Ein Spaziergang durch Sachsenhausen ist ein Muss. Dieser Rundgang geht entlang der Straße „Schöne Aussicht“ und endet am Goetheturm. Hier treffen nicht nur Tradition und Moderne aufeinander, sondern auch ein Versprechen für atemberaubende Ausblicke. Es geht um Erlebnisräume vor Ort.

Wer die südliche Seite am langsam fließenden Ufer des Mains entlangschlendert, merkt rasch: Frankfurt am Main bietet etwas ganz Besonderes, das andere Städte nicht haben. Die Mainmetropole ist ein Raum voller Gegensätze, was sich nicht nur in den Straßen zeigt, sondern auch in den Menschen, der Geschichte, den Farben und den Landschaften. Ein Spaziergang insbesondere entlang der Sachsenhausener Straße „Schöne Aussicht“, ist eine Gelegenheit, im Trubel einmal durchzuatmen. Andererseits wird man von der Silhouette der Skyline in der Ferne und ihren rund 20 Brücken, die den Fluss überqueren, fast atemlos zurückgelassen. Denn dort erzählt jeder Blick zum Horizont seine eigene Geschichte.
Aber das ist bei Weitem nicht alles, was der Stadtteil Sachsenhausen augenscheinlich anzubieten hat. Die große Auswahl an kulturellen Angeboten in diesem Stadtteil ist ebenfalls vielfältig. Hierzu zählen auf der einen Seite seine vielen traditionellen Apfelweinlokale und die malerischen Fachwerkhäuser. Auf der anderen Seite das ausgeprägtes Nachtleben sowie die Vielzahl an Diskotheken, in denen verschiedene Kulturen und Rhythmen miteinander verschmelzen. Auch in architektonischer Hinsicht treffen dort unterschiedliche Zeiten aufeinander: Vom Mittelalter bis zur Gründerzeit liegen oft nur wenige Schritte dazwischen.
von Dribb de Bach nach Hibb de bach
So gesehen hält Sachsenhausen für jeden etwas bereit – sei es aus den Bereichen Kultur, Architektur oder Natur, rustikal oder vornehm, alt oder neu. Anders gesagt: Hier begegnen sich Tradition und Moderne, altfränkische Gemütlichkeit trifft auf urbanes Flair. Im Frankfurter Dialekt wird Sachsenhausen übrigens auch „Dribb de Bach“ bzw. „Dribbdebach“ genannt, was drüben vom Bach bedeutet und sich auf die andere Seite des Mains bezieht. „Hibb de Bach“ heißt hüben vom Bach, was die nördliche Seite des Mains beschreibt. Spätestens 1222 wurden beide Seiten durch die erste urkundliche Erwähnung mittels einer Holzbrücke miteinander verbunden.
Ein Rückblick: Fassaden bleiben erhalten
Die erste Erwähnung Sachsenhausens erfolgte laut der Gerda Henkel Stiftung in einer Urkunde Kaiser Heinrichs VI., die am 29. März 1193 in Speyer ausgestellt und in Wien aufbewahrt wurde. In dieser feierlich auf Pergament verfassten Urkunde schenkt der Kaiser seinem Reichsministerialen Cuno von Münzenberg für dessen Hospital in Sassenhusen prope Franchenfurt iuxta ripam Mogi (übersetzt: in Sachsenhausen bei Frankfurt am Ufer des Mains) Land im Reichsforst, dem späteren Frankfurter Stadtwald. „Ab 1390 hatte Frankfurt zusammen mit Sachsenhausen eine Stadtmauer, die aus neun Türmen bestand. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Sachsenhausen ein Dorf und versorgte die Stadt Frankfurt mit Fisch, Obst und Gemüse“, heißt es auf der Website der KulturRegion FrankfurtRheinMain weiter. Später brachte der Zweite Weltkrieg die Zerstörung vieler Teile Sachsenhausens mit sich. Glücklicherweise doch blieben viele Straßen und Fassaden in diesem Viertel mit ihrem traditionellen Erscheinungsbild erhalten. So ist dieser Standort mittlerweile einer der ältesten, größten und bevölkerungsreichsten Teile Frankfurts, in dem sich historischer Charme mit erhaltenen Wohnhäusern, kleinen Läden und einem bunten Gastronomieangebot vereint.
Perfekt für Foto-Fans

Zurück zur Straße Schöne Aussicht. Sie liegt in der nordöstlichen Ecke des Viertels und stellt symbolisch das Tor zu dem Stadtteil dar, in dem Geschichte und Moderne aufeinandertreffen; mit einer Landschaft voller charmanter Ecken und alter Fassaden. Über das ganze Jahr hinweg können Spaziergänger*innen hier die Veränderungen der Stadt beobachten, während sie sich mit jeder Jahreszeit verändert. Ein perfekter Platz, besonders auch für Fotografie-Enthusiasten.
Museen im Überblick
Wer sich besonders für Kunst und Geschichte interessiert, erreicht entlang des Mainufers in wenigen Gehminuten das Museumsufer, „einem der wichtigsten und vielfältigsten Standorte weltweit“, heißt es auf der Museumsufer-Website der Stadt Frankfurt. Wichtigste Museen, die Spaziergänger*innen vorfinden, sind zum Beispiel das Städel Museum, ein Platz voller Werke von der Renaissance bis zur Moderne. Unweit davon präsentiert sich das Deutsche Architekturmuseum, das sich – wie im Namen inbegriffen – ausschließlich dem Thema Architektur widmet. Und in unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das dritte Kulturereignis: Das Museum Angewandte Kunst, das eine umfangreiche Sammlung von Designs und Kunsthandwerk beherbergt. Ausgehend von der „Schöne Aussicht” werden Spaziergänger*innen auch erfahren, dass der Name in diesem Stadtteil viel mehr verspricht.
So wartet Im Süden Frankfurts als Zwischenstopp der 650 Jahre alte Stadtwald auf sein Publikum, „einer der drei großen Landschaftsräume des Frankfurter GrünGürtels“, wie es offiziell heißt. Genau an dieser Stelle von Sachsenhausen, umgeben von unzähligen Wander- und Radwegen, mit zahlreichen Picknickplätzen und ruhigen Bereichen zum Relaxen, präsentiert sich den Spazierenden ein Holzturm in seiner vollen Schönheit, dem Goetheturm. Er wurde 1931 erbaut und nach einem Brand im Oktober 2017 vier Jahre später wiederaufgebaut. Aus der Vogelperspektive bietet er ebenfalls einen schönen Ausblick, allerdings auf die gesamte Stadt.
Blick aus der Höhe – der Goetheturm

Genau dort oben auf der Aussichtsplattform des Goetheturms genießen die Gäste einen imposanten Blick auf das Finanzzentrum und und an klaren Tagen bis zum Taunus, einer nördlich der Stadt gelegenen Bergkette. So entsteht in gewisser Weise ein neuer, unerwarteter Kontrast zwischen der Weite des Horizonts und der Intimität einer historischen Straße am Main, der zwei völlig unterschiedliche Perspektiven offenbart.
Kastanie aus Frankreich und Spanien

Mithilfe einer Spende in Höhe von 28.000 Reichsmark des Unternehmers Gustav Gerst wurde der Turm im Jahr 1931 aus Kiefer-, Buchen- und Eichenholz erbaut. Damit war er eines der höchsten öffentlich zugänglichen Holzbauwerke Deutschlands. Nach dem Brand im Jahr 2017, der den ursprünglichen Turm zerstörte, hatten sich laut einer Umfrage 78 Prozent der Frankfurter Bevölkerung für einen Wiederaufbau ausgesprochen. Der neue Turm sollte in Bezug auf seine historische Ästhetik dem Originalmodell exakt entsprechen. Für den Aufbau wurde Holz mit längerer Lebensdauer verwendet, wie etwa Kastanie aus Frankreich und Spanien sowie Eiche aus dem Schwarzwald. Außerdem kamen Stahlelemente zum Einsatz, um die Stabilität zu erhöhen, vor Nässe zu schützen und die Kosten für Wartung zu reduzieren.
Der Wiederaufbau begann 2019 und dauert bis 2020. Seit 2021 ist der Holzriese wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Öffnungszeiten sind zwischen dem 1. April bis zum 31. Oktober. Aus Sicherheitsgründen bleibt der Turm während der Herbst- und Wintermonate geschlossen.
Tagesausklang am Kamin
Fußgänger*innen sollten zum Abschluss dieser Tour unbedingt einen Besuch im Gasthaus Schmidt-Peccolo direkt am Goetheturm einplanen. Das Restaurant hält eine große Auswahl an Gerichten bereit, darunter traditionelle hessische Speisen, ein spezielles Kindermenü, die typische Frankfurter Grüne Soße sowie Kaffee und Kuchen. Es eignet sich gut, um auch an kalten Tagen einzukehren und sich nach einem Waldspaziergang am Kamin zu wärmen.
Ausblick zur Schönen Aussicht
In Sachsenhausen befinden sich zwei besondere Aussichtspunkte, die das Gefühl des Glücks hervorrufen. Beim Flanieren an der Straße Schöne Aussicht hat man einerseits die Gelegenheit, die beeindruckende Skyline und die zahlreichen Brücken, die den Fluss überspannen, zu bewundern. Zum Anderen ist es vom Turm aus ebenso beeindruckend, die gleiche Silhouette der Stadt bis in die Ferne zu sehen. Dies führt zu einem überraschenden Einklang zwischen der Weite des Horizonts und der Intimität einer am Main gelegenen historischen Straße.
Kontakte:
Stadtwald Frankfurt
Grünflächenamt
Adam-Riese-Straße 25
60327 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 212 309 91
E-Mail: gruenflaechenamt@stadt-frankfurt.de
Goetheturm
Sachsenhäuser Landwehrweg
60598 Frankfurt am Main
(Die Buslinien 30 und 36, die direkt in die Nähe des Stadtwaldes verkehren, bieten den Besucher*innen eine optimale Anreise. Für Besucher*innen, die mit dem Auto anfahren, gibt es in der Umgebung mehrere Parkplätze)
Autorin: (2025/SH), Titelfoto: S. Hoeger / GFFB




