Stadtteil Sachsenhausen Teil 3 Das Essen. Typische Gerichte. Feste des Stadtteils Sachsenhausen

Sachsenhausen ist berühmt für sein Altstadt-Vergnügungsviertel mit vielen Apfelweinkneipen und Musiklokalen. Es werden hier aber auch beliebte Straßenfeste gefeiert.

 

 


Das Essen – Typische Gerichte

„Grüne Soße“

Grie Soß

Die Frankfurter Grüne Soße ist ein Heiligtum. Dabei ist die Grüne Soße doch eigentlich nur eine kalte Kräutersoße, die zu gekochtem Tafelspitz, Eiern und Pellkartoffeln passt.
Boretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch gehören in eine ordentliche „Grie Soß“.
Wie genau man dann die klein gehackten Kräuter anmacht, ob mit Joghurt, sauer Sahne, mit sauren Gurken, Zitrone, mit/oder ohne Knoblauch, das alles sind die Themen, die die Welt des Frankfurters bewegen.

Frankfurt hat ein Denkmal für seine Spezialität (sieben symbolische Gewächshäuser die Künstlerin Olga Schulz in Gärtner-Viertel Oberrad) und alljährlich ein Event: das Grüne Soße Festival.

Im Mai, wenn die ersten Kräuter aus heimischer Landwirtschaft erhältlich sein sollten, steigt auf dem Roßmarkt in der City ein achttägiges Festival. Hier wird der Frankfurter echt zum Zahlenfetischisten. Weil sieben Kräuter in die Soße gehören, stehen die „Sieben Soßen“ über allem: Im Festzelt stehen an jedem Abend sieben Soßen von einheimischen Gastronomen auf dem Tisch. Moderator Anton LeGoff (eigentlich eine Kunstfigur der Frankfurter Schauspielerin Maja Wolff) zählt als Zeremonienmeister den Countdown am Ende des Votings von der Zahl Sieben herunter. Die sieben Abendsieger müssen am achten Tag noch einmal antreten, wenn der Grüne-Soße-Gesamtsieger gekürt wird. Auf der Bühne gibt es auch ein Show- und Musikprogramm.

Grüne Soße ist auf allen Speisekarten traditioneller Apfelweingastätten und zählt zu den tragenden kulinarischen Säulen, gehört zu Frankfurt wie der Apfelwein. Um ihren Ursprung ranken sich Legenden. Römische Legionäre brachten angeblich deren Rezeptur mit nach Italien. Von dort gelangte die „Salsa verde“ über die Alpen. Eine andere Quelle nennt die französische „Sauce verde“, mitgebracht von den Hugenotten. Ein gedrucktes Rezept findet sich erstmals im „Frankfurter Kochbuch“ (1860) einer gewissen Wilhelmine Rührig. Längst sind mehr als zwanzig Varianten der kalten, zu Ochsenbrust oder gekochten Eiern gereichten Tunke bekannt. Sieben „heilige Kräuter“ müssen jedenfalls hinein.

 Rippchen („Rippche“) mit Kraut, (meistens mit Kartoffelbrei, manchmal auch mit Bauernbrot) eine traditionelle Spezialität aus gepökeltem Schweinefleisch, genauer gesagt vom Kotelett, zart und würzig und dazu Sauerkraut aus eigener Schlachtung, im Geschmack, Design und Aufprallschutz unübertroffen.

Nicht vergessen werden darf natürlich der Inbegriff des Sachsenhäuser Leckerchen – Handkäs’ mit Musik. Der eingelegte Sauermilchkäse mit Brot und Zwiebeln hat den Status eines Grundnahrungsmittels. Musik ist in Form von Essig, Öl und kleingehackten Zwiebeln. Dazu wird kräftiges Bauernbrot und Butter gereicht. Gewöhnungsbedürftig ist die Frankfurter Angewohnheit, dieses Gericht nicht mit komplettem Besteck, sondern lediglich mit einem Messer zu servieren. Bitte nicht nach Gabel fragen, da müssen Sie durch! Aus Sachsenhausen ist weder Handkäs’ wegzudenken, noch der Apfelwein.

Bembel mit Gerippte

Apfelwein – „Stöffche“ – „Nationalgetränk“

„Süßer“, Rauscher“, „Neuer“

Sachsenhausen ist mit seinen zünftigen Lokalen und Fachwerkhäusern das Zentrum der Ebbelwoi-Kultur in Frankfurt. In Alt-Sachsenhausens Gassen wie dem Neuen Wall reihen sich die Apfelweinlokale aneinander. „Wo Kränzche hängt wird ausgeschenkt“ – diesen Satz gibt es bis heute. Selbst gekelterter Apfelwein indes fließt nur noch bei wenigen Wirten aus dem Fass in den Bembel, den typischen graublauen Steinkrug. Der Apfelwein-Bembel ist ein Identifikationssymbol für Sachsenhausen geworden, quasi die steinerne Variante der Apfelweinkönigin.

Geripptes“ –spezielles Glas mit Facettenschliff.

Süßer“ – der frisch Gepresste. Bald darauf wandelt er sich zum moussierenden „Rauscher“. Der klare „Neue“ bzw. „Neue Helle“ wird meist an Neujahr erstmals angeboten. “Sauer gespritzt“ – Apfelwein mit Mineralwasser.

Aber wohlfühlen kann sich jeder im gemütlichen Gastraum des im Jahre 1902 erbauten Gebäudes in der Schweizer Straße 71. Die Familie Wagner hat hier seit 1931 ihren Fichtenkranz aufgehängt. Der geflochtene Kranz ist das traditionelle Zeichen, dass Apfelwein ausgeschenkt wird. War das „Stöffche“ aus oder hatten die Betreiber zu viel in der Landwirtschaft zu tun, wurde der Kranz abgehängt und der Laden war damit geschlossen. Fast drei Dutzend Keltereien, das Gros davon aus Hessen, aber auch aus Frankreich, Österreich, der Schweiz und Kanada, nahmen an der von zwei engagierten Apfelweinherstellern ins Leben gerufenen Jahrgangspräsentation im restaurierten Gesellschaftshaus des Palmengartens (inzwischen ist die Veranstaltung mit mehr als hundert Teilnehmern zur Messe „Apfelwein International“ gewachsen).

Ebbelwei-Express

Das preiswerte Volksgetränk enthält organische Fruchtsäuren, Mineralien, Polyphenole, natürliche Aromastoffe, maximal 5,8 % Alkohol, kein Fett, wenig Kohlenhydrate und nur rund 360 Kalorien pro Liter. Apfelwein regt die Verdauung und den Stoffwechsel an und soll sich insgesamt positiv auf den Organismus auswirken.

Interessant: 1817 gründeten die Gebrüder Freyeisen die „Erste Frankfurter Apfelweinkelterei, die sogar den Sultan des Osmanischen Reichs beliefert haben soll.

Seit 1977 lässt sich mit dem Ebbelwei-Express ganz Frankfurt erkunden.

 

 

Feste im Stadtteil Sachsenhausen

In Frankfurt dauert Pfingsten einen Tag länger als überall sonst. Der Dienstag nach dem Pfingstmontag ist der „Wäldchestag“ – ein eigener „Nationalfeiertag“. Im Stadtwald, gleich neben dem Stadion, in dem sonst die Eintracht kickt, wird ein riesiges Volksfest gefeiert. Hier gibt es alles, was zur traditionellen Zerstreuung gehört: Fahrgeschäfte, Biergärten und sogar eine Wahrsagerin.

Depot 1899. Wirtshaus-Frankfurt

Durch ein bereits im Mittelalter, genauer im April 1342, abgeschlossenes Konkordat zwischen dem Sachsenhäuser Kunstschneeverkäufer Alois Waschbrett und Papst Benedikt XII. wird dem Schweizer Straßenfest jedes Jahr sonniges Wetter garantiert, wohl ein Grund, warum dieses Fest ganz Frankfurt begeistert. Das Schweizer Straßenfest ist das größte seiner Gattung, es geht immer in der zweiten Junihälfte über die Bühne Sachsenhausens. Zwischen Gartenstraße und Textorstraße gibt es neben delikater Feinschmeckerei und althergebrachten Besonderheiten, ein rundum aufregendes Programm mit Musik und Modeschauen. Indisch, türkisch, asiatisch oder bayrisch – alle Kulturen sind in Sachsenhausen vereint unter dem Banner des Apfelweines. Jedes Jahr steht das Schweizer Straßenfest unter einem anderen Motto.

Hirschbrunnen

Ende August hat Sachsenhausen das traditionelle Brunnenfest. Das Sachsenhäuser Brunnenfest wurde 1490 erstmals urkundlich erwähnt. Als Abschluss der jährlichen Brunnenreinigung, einer wirklichen Qual, wurde das Brunnenfest gefeiert. Ein Höhepunkt des beliebten Brunnenfestes ist die Kür der Brunnenkönigin. Diese stellt gemeinsam mit dem Brunnenschultheiß den Bezug zu den historischen Wurzeln der Brunnenreinigung und des Wasserschutzes dar. Ein Fest mit einer über 500-jährigen Tradition ist in der hektischen Gesellschaft von heute schwer zu finden. Dieses Fest reiht sich in die hochkarätige Liste mit Sachsenhäuser Festivitäten ohne Mühen ein. Beim Spaziergang durch Alt-Sachsenhausen sollten einem nun die zahlreichen restaurierten Brunnen ins Auge fallen.

Auch die „Nacht der Museen“ hat sich zu einer festen Größe im Feierkalender entwickelt. Im Mai öffnen die Häuser auch nachts. Natürlich nicht nur am Museumsufer, aber dort geht die Party ab, weil sich die meisten Häuser ja hier befinden.

Am Letzten August-Wochenende ist das Areal zwischen Eisernem Steg und Holbeinsteg Kulisse für das Museumsuferfest (die Tradition, die 1988 begann), das Hunderttausende Besucher anzieht. Es vereint Kultur (mehr als 20 teilnehmende Museen), Kunsthandwerk und kulinarische Offerten und endet mit einem großen Feuerwerk. Zwar sind die Museen Ursprung und Kernstück des Festes, allerdings bieten die zahlreichen Bands, DJs und Partyzelte, die Unmengen an Menschen, die Vielfalt an Essensstände und schließlich der atemberaubende Blick auf die Skyline ein Ambiente, bei dem sich die meisten Besucher fest vornehmen, während des Festes zwar nicht in die Museen zu gehen, allerdings gleich am folgenden Wochenende einen Tag mit Kultur zu verbringen.

Mit dem „Museumsbutton“ an 3 Tagen hat man freien Eintritt in alle geöffneten Museen.

Livemusik und Lesungen gibt es regelmäßig in der Fabrik (Mittlerer Hasenpfad 5), einem neobarocken Backstein-Ensemble, in dem ab 1881 Mineralöle verarbeitet wurden.

Einmal im Jahr, Anfang September, steigt in die Wallstraße und die Brückenstraße das große Fest. Die Kreativen haben ihre eigene Messe. Die heißt herrlich ironisch „Stil-Blüten“ und wird von der Szenefrau (Modedesignerin) Stella Friedrichs seit 2004 veranstaltet.

Stadtkino „Harmonie“

Frankfurt hat im Stadtteil Sachsenhausen ein außergewöhnliches Stadtkino, die „Harmonie“ am Lokalbahnhof. Das Kino gehört zwar mittlerweile zur Familie eines Leinwand-Großkonzerns, wird aber unabhängig geführt, in der Art eines Independent-Lichtspieltheaters. Ein echtes Arthaus-Kino.

Traditionell ist der Frankfurter Flohmarkt am Sachsenhäuser Mainufer angesiedelt, einem wunderschönen langgezogenen Ort, mit Bäumen, Flussblick und Promenade. Der Markt findet im wöchentlichen Wechsel immer samstags einmal am Sachsenhäuser Ufer und einmal im Osthafen (in der Lindleystraße) jeweils von neun bis 14 Uhr statt.

Mainspiele für Kinder.
In den warmen Monaten finden an der Uferpromenade und dem Platanen-gesäumten Hochkai die Mainspiele für Kinder statt.

Text: yal

Fotos: yal

Oktober 2021