Urkunde aus dem Jahr 1324 an diesem Standort in der Saalgasse eine überdachte Fleischbank erwähnt. Daraus erwuchsen im 16. Jahrhundert die Doppelhäuser mit einem gemauerten Gewölbekeller, der bessere klimatische Bedingungen zur Lagerung der empfindlichen Ware bot.
Zeitgleich gab es in der Saalgasse seit den 1320er Jahren direkt neben den Scharnhäusern in Richtung Dom einen überdachten öffentlichen Verkaufsplatz für Brot (Brodhalle oder domus panum). Die Brothalle mit ihren zwei Reihen Verkaufstischen gab dem Platz ihren Namen. Noch heute heißt der Platz an der Südseite des Domes Weckmarkt (Brotmarkt).
Im Jahr 1555 wurden die Brotschirne von der Saalgasse in den Kreuzgang des einstigen Barfüßerklosters (Konvent des Franziskanerordens) verlegt und auf dem Areal in der Saalgasse ein durchgangsloses Doppelhaus errichtet. Diese Gebäude begrenzten zwei schmale Gässchen, das Dreckgäßchen und das Scharngäßchen, was die südliche Verlängerung der Langen Schirn bildete.
Bis zum späten 16. Jahrhundert waren die Scharnhäuser allein dem Fleischverkauf vorbehalten, ehe im Jahr 1586 eine dokumentierte Änderung eintrat und das östlich gelegene Scharnhaus die Bezeichnung Fischhaus erhielt. Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die Namen Alte und Neue Häringshock üblich. So wurde im Metzgerviertel auch Fisch verkauft. Weshalb dies zwischen dem Neuen Roten Haus am Markt, entlang der Langen Schirn bis hinab zur Metzgergasse möglich war, blieb bis heute ein Rätsel. Wegen der starken Geruchsbelästigung verlegte der Stadtrat den Verkauf von Salzheringen anfang des 18. Jahrhunderts auf den östlich des Doms gelegenen Garküchenplatz. Infolgedessen gelangten die Scharnhäuser wieder in den Besitz von Metzgern. Der kuriose Name Zur Häringshock blieb aber im Volksmund erhalten.
Die Scharnhäuser markierten den Anfang der Gasse Lange Schirn im Süden und hatten ein bauliches Gegenstück am nördlichen Ausgang der Gasse. Die Lange Schirn war die Marktstraße des Metzgerviertels und mündete am nördlichen Ende auf den Alten Markt. Der Alte Markt oder Markt war kein Marktplatz, sondern eine Marktstraße und entsprach dem Krönungsweg, der vom Domplatz am Kaiserdom St. Bartholomäus über den Hühnermarkt zum Römerberg verlief. Marktstraßen sind geradlinige und zu einem Platz oder einer Burg (z.B. Friedberger Burg, Wetterau) ausgeweitete Straßenräume, die im Verlauf alter Durchgangsstraßen liegen. Dazu zählen Handels-, Heeres- und Pilgerstraßen, wie die durch Frankfurt verlaufene Via Regia. Vom Mittelalter bis zur Zerstörung durch die Luftangriffe im Jahr 1944 bildete der Markt die wichtigste Ost-West-Verkehrsachse im alten Stadtkern. Im Rahmen des Dom-Römer-Projektes wurde auch das historische Straßennetz mitsamt dem Markt rekonstruiert.
Das Alte und das Neue Rote Haus am Alten Markt
Mitten auf dem Markt stand das Neue Rote Haus am Alten Markt, das von den Bürger*innen Schirn genannt wurde und ebenfalls einen überdachten Durchgang besaß. Dieser führte zur südlich gelegenen Einkaufsgasse Tuchgaden – einem Herzstück des Gewand- und Tuchhandels. Das Neue Rote Haus spielte im Stadtleben eine bedeutende Rolle, weil dort wichtige Gassen und Plätze zusammentrafen. Nordöstlich vom Neuen Roten Haus befand sich der Hühnermarkt, wo im gotischen Haus Schildknecht/Spiegel die Schuhmacherzunft ihren Sitz hatte. Überregional bedeutsam war der Markt, weil er den Krönungsweg zwischen Dom und Römer verband.
Am Neuen Roten Haus begann das für seine Straßenverkäufe berühmte Metzgerviertel und in der Langen Schirn hatten die Metzger ihre offenen Verkaufsstände. Bis zur völligen Zerstörung der Altstadt verkaufte man hier die warme Frankfurter Fleischwurst, von der es heißt, dass sie im Neuen Roten Haus erfunden wurde. Abends vor Theaterbesuchen trafen sich dort traditionell viele Bürger*innen zu einem Imbiss. Streetfood auf Frankfurterisch. Nach dem Krieg wurde die Fläche vom Schutt geräumt und der Straßenname aufgehoben. Später baute man auf dem Areal das umstrittene Technische Rathaus und die Kunsthalle Schirn, deren Name an das unwiederbringlich Verlorene erinnert.
Tatsächlich gibt es in der Frankfurter Altstadt auch heute noch einige alteingesessene Metzgereien, die reichlich Stammkundschaft haben. So in der Braubachgasse, am Liebfrauenberg und natürlich in der Kleinmarkthalle die Flaaschworscht bei Frau Schreiber. Die Altstadtmetzgerei Dey siedelte komplett von der Kleinmarkthalle in die Neue Altstadt um.
Am Worscht-Kessel Alten Limpurg am Römerberg kann man erahnen, wie das quirlige Treiben an den Schirnen gewesen sein muss. Bis zur Eröffnung der Neuen Altstadt galt diese als Frankfurts letzte Schirn. Mittels Stadtführungen erhalten Besucher*innen auch an der rekonstruierten Schirn am Neuen Roten Haus einen Eindruck davon.
Das Neue Rote Haus am Markt und das direkt östlich angrenzende Alte Rote Haus sind das zweite Doppelhaus-Ensemble des Metzgerviertels. Obwohl beide Gebäude verputzt und farbig bemalt waren, waren es im Kern Fachwerkhäuser. Detailfotos zeigen, dass das Gebäude zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss mit einem Riegel versteift wurde, um die vertikal einwirkenden Kräfte abzumildern. Ähnliche Konstruktionen findet man auch in anderen hessischen Fachwerkhäusern. Die Namensgebung beider Gebäude irritiert, denn das ursprüngliche Rote Haus am Markt 15 wurde schon kurz nach der Erbauung im 14. Jahrhundert Altes Rotes Haus genannt. Ein Hinweis darauf, dass ursprünglich beide Häuser mit roter Farbe bemalt gewesen sein könnten.
Das angrenzende Haus auf Stelzen ohne Erdgeschoss und Eingang entstand 20 bis 40 Jahre später und heißt seitdem Neues Rotes Haus. Es war der Sitz der Metzgerszunft und von Anfang an mit ochsenblutroter Farbe getüncht. Um beide Häuser besser unterscheiden zu können, ist das Alte Rote Haus heute in Weiß gehalten. Die Doppelhäuser teilten sich einen gemeinsamen Eingang, der im Alten Roten Haus lag. Dort gab es zwei Treppenhäuser – das westliche war der Zugang zum Haus auf den Säulen, das östliche führte zu den Obergeschossen des Alten Roten Hauses. Die Metzger-Innung im Neuen Roten Haus konnte man nur aufsuchen, indem man die Treppe im Alten Roten Haus benutzte.
Die wohlhabenden Metzger gehörten zu den angesehenen Gewerken, weshalb der Rat ihnen im hochfrequentierten Altstadtviertel die beste Lage einräumte. Der Bau der beiden Gebäude erfolgte während einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und gesellschaftlichen Wandels der Stadt. Die Bevölkerungszahl stieg an und Frankfurt erhielt eine städtische Selbstverwaltung, in der das aufstrebende Bürgertum und die Zünfte zunehmenden Einfluss gewannen. Die damalige Altstadt war auch deshalb so dicht bebaut, weil die im Jahr 1333 erfolgte Stadterweiterung landwirtschaftlich geprägte Areale beinhaltete. Das Frankfurter Wirtschaftsleben ereignete sich weiterhin in der Altstadt. Daran teilhaben zu können, bedeutete, innerhalb der Stadtmauern ein Haus zu besitzen. So hatten im Jahr 1355 vierzehn Zünfte ihren Lebensmittelpunkt. Dicht gedrängt lebten sie in den Obergeschossen der schmalen Häuser und hatten ihre Backstuben, Wurstküchen und Werkstätten in den Erdgeschossen und Hinterhöfen. Viele Straßennamen zeugen noch heute davon, viele wurden allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg aufgehoben.
Das Alte Rote Haus
Sechseinhalb schmale, dicht aneinander gereihte Sprossenfenster dominieren die Fassade des Alten Roten Hauses am Markt 15. Erst mit der Industrialisierung konnte man größere Fensterscheiben herstellen, weshalb man während der Gotik nach kreativen Lösungen suchte, um die Innenbereiche der Wohnhäuser mit viel Tageslicht versorgen zu können.
Die Rekonstruktion des Gebäudes orientiert sich an den archtektonischen Besonderheiten des Originals. Das einstige gotische Fachwerkhaus besaß ein steinernes Erdgeschoss, das mit drei geschwungenen Vorsprüngen (Konsolen) dekoriert war. In mittelalterlichen Städten waren die Erdgeschosse kleiner als die überstehenden oberen Stockwerke. Auch am Alten Roten Haus findet man diese sogenannten Auskragungen der drei verputzten Obergeschosse. Das Dachgeschoss ist dagegen komplett mit Schiefer verkleidet und bot so Schutz vor Regen und Nässe. Die Spitze des Giebeldaches ist mit einer kleinen Ausbuchtung, der Frankfurter Nase, versehen.
Man weiß, dass es im Laufe der Jahrhunderte viele Besitzerwechsel und Umbauten gab, beispielsweise im Jahr 1877 eine Metzgerei ins Erdgeschoss des Hauses einzog und ein Schumacher 60 Jahre später. Bezüglich der Rekonstruktion des Alten Roten Hauses wollte der Magistrat der Stadt Frankfurt aber klare Eigentümerverhältnisse schaffen. Ein Käufer sollte die Kosten des Wiederaufbaus übernehmen. Neuer Besitzer des Gebäudes ist Steffen Fries mit der im Erdgeschoss ansässigen Altstadtmetzgerei Dey.
Das Neue Rote Haus
Nebenan am Markt 17 strahlt das Neue Rote Haus in ochsenblutroter Farbe. Geht man vom Römerberg zum Dom fällt es sofort ins Auge, denn drei massive Eichenholzsäulen tragen das gesamte Gewicht des dreistöckigen Gebäudes.
Spricht man heute von der Schirn in Frankfurt, meint man die Kunsthalle am Römer. Jahrhundertelang meinte man aber das Neue Rote Haus, denn das Gebäude war über die Stadtgrenzen hinaus berühmt. Dessen Erdgeschosskonstruktion war im deutschen Fachwerkbau einmalig. Dieses den Gemeinsinn der Bürger respektierende architektonische Konzept galt für den mittelalterlichen Städtebau als mustergültig. Denn die Freifläche ermöglichte den direkten Zugang zur dahinterliegenden Einkaufsgasse Tuchgaden. Die Tuchweber (Gewandmacher, Wollenweber) waren neben den Metzgern die bedeutsamste Berufsgruppe. Wäre das Neue Rote Haus mit einem klassischen Erdgeschoss erbaut worden, hätte dies den Handel der Tuchhändler massivst eingeschränkt.
Bis zur völligen Zerstörung war diese Freifläche ein beliebter Treffpunkt der Frankfurter Bürger*innen. Das als Parkfläche genutzte Areal wurde 1973 mit dem Technischen Rathaus überbaut, das 40 Jahre später zwischen 2010 und 2020 abgerissen wurde. Im Rahmen des Dom-Römer-Projektes rekonstruierte man das Alte und Neue Rote Haus jeweils originalgetreu. Wegen seiner besonderen Bedeutung ist das Gebäude nicht verkauft, sondern in städtischem Besitz verblieben und soll als Veranstaltungsort genutzt werden.
Aufgrund der vielen archivierten Urkunden lassen sich die zahlreichen Besitzer des Neuen Roten Hauses nahezu vollständig rekonstruieren. Der Kupferstecher Salomon Kleiner veröffentlichte im 1738 eine Teilansicht des unverputzten Neuen Roten Hauses, in der man die Fachwerkkonstruktion des 1. Stocks, den Überhang des 2. Stocks und die Form des Daches erkennen kann. Bis zur völligen Zerstörung des Gebäudes blieb dieses baulich unverändert. Im Rahmen der Aufräumarbeiten anfang der 1950er Jahre fand man auf den Baugründen des Domes und Neuen Roten Hauses archäologische Funde, die bis in die Römerzeit zurückreichten. Zudem entdeckte man Reste der von Ludwig dem Frommen um 820 errichteten Kaiserpfalz franconofurd. Teile dieses heutigen Archäologischen Gartens gehören zu Bauten südlich des einstigen Neuen Roten Hauses im Tuchgaden.
Im Jahr 2007 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Abriss des Technischen Rathauses und die Neubebauung des Dom-Römer-Areals auf Grundlage der historischen Quartiersgrundrisse und originalgetreuer Rekonstruktionen der historischen Bürgershäuser. Angelehnt an die von der Stadt Frankfurt im Jahr 2006 beauftragte Dokumentation Altstadt erfolgte ein bis heute verwirrender Namenswechsel für die beiden Roten Häuser: das ehemalige Alte Rote Haus Nr. 15 wurde als Neues Rotes Haus bezeichnet, das ehemalige Neue Rote Haus am Markt Nr. 17 als Rotes Haus. Im Oktober 2016 war Richtfest, im September 2018 wurde die Neue Altstadt eingeweiht und auch das Neue Rote Haus gewann seinen einstigen Status als architektonische Besonderheit zurück.
architektonischer Kuddelmuddel in der Altstadt seit 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Frankfurter Innenstadt fast vollständig zerstört und ungefähr 12 Millionen Kubikmeter Schutt bedeckten das ehemalige Stadtgebiet. Der Wiederaufbau in den Jahren des Nachkriegsbooms sollte gleichzeitig ein Neuanfang mit neuer gesellschaftlicher, architektonischer und verkehrsplanerischer Ausrichtung sein. Aus den Trümmern, die der Krieg hinterlassen hatte, sollte eine westlich ausgerichtete, weltoffene und moderne Metropole entstehen. Auch der Wiederaufbau der Altstadt sollte mittels zeitgenössischer Architektur erfolgen. Bis auf den Dom und den Römer, das Dominikaner- und Karmeliterkloster, die Paulskirche und die Mainfront mit Saalhof und Rententurm wollte man keine Rekonstruktionen. Erhaltene Reste rekonstruktionsfähiger Gebäude, wie die Weißfrauenkirche und die Deutsch-reformierte Kirche, wurden abgetragen.
Stadtplanerisch geschah dieser radikale Bruch mit dem ehemaligen Frankfurt, weil man eine autogerechte Stadt neu anlegen wollte. Entsprechend wurden die meisten alten Straßen- und Grundstückslagen verwaltungstechnisch aufgehoben. Zwischen 1952 und 1956 war es aber am dringlichsten, Wohnraum zu schaffen, weshalb die Altstadt im sachlich-schlichten Stil der Nachkriegsmoderne bebaut wurde. Man schuf moderne, mehrgeschossige Wohnhäuser, die als Blockrand-Quartiere mit begrünten Innenhöfen oder Zeilenbauten mit Grünanlagen gestaltet wurden. Wintergärten und Balkone sorgten für ausreichend Licht und Luft, die Küchen orientierten sich an der Frankfurter Küche der 1920er Jahre, separate Bäder waren mit Fenstern ausgestattet. Auch die früher enge Altstadt sollte autogerecht werden. Seitdem findet man in den Wohngebieten zahlreiche Parkhäuser und mehrspurige Straßen statt enger Gassen. 1953 wurde die später Berliner Straße benannte Straße an der Paulkirche eingeweiht und verbindet seitdem den Frankfurter Osten mit dem Westen. Der brutalistische Baustil seit den 1950er Jahren kulminierte in den 1970er Jahren im Bau des Historischen Museums und Technischen Rathauses.
In den 1980er Jahren haben junge deutsche und international angesehene Architekten die postmodernen oder auch postbürgerlichen Stadthäuser gestaltet, die heute die Saalgasse säumen. Augenscheinlich haben sich alle, den städtischen Vorgaben gemäß, intensiv mit der Baugeschichte der Altstadt auseinandergesetzt. Denn zwei Gebäude besitzen Durchgänge zur Bendergasse. Die postmodernen Häuser sind in Maßstab und Form an die einstige „kleinteilige mittelalterliche Bebauung angelehnt“, wie es zur Ausstellung Schätze aus dem Archiv.8: Die Frankfurter Saalgasse. Postmoderne trifft Mittelalter des Deutschen Architektur Museums zu lesen ist.
Gemeinsam mit der Kunsthalle wurden, direkt südlich angrenzend, also auf der nördlichen Straßenseite der Saalgasse, zwei durch den südlichen Schirn-Kubus voneinander getrennte Häuserzeilen errichtet. Die Häuser weisen altstadttypische Proportionen und Grundstücksgrößen auf, sind aber durchweg im Stil der 1980er Jahre, in einer teilweise sehr bunten Postmoderne, gestaltet. Kunsthalle und Häuserzeilen gruppieren sich um zwei halböffentliche (also zugängliche, aber nicht öffentlich genutzte) Innenhöfe, die den Höhenunterschied zwischen Bender- und Saalgasse (Domhügel) ausgleichen: Der Zugang von den Saalgasse-Häusern in den Innenhof erfolgt über das erste Obergeschoss.
Kunsthalle Schirn
Entlang der ehemaligen Bendergasse errichtete man von 1983 bis 1986 mitten in der Altstadt die Kunsthalle Schirn, deren Bezeichnung die Erinnerung an Frankfurts altes Worschtquartier und das Neue Rote Haus wachhielt. Der gesamte Komplex, mit einer Ausstellungsfläche von insgesamt 2000 Quadratmetern, wurde durch das Architekturbüro BJSS (Dietrich Bangert, Bernd Jansen, Stefan Jan Scholz und Axel Schultes) entworfen und gebaut. Der östliche Bau besteht im Erdgeschoss aus Säulen und Mauern und wird als Geschäfts- und Gastronomiefläche genutzt. Im mittleren Bau befindet sich die Treppenhäuser und Fahrstühle. Kleine Brücken in den Obergeschossen dienen als Zugänge zu Wohnungen, die sich in den Nachbargebäuden befinden. Der langgestreckte westliche Bau erstreckt sich zwischen Römerberg und Kaiserdom und verläuft parallel zwischen der nördliche gelegenen Bendergasse und der Saalgasse im Süden. Die Verläufe der beiden Altstadtstraßen wurden nach 1945 komplett neu konzipiert.
Die Kunsthalle besteht aus mehreren ineinander verschachtelten Baukörpern, deren geometrische Formen sich im Grundriss zu einem langgezogenen Kreuz zusammenfügen. Der Ausstellungsbau ist eine 140 Meter lange und 10 Meter breite fünfgeschossige Halle – ein Langhaus, das die Architektur und Farbgebung der Uffizien, ein Kunstmuseum in Florenz, zitiert. So ist die Kunsthalle mit hellem Sandstein verkleidet und die Erdgeschosse sind zur Bendergasse hin als offener Säulengang (Arkaden) mit schlichten quadratischen Pfeilern gestaltet. Der Höhenunterschied der zum Dom hin abschüssigen Bendergasse wird mittels Treppenstufen ausgeglichen. Dadurch ist der Säulengang im Eingangsbereich der Schirn an der Rotunde ein Stockwerk hoch, am Dom sind es zwei Stockwerke. Der Säulengang grenzt unmittelbar an den Archäologischen Garten, den Domturm und bis zum Jahr 2011 an das Technische Rathaus. Heute bildet die Kaiserpfalz franconofurd in der Bendergasse 3 die nördliche Begrenzung. Nahe der Mitte der Querachse des Langhauses reicht ein mehrgeschossiger Kubus auf rechteckigem Grundriss in die Saalgasse hinein. Der Bauteil befindet sich in der Saalgasse gegenüber dem einstigen Heilig-Geist-Plätzchen, und trennt die beiden postmodernen Häuserzeilen mit Durchgängen zur Bendergasse – einer Reminiszenz an die verbrannten Scharnhäuser.

Das Langhaus grenzt an den südlich gelegenen Kubus und wird von der nördlich gelegenen Rotunde durchbrochen. Die mit einer rund 20 Metern Durchmesser großen Glaskuppel gestaltete Rotunde ist der auffallendste Bauteil der Schirn. Sie ist der höchste Bauteil der Kunsthalle und bildet einen offenen Innenraum, in dem sich der Haupteingang befindet. Der offene Raum ermöglicht es, dass der alte Verlauf der Bendergasse durch die Rotunde hindurchgeht und dann als eingeschnittene Schlucht am Römerberg einmündet. An die Rotunde schließt ein weiterer halbrunder Bauteil an, in dem sich das Schirn-Café befindet. Bis zum Jahr 2012 stand in Richtung Dom ein, zwei Stockwerke hoher, offener Kubus, der an einen überdimensionalen Tisch erinnerte und im Rahmen des Dom-Römer-Projekts im Jahr 2012 abgerissen wurde.
Der Abriss des Großen Tischs war ein Kompromiss, denn man diskutierte zusammen mit dem Technischen Rathaus auch Teile der Schirn abzureißen. Es gab Überlegungen, den historischen Krönungsweg wieder umfassender zu rekonstruieren. Dafür plädierte auch der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler, der sich für historische Rekonstruktionen der städtischen Baugeschichte engagiert und im Jahr 2014 den Zuschlag für das Deutsche Romantik-Museum erhielt. Um die Kunsthalle Schirn zu erhalten, berief sich Dietrich Bangert, der Architekt der Schirn, dagegen auf sein Urheberrecht. Später stimmte er dem Abriss des Großen Tischs zu, wodurch nördlich der Schirn mehrerer Altstadtbauten rekonstruiert werden konnten und heutige Frankfurter*innen dennoch einen Eindruck des einstigen Krönungsweges erhalten können.
Seit ihrer Eröffnung richten die Mitarbeiter*innen in der Schirn epochen-, genre- und themenbezogene Übersichtsausstellungen von Weltruf aus:
- Wiener Jugendstil, Expressionismus, Dada, Surrealismus oder Pop-Art aus Deutschland
- Geschichte der Fotografie oder Sound Art
- Shopping – Kunst und Konsum, visuelle Kunst der Stalinzeit, die Nazarener oder die neue Romantik in der Gegenwartskunst
Publikumsmagneten sind große Einzelausstellungen zu Künstler*innen der klassischen Moderne, Postmoderne oder Gegenwartskunst:
- Wassily Kandinsky, Alberto Giacometti, Henri Matisse, Julian Schnabel, James Ensor, James Lee Byars, Yves Klein, Peter Doig, Lászlo Moholy-Nagy, Georges Seurat, Jeff Koons, Edvard Munch, Théodore Géricault oder Helene Schjerfbeck
Zeitgenössische Künstler*innen wie
- Thomas Hirschhorn, Ayşe Erkmen, Carsten Nicolai, Jan De Cock, Jonathan Meese, John Bock, Michael Sailstorfer, Terence Koh, Aleksandra Mir, Eberhard Havekost, Mike Bouchet, Yoko Ono oder Tobias Rehberger
vervollständigen das Programm der Schirn. Wie die Leiter Christoph Vitali, Hellmut Seemann, Max Hollein und Philipp Demandt mit ihren kuratorische Mitarbeiter*innen das Innenleben der Kunsthalle mit jährlich bis zu vier Kunstausstellungen beeinflussten und wie sich die Musikschule Frankfurt, die ihren zentralen Standort im südlichen Kubus hat, in dies alles einfügt, das sind jeweils eigene Kapitel in der nach wie vor quirligen Frankfurter Altstadt.
Metzgermeister Heim und das Worschtquartier
Zu besonderen Anlässen, wie dem Museumsuferfest oder dem Altstadtfest am Tag der Deutschen Einheit, veranstaltet die KULTUROTHEK Frankfurt ihre beliebte Kostümführung mit dem hauseigenen Metzgermeister Heim. Der hauseigene Metzgermeister Heim kennt die Altstadtgassen wie seinen Messerköcher. Er weiß, wo das alte Schlachthaus stand und die Metzgersschirnen zu finden waren.
Er weiß, was sich für Metzger in der Wurstküche und einer Schirn geziemt hat. Denn als Meister ist er über die Sitten und Gebräuche in Bezug auf Metzgerlehrlinge, Gesellen und die Metzgerzunft genaustens im Bilde. Alle Handwerkskörperschaften wahrten die jeweiligen gemeinsamen Interessen. Als solche verpflichteten sie sich zu sozialen und ökonomischen Standards und waren penibel darauf bedacht, dass diese von den Zunftmitgliedern eingehalten wurden. So kümmerten sie sich um Rohstofflieferungen, Absatzmengen, Preise und Löhne. Zudem sorgten die Handwerkskörperschaften dafür, dass kein Nachwuchsmangel entstand und bemühten sich um die Witwenversorgung. Zur Zunftordnung gehörte auch die Pflege der Wappen, Zunftzeichen und -kleidung. Vieles, was bis heute mündlich oder schriftlich überliefert wurde und weiterhin in den Handwerksinnungen bewahrt wird, hat seinen Ursprung in den Zünften. Vor allem erkennt man dies in der Arbeitskleidung, den Arbeitsgeräten, Ausbildungsinhalten sowie Normen und Werten, die dem Nachwuchs vermittelt werden. So dürfen – anders als in Wien, wo man für die Wiener Würstchen Schweine- und Rindfleisch mischen kann – die Frankfurter Würstchen nur aus Schweinefleisch zubereitet werden.
Interessierte dürfen rätseln, was es mit einem Frankfurter Frühstück auf sich hat. Heute servieren die Frankfurter Metzger eine üppig angerichtete Platte mit hausgemachten Worscht-Spezialitäten, Handkäs‘ mit und ohne Musik, Rindswürsten, Original Frankfurter Wasserwecks, Senf und Butter. Kenner der Materie wissen, dass der Ausdruck auch ein Synonym für Drogenkonsum ist.
Mit großer Detailkenntnis weiß Metzgermeister Heim zu vermitteln, wie die Metzger die kulinarischen Vorlieben der Frankfurter Bürger bedienten. Gepöckeltes und Gesottenes war genauso beliebt, wie Flaaschworscht, Gelbworscht, Rindsworscht und Frankfurter Würstchen. Und am Ende der Führung gibt’s für jeden Teilnehmer traditionell „Worscht und Weck“ auf die Hand.
Die Kostümführung dauert in der Regel eine Stunde und findet tagsüber statt. Treffpunkt ist der Stoltzebrunnen auf dem Hühnermarkt. DerTeilnehmerbeitrag versteht sich inklusive Verköstigung. Termine und Barrierefreiheit erfragt man direkt bei KULTUROTHEK Frankfurtladen. Dort kann man die Buchung direkt vornehmen, ansonsten erfolgt diese online. Zu Beginn der Veranstaltung nennt man dem Referenten vor Ort einfach den eigenen Namen und die Bestellnummer.
Kontakt:
KULTUROTHEK Frankfurtladen
Markt 32
60311 Frankfurt
Tel.: 069 281010
Fax: 069 281070
E-Mail: info@kulturothek.de
Internet: https://kulturothek-frankfurt.de/
Anfahrt:
- U-Bahn-Linien U4, U5
Haltestelle Dom / Römer, 3 Minuten zu Fuß - Straßenbahnlinien 11, 12
Haltestelle Römer, 3 Minuten zu Fuß - alle S-Bahn-Linien
Haltestelle Hauptwache, 4 Minuten zu Fuß
Quellen und Links
- Carl Wolff, Rudolf Jung: Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main – Band 2, Weltliche Bauten. Architekten- und Ingenieur-Verein; Verein für Geschichte und Altertumskunde. In Kommission bei K. Th. Völcker, Frankfurt am Main 1898, S. 13–21.
- Deutsches Architektur Museum: Schätze aus dem Archiv.8: Die Frankfurter Saalgasse. Postmoderne trifft Mittelalter, Ausstellung September 2018 – März 2019, https://dam-online.de/veranstaltung/archiv-schatze-aus-dem-archiv-8-die-frankfurter-saalgasse-postmoderne-trifft-mittelalter/ (zuletzt aufgerufen: 21.01.2025, 12:25 Uhr)
- DomRömer Frankfurt: Markt 15, Altes Rotes Haus, URL https://www.domroemer.de/markt-15 (zuletzt aufgerufen: 21.01.2025, 12:25 Uhr)
- DomRömer Frankfurt: Markt 17, Neues Rotes Haus, URL https://www.domroemer.de/markt-17 (zuletzt aufgerufen: 21.01.2025, 12:25 Uhr)
- Dr. Rainer Linnemann: Der Schlachthof, in: Das Deutschherrnviertel, URL https://deutschherrnviertel.wordpress.com/2017/09/05/1882-1993-der-schlachthof-2/ (zuletzt aufgerufen: 21.01.2025, 12:26 Uhr)
- Frankfurt.de, Das offizielle Stadtportal: Reichsstadt, URL https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/historie/reichsstadt
- Frankfurt.de, Das offizielle Stadtportal: Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, URL https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/historie/wiederaufbau-nach-dem-zweiten-weltkrieg
- Historisches Museum Frankfurt: Modell der Frankfurter Altstadt, URL https://historisches-museum-frankfurt.de/de/node/33878
- Historisches Museum Frankfurt: Modell der zerstörten Frankfurter Altstadt, URL https://historisches-museum-frankfurt.de/de/node/34034
- Historisches Museum Frankfurt: Modell der Frankfurter Altstadt mit der Bebauung im Jahr 1986, URL https://historisches-museum-frankfurt.de/de/node/34035
- Dreysse, DW., Hepp, V., Wissenbach, B., et.al.: Dokumentation Altstadt. URL: https://www.stvv.frankfurt.de/parlisobj/B_509_2006_AN1.pdf (zuletzt aufgerufen: 10.01.2025, 11:02 Uhr)
Text: Kappes
Fotos: DaN, mba, Pixabay
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