Nordend- West
Die amtliche Statistik der Stadt Frankfurt kennt zwei Nordend-Stadtteile: Nordend-Ost und Nordend-West. Der westliche Teil ist wohlhabender. Hier sind die Wohnungen größer und das Einkommen der Einwohner höher.

Das Nordend beherbergt viele Institutionen von überregionaler Bedeutung: den Hessischen Rundfunk, die Deutsche Nationalbibliothek, die Fachhochschule, das Polizeipräsidium, die Stiftung für Blinde und Sehbehinderte, das Gehörlosenzentrum, die Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen und zahlreiche Konsulate.
Außerdem gibt es im Nordend mehrere Krankenhäuser und einige Schulen – darunter die größte Berufsschule Hessens, die Berta-Jourdan-Schule und die größte jüdische Schule Frankfurts, die Isaak-Emil-Lichtigfeld-Schule im Philantropin. Das größte Kino Frankfurts, das “Metropolis” ist an der südlichen Einmündung des Öder Wegs untergebracht. In der Adlerflychtstraße findet man das kleinste Kino der Stadt: das Programmkino “Mal Seh´n” mit der Szenekneipe “Filmriss”.

Es gibt viel zu entdecken zwischen dem Sandweg und der Eschersheimer Landstraße.
An der Ecke Blumenstraße/Eschenheimer Anlage befindet sich das Maurische Haus – eines der außergewöhnlichsten Häuser der Stadt. Das Maurische Haus spielt mit seinen Ecktürmchen, Reliefs und Fensterbögen fröhlich mit orientalischen Motiven und ist ein typischer Vertreter des romantischen Stils der 1850er Jahre. Das Haus wurde 1856-1857 vom Maurermeister Johann Friedrich Weinsperger errichtet.
Im südlichen Teil der Friedberger Landstraße/Ecke Mercatorstraße steht das Hessendenkmal (Künstler: Carl Gotthardt Langhans). Es erinnert an die 82 Soldaten und Offiziere der hessischen Armee, die 1792 bei der Befreiung Frankfurts von französischen Revolutionsgruppen, starben.

An der Kreuzung Friedberger Landstraße/Nibelungenallee steht das City Gate, zuvor Büro-Center-Nibelungenplatz, ursprünglich Shell-Hochhaus. 1993 wurde das Gebäude saniert, mit einer neuen Glasfassade versehen und von 90 auf 110 Meter erhöht. City Gate ist das höchste Hochhaus des Nordens.
Gleich gegenüber hat die Fachhochschule Frankfurt, die zu den profiliertesten in Deutschland zählt, ihr Domizil. Rund 16 000 Studenten streben hier nach Bildung.

Wenn man weiter die Nibelungenallee in Richtung Eckenheimer Landstraße entlanggeht, erreicht man die Deutsche Nationalbibliothek. Mit rund 40 Millionen Datenträgern ist sie die größte Bibliothek der Bundesrepublik Deutschland und eine der größten Bibliotheken der Welt. Hier finden Lesungen, Buchpräsentationen und viele andere Kulturveranstaltungen statt. Die Bibliothek ist für jedermann zugänglich.

Nur ein paar Schritte von der Bibliothek entfernt befindet sich der Frankfurter Hauptfriedhof. Viele bekannte Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden: Theodor W. Adorno, Alois Alzheimer, Liesel Christ, Ernst May, Arthur Schoppenhauer und viele andere. Die Parklandschaft des Friedhofs ist schon an sich sehr sehenswert. Das Alte Portal aus dem Jahr 1828 und die Haupttrauerhalle, die 1909 erbaut wurde, sind die architektonischen Höhepunkte.
Entlang der Adickesallee in Richtung Osten, am Polizeipräsidium vorbei, erreicht man den Hessischen Rundfunk. Der Rundbau des Hessischen Rundfunks ist eines der bekanntesten und interessantesten Gebäude Frankfurts. Besonders sehenswert ist die denkmalgeschützte Goldhalle, die als Foyer für den großen Sendesaal dient, in dem Konzerte und Kulturveranstaltungen stattfinden.

Eine besondere Sehenswürdigkeit des Viertels ist der Holzhausenpark mit dem Holzhausenschlösschen. Das Schlösschen wurde nach Plänen des französischen Baumeisters Louis Rémy de la Fosse 1729 fertiggestellt. An dieser Stelle hatte bereits seit dem Mittelalter die Familie von Holzhausen ihren Landsitz. Mehr als 500 Jahre lang bewohnten die Holzhausens ihr Schloss selbst. Der letzte Nachfahre verkaufte vor dem Ersten Weltkrieg den Besitz an die Stadt. Seit 1989 ist das Holzhausenschlösschen der Sitz der Frankfurter Bürgerstiftung und ist öffentlich zugänglich. Neben Konzerten, Lesungen und anderen Kulturveranstaltungen sind es besonders die Veranstaltungen für Kinder, die großen Zulauf finden. Die Margot-Wansleben-Kinderbibliothek und ein eigener Kinderchor sind hier untergebracht.
Für Familien mit Kindern ist auch der Holzhausenpark mit dem großen Spielplatz zu einem beliebten Anziehungspunkt geworden. Er bietet Sandkästen, Klettergeräte, Tischtennisplatten und einen Wasserlauf, in dem es sich herrlich spielen lässt. Ein Café versorgt Besucher mit Getränken, Kuchen und Eis.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich im Nordend eine bemerkenswerte Kneipen- und Kultur- Szene. Die Nordend- Kundschaft ist durchaus zahlungskräftig und wird entsprechend mit kulinarischen Angeboten versorgt. Das Nordend-West auf seinen rund 3,100 km2 Fläche mit fast 31.000 Einwohnern zählt nicht nur zu den dichtest besiedelten, sondern zugleich zu den beliebtesten Stadtvierteln. Dieser Stadtteil bietet eine der schönsten Architekturen der Stadt, viele Gebäude und Boulevards reichen bis in die Gründerzeit zurück. Hier gibt es die meisten Kneipen, kleinen Geschäfte und Büros. Hier lohnt ein Bummel am Nachmittag zwischen kleinen Boutiquen, stilvollen Altbauvillen, aufwendig restaurierten Fassaden und Jugendstilambiente.
Text: gti
Fotos: yal, gti
Oktober 2021