Der Europaturm: Ein Wahrzeichen der Frankfurter Skyline
Der Europaturm ist seit 1979 das markante Wahrzeichen der Frankfurter Skyline. Mit seiner imposanten Höhe von 337,5 Metern ist er nach dem Berliner Fernsehturm das zweithöchste freistehende Bauwerk Deutschlands. Doch der Europaturm ist mehr als nur ein hoher Turm. Er ist ein Symbol für Fortschritt, Technologie und die pulsierende Energie der Mainmetropole.
Geschichte und Bau
Die Idee zum Bau des Europaturms entstand in den 1960er Jahren, als der Bedarf an modernen Telekommunikationseinrichtungen in Frankfurt stetig wuchs und das in der Frankfurter Innenstadt gelegene Fernmeldehochhaus die Aufgaben nicht mehr erfüllen konnte. Die Deutsche Bundespost, die für das Fernmeldewesen verantwortlich war, fand die Lösung im Bau des Fernmeldeturms. Dafür wurde ein Standort außerhalb der Innenstadt auf unbebautem Gelände gewählt.
Als Architekten wurden Johannes Möhrle, Peter Metzger und Erwin Heinle verpflichtet, die ein Meisterwerk der Ingenieurskunst entwarfen. Die Grundsteinlegung erfolgte 1974, und nach fünf Jahren Bauzeit wurde der Turm 1979 offiziell in Betrieb genommen. Der 295 Meter hohe Schaft, aus Stahlbeton gefertigt, wurde mithilfe einer Kletter-Gleitschalung errichtet, bei der der hochwertige Beton in eine kontinuierlich nach oben bewegte Ringform gegossen wurde. Dieser Schaft steht auf einem 18,50 Meter tief im Boden verankerten Ringfundament. An der Basis hat der Schaft einen Durchmesser von 20 Metern und verjüngt sich nach oben auf 11 Meter.
In einer Höhe von 227 Metern befindet sich die aus Stahlbeton, Glas und Aluminium konstruierte Turmkanzel, die rund 1.000 Tonnen wiegt. Mit einem Durchmesser von 59 Metern und einer Höhe von 26 Metern hält sie den Rekord als größte Turmkanzel der Welt.
Funktion und Bedeutung
Bis 1999 beherbergte diese in sechs Etagen unterteilte Kanzel ein Drehrestaurant, eine Diskothek und eine Aussichtsebene. Aufgrund neuer Brandschutzbestimmungen und deren mit erheblichen Kosten verbundenen Umsetzung wurde der Europaturm für die Öffentlichkeit geschlossen.
In den oberen Etagen sind die Technikräume für die Antenneneinrichtungen untergebracht.
Über der Kanzel befinden sich sieben Betonplattformen, die für die Installation der Richtfunkantennen der Deutschen Bundespost vorgesehen sind. In den 1990er Jahren fanden bis zu 140 Parabolantennen auf diesen Plattformen Platz. Um das ästhetische Erscheinungsbild des flachen Doppelkegelstumpfs der Kanzel nicht zu beeinträchtigen, wurden die damals größeren Richtfunk-Muschelantennen auf Wunsch der Architekten kopfüber unter dem Flachdach der Kanzel an einem zurückspringenden Ring aufgehängt.
Von den Technikräumen aus wurden alle unbemannten Rundfunksendeeinrichtungen in Hessen und Mannheim überwacht, die Funktion der Richtfunkstrecken kontrolliert und die Fernsehtonsignale der ARD-Anstalten miteinander verbunden. Diese Funktion wurde als „Tonstern“ bezeichnet, der den zentralen Knoten im Netzwerk des damaligen öffentlich-rechtlichen Hörfunks bildete.
Inzwischen hat die Satellitentechnik die einst bedeutende Rolle des Richtfunks übernommen. Zudem ersetzen Glasfaserkabel viele Übertragungsstrecken, die früher über Richtfunk realisiert wurden. Aus diesem Grund sind die Antennenplattformen heute größtenteils ungenutzt. Der Turm dient nun hauptsächlich der Übertragung von Mobilfunk über große Distanzen, auch für Sicherheitsbehörden. Die verbliebenen Richtfunkanlagen stehen als Reserve bereit, falls Glasfaserverbindungen ausfallen sollten. Außerdem werden vom Europaturm verschiedene Hörfunkprogramme ausgestrahlt.
Im September 2004 wurde die Antenne an der Spitze des Turms ausgetauscht. Dies geschah im Hinblick auf den bevorstehenden Start des digitalen terrestrischen Fernsehens (DVB-T). Für die Montage der neuen, insgesamt sechs Tonnen schweren Antenne kam ein russischer Doppelrotorhubschrauber der Schweizer Firma Heliswiss zum Einsatz. Mit der neuen Antenne hat die Gesamthöhe des Europaturms um 6,50 Meter auf nun 337,50 Meter zugenommen. Seit der Modernisierung der Antenne können nun auch bis zu 24 Fernsehprogramme ausgestrahlt werden. Zudem dient der mittlerweile von der Deutschen Telekom AG betriebene Turm als Empfangsstation für Satellitensignale, die terrestrisch oder über Kabelnetze in Frankfurt und Südhessen verteilt werden.
Der Europaturm bei Nacht
Der Europaturm beeindruckt bei Nacht, wenn er in ein faszinierendes Lichtspiel getaucht wird. Die moderne Beleuchtung setzt den Turm gekonnt in Szene und macht ihn zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen.
Der Europaturm und sein Spitzname
Im Volksmund ist der Europaturm der „Ginnheimer Spargel“ ein liebevoller Spitzname, der auf die schlanke, spargelähnliche Form des Turms anspielt.
Denkmalschutz und zukünftige Perspektiven
Im Oktober 2019 wurde der Europaturm unter Denkmalschutz gestellt. Diese Entscheidung würdigt die architektonische und technische Bedeutung des Turms als Zeugnis der 1970er Jahre.
Die Wiedereröffnung der Kanzel für die Öffentlichkeit wäre ein großer Gewinn für Frankfurt, aber es erfordert erhebliche Investitionen und eine sorgfältige Planung, um die Auflagen des Denkmalschutzes zu erfüllen.
Ein MJP Artikel
Kreative Leitung: Jku
Text: MJP
Gestaltung: Jku
Bilder: DaN




