Stadtteil Westend Teil 2
Das Westend steht für Lebensqualität und viel Grün. Bildung wird im Westend großgeschrieben, nicht nur durch Angebote im Botanischen Garten und im Palmengarten. Die Johann Wolfgang-Goethe-Universität ist auf das Gelände des Poelzig-Baus – den sicher schönsten Hochschulcampus Hessens -umgezogen.

Palmengarten. Eine grüne Oase im Herzen der Stadt. (Siesmayerstraße 61)
Der Palmengarten wird sein großes 150-jähriges Jubiläum 2021 feiern.
Im 22 Hektar großen Gelände sind etwa 19.000 Quadratmeter unter Glas. Im Palmengarten wachsen und gedeihen alle Pflanzen: gewaltige Palmen, bunte Orchideen, Seerosen und Stifmütterchen, bizarre Gewächse aus den Trockengebieten der Erde.
1869 schuf der Gartenarchitekt Heinrich Siesmayer einen Landschaftspark für die Bürger der Stadt. Der Palmengarten besitzt neben den historischen Häusern auch moderne Gewächshausanlagen, in denen die Pflanzenwelt in ihrer überwältigenden Fülle präsentiert wird.

Ab 06.08.2021 ist das Blüten- und Schmetterlingshaus eröffnet. Die Besucher*innen des Palmengartens können dieses kleine Wunder erleben. Während man durch das Haus spaziert, kommt man Bananenfaltern, Weißen Baumnymphen, Himmels- und Atlasfaltern, Julia-Faltern (wissenschaftlicher Name: Dryas iulia) ganz nah. Im benachbarten Kalthaus lädt die für das Blüten- und Schmetterlingshaus konzipierte Ausstellung „Abgestaubt – Von Blüten und ihren Besuchern“ dazu ein, die Vielfalt der Insekten zu entdecken. Im angrenzenden Workshop-Raum der Grünen Schule des Palmengartens kann das Erlernte und Erlebte weiterbearbeitet und das Thema Blütenbiologie vertieft werden.

Der Entwurf des Blüten- und Schmetterlingshauses – eine verzinkte, mit Isolierglas ausgefachte Stahlkonstruktion – stammt vom Architekturbüro Kissler + Efgen. Die unterschiedlich großen und hohen Gebäudeteile sind allesamt miteinander verbunden, weshalb das Gesamtvolumen kompakt bleibt und die Flächen der Außenhülle minimiert werden konnten. Durch die Auswahl verschiedener Verglasungsarten, Energieschirm- und Beschattungssysteme entstehen in Kombination mit den Beheizungs-, Bewässerungs- und Befeuchtungsanlagen im Inneren verschiedene Klimabereiche. Diese können durch bewegliche Bauelemente an die Bedürfnisse der verschiedenen Pflanzenarten angepasst werden. Fügungsprinzip, Maßordnung und die Technik der Glashäuser leiten sich von modernen Gewächshauskonstruktionen ab.
In der reizvollen Parkanlage gibt es unterschiedliche Themengärten mit vielfältigen Freizeitangeboten für Jung und Alt. Kinder fahren mit dem Palmenexpress oder paddeln auf dem Teich, spielen Minigolf. Ein Wasserspielplatz bietet Abkühlung im Sommer. Für die Erwachsenen bieten wechselnde Blumen- und Informationsausstellungen und ein umfangreiches Kulturprogramm im Musikpavillon mit klassischer Musik und Jazzkonzerten spannende Unterhaltung. Weltmusik in Rahmen der Reihe „Summer in the City“, Theater-Feste (seit 1931 wird das Rosen- und Lichtfest gefeiert), die „Winterlichter“- Veranstaltungen – sie alle machen den Besuch zu jeder Jahreszeit zum großen Erlebnis. Jedes Jahr von Dezember bis Januar verwandeln die „Winterlichter“ den Frankfurter Palmengarten in eine bunte Märchenwelt. Immer wieder neu von verschiedenen Lichtkünstlern gestaltet, ist dieses Event zum Jahreswechsel bei Frankfurter Bürgern sehr beliebt. Sie lassen sich jedes Jahr von ihm immer aufs Neue verzaubern. Empfehlenswert ist auch ein Besuch im Papagenotheater mit seinen Aufführungen.
Palmengarteneintritt mit Kulturpass oder Frankfurt-Pass beträgt 1,00 €.
Botanischer Garten.
Mit rund 4000 Pflanzen aus Mitteleuropa, Ostasien und Nordamerika bietet auf sechs Hektar Fläche der Botanische Garten einen einzigartigen Einblick in die botanische Vielfalt der Erde. Ein Ort zum Seele-baumeln-lassen. Kostenlose Führungen, Konzerte und Pflanzenbörsen runden das Programm ab.
Der Eintritt ist frei.
Grüneburgpark.

30 Hektar groß ist der Grüneburgpark und damit der drittgrößte Park der Stadt. Viele der 2600 Bäume sind über 100 Jahre alt. Es gibt ausgedehnte Rasenflächen, die zum Sonnenbaden oder auch zu einem Picknick einladen. Der Grüneburgpark ist ein Denkmal und ein Landschaftsschutzgebiet, dessen Entstehung auf Jahr 1822 zurückgeht.
Im Grüneburgpark tummelt sich so ziemlich alles, was sich bewegen kann: ob auf zwei oder vier Beinen auf Stelzen, mit Stöcken oder rund, ob schnell oder langsam.
Der Park ist ein Ort für Konzerte des Summertime-Festivals, für das Open-Air-Kino sowie Theateraufführungen der Dramatischen Bühne. Das Freilichtfestival des 12-köpfigen Ensembles findet vom Ende Juni bis Mitte August abends statt. Mit enormer Verwandlungsfähigkeit werden bekannte Stücke wie „Hamlet“ oder „Romeo und Julia“ gespielt und komödiantisch verballhornt. Ein grandioser Spaß – witzig, satirisch, „frankforderisch“ –, den sich niemand entgehen lassen sollte.
Über das Gelände des Grüneburgparks verteilt liegen insgesamt fünf Kinderplätze, deren Spielgeräte an die Bedürfnisse der Kinder der Altersgruppen bis 3 Jahre, 3-6 Jahre und ab 6 Jahren angepasst sind. Von der Architekturausstattung des Parks sind noch die Orangerie (jetzt Georgioskirche), der neugotische Haus Rapunzelturm, ein Gartenhaus und das Portierhaus (Franz von Hoven, um 1875) erhalten. Gegenüber dem Park-Cafè liegt der Koreanische Garten; ein Geschenk Südkoreas, das das Gastland der Buchmesse 2005 war. Er ist im Stil eines historischen Gelehrtengartens angelegt und eignet sich mit seinem Morgentau-Pavillon (wird nach dem Brand aufgebaut), der Pflaumenlaube, den Teichen und der Bepflanzung zur inneren Einkehr.
Schönhof-Pavillon

Der Grüneburgpark wurde 1837 für Amschel Mayer von Rothschild als englischer Landschaftsgarten angelegt. Der klassizistische Pavillon wurde dort nach einem historischen Vorbild im Jahr 1964 errichtet. Das zweigeschossige oktogonale Gartengebäude ist in der Art eines türkischen Zelts konstruiert. Neben der eigenwilligen Form wird das Bild der Baulichkeit in erster Linie durch die Bänder der Außenhaut aus gelben und rotem Sandstein geprägt.
Tipp: Park-Cafè ist im Sommer bei schönem Wetter ab 11 Uhr bis open end geöffnet. Außer Klassikern wie Milchkaffee und Kuchen gibt es auch Handkäs, Schnitzel, diverse Salate, Pizza und Eis.
Georgioskirche

Zwischen den Weltkriegen ließen sich vermehrt orthodoxe Griechen in Frankfurt nieder, die 1947 offiziell eine Kirchengemeinde gründeten. Anfang der 1950er Jahre überließ die Stadt Frankfurt der Kirchengemeinde die im Krieg beschädigte Orangerie im Grüneburgpark, die die Kirchengemeinde in Eigenregie zu einer Kapelle umfunktionierte. Der Bau wurde mit der Zeit baufällig und bekam Risse. Nach langwierigen Verhandlungen konnte er abgerissen werden und die Kirchengemeinde durfte an gleicher Stelle am Rande des Grüneburgparks auf den Fundamenten der ehemaligen Orangerie 1996–1998 eine neue Griechisch-Orthodoxe Kirche des Hl. Georgios im traditionellen Stil bauen. Die 1998 geweihte Kirche hat einen prachtvoll ausgestatteten Innenraum und wird von der griechisch-orthodoxen Gemeinde genutzt. Die Kirche “Heiliger Georgios zu Frankfurt” ist ein Denkmal byzantinischer Baukunst.
Das nördliche Pförtnerhaus (Sebastian-Rinz-Straße)
Zur Anlage zählt ein sehr gut erhaltener Eiskeller auf dem Grundstück des nördlichen der beiden Pförtnerhäuser (Gartenhaus August-Siebert-Straße), der 2010 geöffnet und untersucht wurde.
Haus Rapunzelturm (Sebastian-Rinz-Straße)
Haus Rapunzelturm – ein ehemaliger Wasserturm der 1845 für Anselm Mayer Rothschild von dem Architekten Jakob von Essen erbauten Villa Grüneburg – ist der älteste erhaltene Wasserturm von Frankfurt am Main. Auf quadratischem Grundriß mit fünf Geschossen in Backsteinrohbau errichtet gleicht der Turm eher einem Bergfried einer mittelalterlichen Burg als einem Wasserturm. Heute befindet sich darin ein Wohnhaus, erweitert um den am Bildrand zu erkennenden modernen Anbau.
Der Campus Westend.

Der Campus Westend in und um das ehemalige IG-Farbenhaus wird nach seinem Erbauer auch Poelzig-Bau genannt. Das Grundstück hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Das Gelände schloss den Grüneburgpark ein, 1864 wurde auf seiner Ostseite die „Anstatt für Irrsinnige und Epileptiker“ gebaut, wo der Arzt Heinrich Hoffmann mit für seine Zeit fortschrittlichen Methoden seine Patienten zu heilen versuchte (dem Struwwelpeter-Vater ist das Struwwelpeter-Museum gewidmet). An der Hauswand (Grüneburgweg 95) hängt etwas erhöht die 1,70 x 0,90 Meter große Steintafel des Bildhauers August Bischof. Sie erinnert an den Komponisten Humperdinck und den Arzt und Dichter Heinrich Hoffmann. Beide wohnten hier 1894 für kurze Zeit gemeinsam.
Humperdinck studierte in Köln und München und war Lehrer an dem Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt, bevor er nach Berlin an die Akademie wechselte. Bekannt wurde er durch seine Märchenoper „Hänsel und Gretel“ und die „Königskinder“.
Hoffmann ist der Schöpfer der Kindergeschichte „Struwwelpeter“, die er ursprünglich 1844 für seine Kinder verfasste. Die Gedenktafel mit den beiden runden Bronzereliefporträts wurde zu ihrer Erinnerung am 22.06.1952 angebracht.
Theodor-W.-Adorno-Denkmal und Theodor-W.-Adorno-Platz.

Anlässlich seines 100. Geburtstages im Juli 2003 ließ die Stadt Frankfurt ein Denkmal für den Philosophen, Soziologen und Musiktheoretiker Theodor W. Adorno errichten. Das von dem in Köln lebenden, russischen Künstler Vadim Zakharov geschaffene Denkmal präsentiert einen Arbeitsplatz mit Schreibtisch und Stuhl in einem 2,7 m hohen Glaskubus von 2,5 m Kantenlänge, der von einer 1,55 m breiten Fläche aus labyrinthartig angeordneten, schwarz-weißen Marmor- und Granitplatten umgeben ist. Im Innern des Kubus wurde Parkett verlegt und auf dem Schreibtisch befinden sich verschiedene Gegenstände. Dass es sich bei dem Schreibtisch nicht um die Nachbildung eines Originals, sondern um einen Entwurf des Künstlers handelt, spielt dabei keine Rolle. Ziel des Denkmals sollte es ausdrücklich nicht sein, den originalen Arbeitsplatz auszustellen, sondern ein Bild des Philosophen zu entwerfen.
Ursprünglich wurde das Denkmal auf dem damals in Bockenheim gelegenen Theodor-W.-Adorno-Platz errichtet. Im Zuge der Umbenennung des zentralen Platzes auf dem Campus Westend in Theodor-W.-Adorno-Platz wurde das Denkmal im Frühjahr 2016 auf seinen neuen Standort im Herzen des Campus gebracht. Es steht auf der Grünfläche neben dem Weg zwischen dem Gebäude der Psychologie, Erziehungswissenschaften und Gesellschaftswissenschaften (PEG) und dem Hörsaalzentrum am neuen Theodor-W.-Adorno-Platz auf dem Campus Westend.
Adorno-Gymnasium Miquelallee 160
Seit dem Sommer 2019 ist das Adorno-Gymnasium Teil des Universitätscampus der Goethe-Uni Frankfurt im Stadtteil Westend.
Alois Alzheimer
Sein Name steht für eine Erkrankung des Gehirns, die wir alle fürchten: die Alzheimer-Demenz.
An der Hauswand (Liebigstraße 53) hängt eine Tafel, die an Alois Alzheimer erinnert.
Auch das Wohnhaus in Frankfurt am Main, in dem Alzheimer mit seiner Familie einige Jahre glücklich verbrachte, bevor seine Ehefrau Cecilie 1901 verstarb, steht noch.
Auf dem Campus Westend der Frankfurter Universität gibt es ein Denkmal, das an den Pionier der Hirnforschung erinnert. Das „Irrenschloss“ am Affenstein, wie der Volksmund die damalige Psychiatrie im Frankfurter Westend nannte, ist inzwischen durch einen Neubau im Bauhausstil ersetzt. Alois Alzheimer wurde neben seiner Frau Cecilie inmitten berühmter Persönlichkeiten auf dem Hauptfriedhof von Frankfurt am Main beigesetzt.
Westend-Synagoge (Freiherr-von-Stein-Straße 30)

Die Stadt Frankfurt ist eng mit der jüdischen Gemeinde verknüpft. Sowohl die kulturelle, als auch die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt wurde entscheidend durch die jüdischen Mitbürger geprägt. Ohne ihr Mäzenatentum gäbe es zum Beispiel keine Universität, keine Städelsche Kunststiftung und die wirtschaftliche Ausstrahlung Frankfurts als Finanz- und Handelszentrum wäre nicht einmal erwähnenswert.
Die gewaltige Synagoge des Stuttgarters Franz Roeckle erstand in den Jahren 1908-10 im Jugendstil mit orientalisierenden Elementen inmitten des Westends – einer bevorzugten Wohngegend wohlhabender Frankfurter Juden. Die 1910 eingeweihte Westend-Synagoge ist das größte der fünf jüdischen Gotteshäuser in Frankfurt. Während die ärmeren Juden sich im Umfeld der ehemaligen Judengasse im Ostend ansiedelten, zogen die eher liberalen und bürgerlichen Familien ins Westend. Neben dem Raum für den Gottesdienst für bis zu 1600 Personen – wobei die Frauen (auch auf dem Balkon) links und die Männer rechts zu sitzen hatten – enthält das Gebäude Verwaltungsräume und Wohnungen. Der Kuppelbau im ägyptisch-assyrischen Stil wirkt trotz des massigen Baukörpers aus Muschelkalk eher zurückhaltend als auftrumpfend. Der Zentralbau mit einer vorgelagerten Halle und die freitragende Kuppel wurden aus Eisenbeton errichtet.

Die Westend-Synagoge ist in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 von marodierenden SA-Horden in Brand gesteckt worden, wurde aber nicht wie die anderen anschließend gänzlich abgerissen. Während des Krieges diente die enteignete Ruine jedenfalls als Möbellager und blieb erhalten. Der Rabbiner Georg Salzberger wurde in Dachau inhaftiert und konnte nach seiner Freilassung nach England ausreisen. Die Liegenschaft musste zwangsweise weit unter Wert an die Stadt verkauft werden.
Die Westend-Synagoge gehört zu den wenigen jüdischen Gotteshäusern, die während des Novemberpogroms und des 2. Weltkrieges nicht völlig zerstört wurden. Ihr Wiederaufbau – 1948 bis 1950 – durch die Architekten Max Kemper, Werner Hebebrand in Zusammenarbeit mit Hans Leistikow (die Glasfenster) stellte zwar die äußere Form wieder her, gestaltete den Innenraums jedoch im Geist der fünfziger Jahre aus. Im Jahr 1988 beschloss daher das Komitee „Rettet die Westend-Synagoge“, das Innere des Gotteshauses ebenfalls im Urzustand wiederherzustellen. Unter Henryk Isenberg wurden die Innenverkleidungen entfernt und ein Rekonstruktionsplan entwickelt. Deckenkassetierungen, Friese, Pilaster, Marmorverkleidungen und Vergoldungen konnten auf dieser Grundlage restauriert werden oder neu entstehen.
Tipp: Eine Gelegenheit, die Westend-Synagoge zu besichtigen sowie an Führungen teilzunehmen, bieten die Jüdischen Kulturwochen Anfang Oktober, die Jüdische VHS und die Kulturothek Frankfurt.
Claras Haus (Myliusstraße 32)

Clara Wieck wurde 1819 in Leipzig geboren. 1831 kam sie mit ihrem Vater nach Frankfurt. Unter seiner strengen Anleitung wurde sie zur Klaviervirtuosin ausgebildet und galt als hochbegabtes Wunderkind. Das Mädchen spielte vor Paganini, Goethe und Liszt. Als Pianistin war sie viel mit ihrem Vater auf Reisen. 1836 verliebte sie sich in Robert Schumann, den sie wegen väterlicher Einsprüche aber erst 1840 heiraten durfte. Das Ehepaar zog nach Leipzig und anschließend nach Düsseldorf. In ihren späteren Jahren zog es die große Pianistin zurück nach Frankfurt. 1878 nahm Clara Schumann den Ruf an das Dr. Hoch’sche Konservatorium im Frankfurt an, dort als erste und (zunächst) einzige Klavierlehrerin zu unterrichten. Gründungsdirektor Joachim Raff beschied einer anderen Dame, die wegen einer Stellung anfragte und abgelehnt wurde, Madame Schumann sei eine Ausnahme und man könne sie eben als einen Mann rechnen. Doch bereits 1880 änderte er seine Meinung und hatte bereits zwei weitere Dozentinnen eingestellt.
Nach Antritt dieser Tätigkeit verbrachte Clara Schumann die letzten 18 Jahre ihres Lebens in Frankfurt. In der Myliusstraße 32 erwarb sie ein Haus im schönen Frankfurter Westend mit damals bester Stadtrandlage. Hier umgaben sie ihre Kinder Marie, Eugenie und Felix und die Enkel Ferdinand und Julie. Die Töchter Marie und Eugenie waren ebenfalls als Klavierlehrerinnen tätig. Der Tod des Sohnes Felix – erst 24-jährig im Februar 1879 – bedeutete für Clara Schumann einen schweren Schlag. Felix Schumann wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.
Selbstverständlich veranstaltete Clara Schumann in ihrem Haus auch private Konzerte, insbesondere, wenn Brahms, Joachim Ruff oder Julius Stockhausen zu Besuch waren. Ihre Schüler durften bei diesen Anlässen zuhören. Die Pianistin gab 71-jährig im Jahr 1891 ihr letzes Konzert. Sie starb im Jahre 1896 und wurde in Bonn an der Seite ihres Gemahls Robert Schumann beigesetzt. Das Haus (Myliusstraße 32) mit einem schönen Portal wurde um 1900 von der seit 1790 in Frankfurt ansässigen Familie Flersheim erworben. An der Hauswand hängt eine Tafel, die an Clara Schumann erinnert. Ihr Porträt zierte den letzten deutschen 100-DM-Schein.
Rothschildpark

Von der Bockenheimer Landstraße, zwischen Opernturm und BHF-Bank lädt der neue und zugleich ursprüngliche Zugang in die Parkanlage im Westend ein. 1816 erwarb Amschel Mayer von Rothschild ein Grundstück an der Bockenheimer Landstraße und errichtete einen Nutzgarten mit einem Gartenhaus. 1832 ließ er das klassizistische Rothschild-Palais erbauen. Ein englischer Landschaftspark entstand mit einem neugotischen Turm in Ruinenarchitektur. Noch einmal, 1891, wurden Park und Palais umgebaut. Das Anwesen wurde im Laufe der Zeit bis auf 6 ha Fläche erweitert und erstreckte sich bis zur Staufenstraße, seitlich begrenzt durch die Oberlindau und den Reuterweg. 1938 wurde die Familie Rothschild gezwungen das Palais und den Park weit unter Wert zu verkaufen. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben das Palais und große Teile der Anlage. Die Grundstücke wurden 1951 an die Familie Rothschild zurückübereignet, an den Rändern wurden kleinere Parzellen verkauft und bebaut. Der restliche Park dient seither als städtische Grünanlage.
Die grundlegende Sanierung hat das Gesicht des Parks verändert. Er umfasst nun wieder 4,5 ha. Neue Bäume, Sträucher und Hecken wurden gepflanzt, Teile des Rasens neu angelegt. Weitere Wiesenflächen öffnen den Blick ins Grün stattlicher Bäume im Rothschildpark. Verschlungene Wege bieten immer neue Anblicke. Hinter einem Hügel lugt der restaurierte neugotische Turm hervor, ein ansprechender Spielplatz lädt zum Toben ein.

Und unverändert strahlen die sieben bronzenen Figuren von Georg Kolbes „Ring der Statuen“ Ruhe und Harmonie aus. 1954 wurde diese beeindruckende Skulpturengruppe aus Bronze und Basalt-Lava aufgestellt. Der Künstler Georg Kolbe arbeitete über 14 Jahre an dem Objekt. Es besteht aus sieben überlebensgroßen Bronzefiguren, die im Ring angeordnet sind. Den nackten weiblichen und männlichen Skulpturen sind mit ihren Namen Rollen zugewiesen- Junges Weib, Hüterin, Auserwählte, Amazone, Herabschreitender, Stehender Jüngling und Sinnender. Sie vermitteln ein eigenes, klassisches und harmonisches Ideal des nackten Körpers. Georg Kolbe verwirklichte in vielen seiner Werke sein Ideal des beseelten schönen Leibes. Zur Unterstützung der Einheitlichkeit und Erhabenheit der Figuren befinden sich 14 schmale aufragende Rechtecksäulen zwischen den Statuen. (Foto)
Zwei breite Wege führen auf eine Steinbank zu, die in der Form dem Mittelrisalit des Rothschild-Palais nachempfunden ist. Daneben ist der Güterstein von 1818 aufgestellt mit Namen und Wappen des Anselm von Rothschild, der bei den Sanierungsarbeiten am Turm gefunden wurde.
Bürgerinstitut – Soziales Engagement im Herzen von Frankfurt.

Das Bürgerinstitut ist im Jahr 2020 120 Jahre alt geworden. Ins Leben gerufen wurde es – damals noch als „Centrale für private Fürsorge“ – 1899 von Wilhelm Merton, der mit seinem vielfältigen sozialen und kulturellen Engagement ein ganz besonderes Beispiel für verantwortliches Unternehmertum gegeben hat. In ihrer langen Geschichte hat sich die „Centrale für private Fürsorge“ Mitte der siebziger Jahre umbenannt in „Institut für Sozialarbeit e. V.“ und firmiert mittlerweile unter dem Namen „Bürgerinstitut“.
Es engagiert sich für ganz unterschiedliche Zielgruppen, je nach den aktuellen Nöten und sozialen Problemen der Zeit. Heute liegen die Schwerpunkte des Bürgerinstituts in der Arbeit für und mit älteren Menschen. Es werden aber Programme für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf durchgeführt. Es werden jüngeren Menschen auch Wege aufgezeigt, wie sie sich sinnvoll und aktiv für soziale Belange einsetzen können. Ergänzt wird dies durch eine umfangreiche Ehrenamtsentwicklung und -förderung: mehr als 250 Ehrenamtliche sind regelmäßig in Projekten und unterschiedlichen Arbeitsbereichen aktiv. Vielfältige Betätigungsmöglichkeiten für Gruppen zur Gestaltung der Freizeit sowie Konzerte, Vorträge und Lesungen etc. vervollständigen die breite Palette der Angebote des Bürgerinstituts Frankfurt.
Text: yal
Fotos: yal, gti
September 2021