Nordend-Ost

Das Frankfurter Nordend ist einer der vier Stadtteile der Frankfurter Innenstadt.  Zu statistischen und verwaltungstechnischen Zwecken ist er in Nordend-West und Nordend-Ost eingeteilt.

Die Bezeichnung „Nordend“ wurde in Frankfurt etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich. Um diese Zeit begann die nachhaltige Bebauung des nördlichen Teils der Stadt. Heute ist Nordend ein beliebter Stadtteil mit vielen Einkaufsmöglichkeiten, mehreren Kindereinrichtungen und Schulen, hervorragenden Kneipen und einigen der schönsten Parks Frankfurts. Er ist bestens durch öffentliche Nahverkehrsverbindungen erschlossen.

Bethmannpark

Nördlich der alten Wallanlagen, zwischen Friedberger Landstraße und Bergerstraße liegt der Bethmannpark. Die Frankfurter Bankiersfamilie von Bethmann erwarb diesen  Garten im Jahre 1789, um dort Gemüse und Obst anzubauen. Aus dem Nutzgarten wurde dann im Laufe der Zeit ein Ziergarten. 1941 gelangte der Bethmannpark in städtischen Besitz. Zur einer besonderen Attraktion ist der Park 1989 geworden, als auf seinem Gebiet der „Garten des Himmlischen Friedens“ angelegt wurde. Es ist ein chinesischer Garten – in klassischer Tradition von

Chinesischer Garten

chinesischen Fachkräften gestaltet – und zählt heute zu den schönsten in Frankfurt. Der Bethmannpark bietet Ruhe und ist ein Genuss für alle Pflanzenliebhaber.

Wenn man vom Bethmannpark aus die Berger Straße aufwärts geht, erreicht man nach nur ein paar Schritten den Ypsilon-Buchladen mit einem angegliederten Café. Seine Geschichte begann 1978 mit der Gründung eines undogmatisch-linken – damals des kleinsten der Stadt – Buchladens, aus dem 1987 ein Buchladen-Café wurde. Heute ist es ein etabliertes Szenelokal. Man kann hier literarischen Lesungen zuhören, Ausstellungen besichtigen oder einfach nur Zeitung lesen und einen guten Kaffee genießen.

Merianplatz

An der U-Bahn-Station Merianplatz stoßen wir auf eine architektonische Sehenswürdigkeit des Viertels: das Merianbad. Der Namensgeber Matthäus Merian gilt als Pate für den Platz im Nordend. Er ging seinem Handwerk als Kupferstecher nach und fertigte Frankfurter Stadtansichten. Das Merianbad diente ab 1888 als öffentliche Badeanstalt für die Bürger. Gestiftet hatte das Bad der Frankfurter Bankier Teodor Stern, um die hygienischen Verhältnisse zu verbessern. Das Merianbad war die erste Einrichtung dieser Art in der Stadt. Anfang des 2000er Jahre wurde das Bad geschlossen. Danach wurde der unter Denkmalschutz stehende Bau zu einem Café umgestaltet, das 2005 eröffnete. Seit Juli 2019 ist dort eine neue Gastronomie eingezogen: „Kupferstecher“. Der Merianplatz ist ein beliebter Treffpunkt für Flaneure und Liebhaber eines guten Kaffees, ausgesuchter Weine und Getränke und natürlich eines leckeren Essens.

Seit November 2009 steht am Merianplatz der erste offene Bücherschrank in Frankfurt. Jetzt gibt es in vielen Stadtteilen solche offenen Bücherschränke, die das kostenlose Austauschen, Ausleihen und Verschenken von Literatur ermöglichen. Sie sind rund um die Uhr geöffnet und jeder kann lesenswerte Bücher hineinstellen oder mitnehmen.

Kinderbüro

Das Nordend bietet auch viele Möglichkeiten zur Begegnung und zur Freizeitgestaltung, die nicht an den Besuch von Kneipen oder Cafés gebunden sind. Das „Jugendhaus Heideplatz“ ist ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich kulturell oder sportlich betätigen wollen. Musik ist natürlich ein wichtiger Teil des Angebots. Regelmäßig gibt es Konzerte, die von den Jugendlichen selbst organisiert werden und die auf große Zustimmung bei Publikum und Presse stoßen. Für viele Jugendliche ist das eine wichtige Bestätigung. Ein Team von Pädagogen und Sozialarbeiter begleitet die oft nicht ganz einfache Arbeit.

„Jugendhaus Heideplatz“

Träger des Jugendhauses ist der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit. Auch das Kinderbüro hat im „Jugendhaus Heideplatz“ sein Domizil gefunden. Es betrachtet sich als eine Interessenvertretung für alle Frankfurter Kinder und gleichzeitig als eine Informations- und Clearingstelle für Eltern und Kinder, die Probleme haben.

Der größte Park des Nordends ist der Günthersburgpark. Das Gelände des ehemaligen Landsitzes der Familie Rothschild lädt mit seinem alten Baumbestand und

Guenthersburgpark

vielen freien Wiesenflächen zum Relaxen ein. Seit 1892 steht der Günthersburgpark allen Besuchern offen und wird von sehr vielen Frankfurter Bürgern gerne genutzt. Unzählige Kinder kühlen sich besonders im Sommer am „Sprühfeld“ gerne ab. Eine große Anzahl von Joggern, dreht mehrere Runden um die Rasenflächen. Viele Jugendliche spielen Basketball, Fußball oder Tischtennis. Die gestressten Bürger suchen schließlich auch die Erholung einfach nur in der Sonne oder im Schatten.

Am Rand des Günthersburgparks hat der Kinderschutzbund sein Domizil gefunden, und organisiert in einer, heute noch erhaltenen Orangerie, verschiedene Veranstaltungen. Zwei bronzene Kunstwerke können im Park bewundert werden: der mächtige Stier von Fritz Boehle und der Sämann von Constantin Emile Meunier.

Ein besonderes kulturelles Ereignis ist das STOFFEL, ein Fest im Freien im Günthersburgpark. Seit 2004 findet es in den Sommerferien statt und geht auf eine Initiative des Stalburg-Theaters zurück. Kabarett wird geboten – entweder politisch oder aber nur satirisch. Musik vom Feinsten, Lesungen, Theater – für jeden ist etwas dabei. Die Menschenmassen strömen herein und lassen sich auf den Bänken oder auf dem Rasen nieder. Seit 2009 gibt es auch das „Stoffelchen“ – ein Kinderprogramm für die Kleinen. Der Eintritt ist frei. Das Stalburg-Theater finanziert das Fest über Spenden.

Vom nördlichen Ausgang des Günthersburgparks erreicht man in wenigen Minuten den Wasserpark zwischen Friedberger Landstraße und Dortelweiler Straße. Er ist seit 2002 im Besitz der Hessenwasser GmbH & Co KG. Mit seiner Hügellandschaft und dem alten Baumbestand ist er nicht nur einer der ältesten öffentlichen Parks Frankfurts, sondern auch einer der beschaulichsten.

Hochbehälter

In der Unterwelt des Wasserparks befinden sich Hochbehälter, die insgesamt 25.450 m³ Frischwasser fassen. Die Industriearchitektur der Zweckbauten ist im Stil der Neorenaissance gestaltet. Die Gebäude verfügen über schmiedeeiserne Tore, die mit Löwenköpfen verziert sind. Das 1901 errichtete Pumpenhaus ist heute  nicht mehr im Betrieb.

Im Juli 2017 eröffnete „Mainova“ im Wasserpark Frankfurts den ersten öffentlichen Lehrpfad zum Thema Wasser. Kinder, Jugendliche und interessierte Erwachsene können sich dort an insgesamt neun Stationen umfassend informieren und selbst aktiv werden. Ziel ist es, einen verantwortungsbewussten Umgang mit Wasser zu vermitteln, und das auf eine spielerische Art und Weise.

Es ist nicht alles gut im Nordend. Wegen der dichten Bebauung sind Parkplätze äußerst knapp. Die Beliebtheit des Viertels führt zu ständig steigenden Mieten. Das Nordend ist jedoch städtisch, quirlig, anziehend und unterhaltsam. Auf die gestellte Frage, wo man in Frankfurt gerne leben möchte, wird man häufig „Nordend“ als Antwort zu hören bekommen.

Text: gti

Fotos: gti

August 2021