Ginnheim

Nicht mal vier Kilometer vom Stadtkern entfernt – im Nordwesten von Frankfurt – liegt ein unscheinbarer und teilweise noch dörflich geprägter Stadtteil: Ginnheim.

 

 

Geldmuseum der Deutschen Bundesbank

Es befinden sich hier keine spektakulären historischen Sehenswürdigkeiten, obwohl die Geschichte der Besiedlung des Stadtteils sogar bis in die Bronze- und die Römerzeit zurückreicht, wie archäologische Funde belegen. Die Verwaltungsgrenzen von Ginnheim sind fließend und für den uneingeweihten Betrachter recht ungewöhnlich gezogen. Mit dem im Volksmund „Ginnheimer Spargel“ genannten – 340 Meter hohen – Fernmeldeturm, der die Skyline von Frankfurt prägt und in dem sich früher in luftiger Höhe ein exklusives Restaurant mit Diskothek befand, gehört auch das markante Gebäude der Deutschen Bundesbank mit dem angeschlossenem Geldmuseum zu der Gemarkung Bockenheim, da die Stadtteilgrenze entlang der Wilhelm-Epstein-Straße verläuft. Auch das Markus-Krankenhaus – eine bedeutende Frankfurter Klinik – und der in der Nähe befindliche Friedhof („Neuer Bockenheimer Friedhof“) gehören nicht zu Ginnheim.

Niddapark

Die Grenzen zu den westlichen Stadtteilen Hausen und Preungesheim verlaufen fließend, da in dem sogenannten „Ginnheimer Wäldchen“ eindeutige und markante Abgrenzungen nicht auszumachen sind. Im „Volkspark Niddatal“ (so der offizielle Name der mit 168 Hektar größten Parkanlage der Stadt) fand 1989 die Bundesgartenschau statt, die leider zu einem finanziellen Flop wurde. Das Areal mit einem kleinen Wäldchen und ausgedehnten Wiesen, Kleingärten und sportlich genutzten Anlagen wurde aber anschließend für alle Frankfurter zu einem beliebten und gern besuchten Ausflugs- und Naherholungsgebiet.

Alte Bethlehem-Kirche

Ginnheim besitzt einen alten Ortskern mit einer Kirche („Alte Bethlehem-Kirche“), die sogar auf eine mehrere Jahrhunderte dauernde Geschichte zurückblicken kann. Der Bau entstand am Anfang des 18. Jahrhunderts und diente durch die wechselvolle Geschichte des Stadtteils sowohl der lutherischen als auch der reformierten Gemeinde („Bikonfessionalität“) als Gotteshaus. Er ist sehr schlicht gehalten, mit einem auf dem Dachfirst aufgesetzten Glockentürmchen und relativ kleinen rundbogigen Fenstern auf jeder Seite des Gebäudes. Die Kirche ist heute ein Kulturdenkmal. Auf dem kleinen Vorplatz entstand im Rahmen eines Nachbarschaftsprojektes zwischen angelegten Hochbeeten ein gern besuchter Treffpunkt für Ginnheimer Bürger.

Restaurant “Zum Alten Adler”

Ganz in der Nähe befindet sich das traditionsreiche Restaurant „Zum Adler“ mit einem Biergarten, in dem seit den 1980er Jahren eigenes Hausbier („Zwölf Apostel“) ausgeschenkt wird. Sogar Napoleon soll hier einmal eingekehrt sein. Die benachbarte Bebauung in Alt-Ginnheim erinnert mit ihrem dörflichen Charme an vergangene Zeiten der Ortschaft, als sie noch weit außerhalb der Stadtgrenzen von Frankfurt lag. Erst 1901 wurde Ginnheim eingemeindet. Ein Jahrzehnt später wurde der Stadtteil mit den Nachbarorten Bockenheim und Dornbusch durch zwei Straßenbahnlinien verbunden

Siedlung Höhenblick

Am Ginnheimer Hang entstand im Baustil des Neuen Frankfurt in den 1920er Jahren die von Ernst May und Martin Elsässer entworfene Siedlung Höhenblick, die sich von dem steilen Hang zu westlich gelegenen ausgedehnten Auwiesen im Tal des Flusses Nidda öffnet. Sie ist heute ein Kulturdenkmal. Die Gegend war so attraktiv, dass die Architekten auch ihre eigenen Villen in diesem städtebaulichen Ensemble unterbrachten. Im Unterschied zu anderen Projekten des Neuen Frankfurt, die erschwinglichen Wohnraum für die arbeitende Bevölkerung Frankfurts schaffen sollten, nahm die Siedlung Höhenblick eine Sonderstellung ein. Durch die exklusive Lage, großzügig bemessene Wohnflächen und eine gehobene Ausstattung wurde sie zum Anziehungspunkt für den gehobenen bürgerlichen Mittelstand und einige namhafte Frankfurter Künstler (z.B. der Grafiker Hans Leistikow und der Maler Willy Baumeister).

Rosa-Luxemburg-Straße

Nach dem Krieg erfolgte ein systematischer Ausbau Ginnheims als Wohnstätte für hier stationierte amerikanische Soldaten. So entstand an der Raimundstraße die Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Siedlung. An der Bahntrasse im Westen wurden im sozialen Wohnungsbau genossenschaftlich finanzierte 3-stöckige Mehrfamilienhäuser – mit einigen wenigen Hochhäusern durchsetzt – errichtet, die einen günstigen Wohnraum für die damals rasch wachsende Bevölkerung Frankfurts boten. In den 1970er Jahren entstand die Rosa-Luxemburg-Straße – eine zur Stadtautobahn ausgebaute Hochstraße, die den Stadtteil seitdem zerschneidet und eine Verbindung zur Nordweststadt darstellt. Nach dem Rückzug der amerikanischen Soldaten und der Übernahme der ehemaligen Housing Areas durch die Stadt Frankfurt wuchs die Bevölkerungszahl Ginnheims abermals.

Colorado-Park

Eine Erinnerung daran, dass hier jahrelang auch amerikanische Kinder gespielt haben, bildet der „Colorado Park“ – ein Abenteuerspielplatz an der Raimundstraße. Es ist eine sozialpädagogische Einrichtung, die mit einer nachgebauten Western-Stadt und einer Mississippi-Wasserspielanlage den Kindern gerade in der Ferienzeit mit einem abwechslungsreichen Programm die Möglichkeit bietet, sich auszutoben. Ganz in der Nähe, in der Platenstraße, befindet sich der Zirkus Zarakali – ein Förderprojekt der Stadt Frankfurt. Hier können Kinder in verschiedenen Spielgruppen, Akrobatikkursen und Workshops Einblick in das faszinierende Zirkusleben gewinnen. Es besteht auch die Möglichkeit, Kindergeburtstage, Siedlungs- und Straßenfeste zu organisieren.

Bis heute ist Ginnheim ein etwas verschlafener und unscheinbarer Stadtteil mit Wohncharakter – ruhig, doch verkehrstechnisch gut an die Innenstadt angebunden, ohne spektakuläre kulturelle Höhepunkte, aber doch lebens- und liebenswert.

 

Text: pis

Fotos: pis

August 2021

 

 

 

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