Eine Insel der Ruhe

Eine Insel der Ruhe

In einem begrünten Hinterhof in Sachsenhausen bietet das Lesecafé Zuflucht vor dem Straßenlärm am Schweizer Platz. Noch ist dieses Refugium ein Geheimtipp für Ruhesuchende.

Kaffeeduft und Wortgenuss, so könnte das Motto des Lesecafés in der Diersterwegstraße im Herzen Sachsenhausens lauten. Nahezu versteckt, hinter einer dunklen Einfahrt in einem begrünten Innenhof, herrscht eine himmlische Gelassenheit. Das Lesecafé im Hinterhaus und eine daneben gelegene Buchhandlung bilden eine wunderbare Gemeinschaft.

Dann, wenn die Sonne scheint, sitzen die Menschen an den Tischen, vertieft in ihre Zeitungen oder entspannt schmökernd in ihrem Lieblingsbuch, und genießen das schöne Wetter. Einfach mal relaxen, tief durchatmen und die Stille im malerischen Hinterhof von Sachsenhausen genießen.

Den eigenen Angaben auf ihrer Homepage zufolge besteht das Lesecafé mit der danebenliegenden Buchhandlung schon seit über 40 Jahren. „Während das konzeptionell verbundene Café eine Auswahl an Bistro-Gerichten, Kaffee und Kuchen anbietet, baut das Büchersortiment auf zeitgenössische Literatur, Biografien, Sachbücher wie auch auf Kinder- und Jugendbücher“, berichtet das Journal Frankfurt. So hat sich der Laden neben dem angeschlossenen Bistro im Laufe der Jahre zu einer kleinen Institution entwickelt – auch im Filmgeschäft. Zufällig ist dies der Ort, an dem Autor Jan Seghers seinen Kommissar Robert Marthaler öfter vorbeischauen lässt. Der Titelheld seiner Kriminalromane trifft hier auch auf seine zukünftige Freundin Tereza. Verfilmt wurde die Buchreihe als ZDF-Fernsehreihe Kommissar Marthaler mit Matthias Koeberlin und Ellenie Salvo González in den Titelrollen. Ausgestrahlt wurde sie von 2012 bis 2017 in fünf Episoden.

BuchLaden als Abstellraum

Früher gehörten Lesecafé und Buchhandlung zusammen, heute werden sie getrennt betrieben. „Wir gehören trotzdem noch irgendwie zusammen, allein von den Räumlichkeiten her: Ich habe im Laden keine eigene Küche und so bekomme ich Kaffee von nebenan. Das Café nutzt Teile der Buchhandlung als Abstellraum“, wird Stephanie Koch, die Leiterin der Buchhandlung des Lesecafés, in der Frankfurter Neuen Presse (FNP) zitiert.

Kein Bildschirm erlauBt

Die Betreiberin des Cafés sorgt auch für die selige Ruhe im Innenhof. Außen steht in großen Lettern auf einer schwarzen Tafel mit grüner Kreide die Warnung: No Laptops. Auf dem Instagram-Account steht die Erläuterung zusammen mit einem Zwinker-Emoji: „Einen Kaffee trinken, Freunde treffen, Gespräche führen. Zusammen kommen. Wir glauben, dass es dem Charakter dieses Ortes innerlich und äußerlich widerspricht, wenn er zum Arbeitsraum umfunktioniert wird. Wir bitten Euch und Sie daher (vorerst nur) am Wochenende und an Feiertagen auf Laptops auf den Tischen zu verzichten. Es gibt tolle Orte in der Umgebung, an denen das möglich ist und gern gesehen ist.“ Dafür ein Applaus!

Bilder sagen mehr als Worte

Die Gemütlichkeit zeigt sich nicht nur im Hof, sondern auch in den Räumlichkeiten des Cafés. Der Holzboden in rustikalem Design sticht sofort ins Auge, und auch die farbenfrohen Bilder an den Wänden fallen sofort auf. Das Wichtigste sollte aber klar hervorgehoben werden: Der selbstgebackene Kuchen und die wohlschmeckenden Getränke vervollständigen das Ambiente um Hideaway und Buchhandlung.

Von Omelett bis Karottenkuchen

Die Tageskarte verrät es schon: Das Frühstücksangebot mit seiner vielfältigen und gut durchdachten Auswahl verspricht einen Zustand vollkommener Glückseligkeit. Wie wäre es mit einer traditionellen spanischen Omelett-Tortilla, die aus Eiern, Kartoffeln und Zwiebeln zubereitet wird und direkt aus dem Ofen kommt? Oder wie wäre es mit Yotam Ottolenghis Schokoladenkuchen mit Halva und Tahini? Oder Karottenkuchen mit Creamtopping und klassischem Apfel-Haselnuss-Kuchen?

Liebevoll von Hand zubereitet

Auch wenn das angebotene Sortiment an Getränken und Speisen überschaubar ist, zeichnet es sich durch seine hohe Qualität aus. Alles wird liebevoll von Hand zubereitet. Das benötigt Zeit, ist aber das Warten definitiv wert. Und die Bezahlung erfolgt stimmigerweise nur in bar. Das ist aber noch nicht alles: Der Buchladen richtet in seinem Hinterzimmer nebenan regelmäßig Leseabende aus, bei denen Snacks sowie Tee und Kaffee serviert werden. Letztere sind spendenfinanziert; die Teilnahme ist kostenlos. Kommende Veranstaltungen stehen bis November fest:

  • Katerina Poladjan, Autorin mit Geburtsort Moskau, präsentiert am 18. Oktober 2025 ihren neuen Roman Goldstrand. Er handelt von Migration, Identität und der Psychoanalyse eines Filmregisseurs.
  • Die Schwäbin und Sprachwissenschaftlerin Birgit Herold liest am 1. November 2025 aus ihrem historischen Roman Die Schreiberin. Dabei gibt sie Einblicke in die Zeit um die Entdeckung des Buchdrucks.
  • Am 15. November 2025 bespricht der deutsch-amerikanische Journalist Sebastian Moll seinen Roman Das Würfelhaus. Die Lektüre beschäftigt sich mit der väterlichen Verdrängung der Nazi-Vergangenheit.
  • Der deutsche Journalist Arno Frank diskutiert am 29. November 2025 mit dem HR-Redakteur Alf Haubitz über seinen neuesten Roman Ginsterburg. Gegenstand ist das Porträt einer fiktiven Kleinstadt zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes, die in den politischen Abgrund stürzt. (2025/DE/MC)

Kontakt:
Lesecafé
Diesterwegstraße 7 – Im Hinterhof
60594 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 913 114 64
E-Mail: lesecafe@arcor.de
Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr. von 09:00 – 18:00 Uhr
Sa. & So. von 10:00 – 18:00 Uhr

Buchhandlung Lesecafé
Diesterwegstraße 7 – Im Hinterhof
60594 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 621 428
Website: www.buchhandlung-lesecafe.de
E-Mail: info@buchhandlung-lesecafe.de
Öffnungszeiten:
Di. bis Fr. von 10:00 – 18:30 Uhr
Sa. von 10:00 – 16:00 Uhr

Alle Fotos & Titelbild: Daniel Neumann (GFFB)

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