Die Frankfurter Altstadt
Die Frankfurter Altstadt um den Römerberg ist der kleinste, aber mit dem Römer, dem Kaiserdom und der Paulskirche gleichzeitig der wohl auch geschichtsträchtigste Stadtteil der Mainmetropole.
Die zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert angelegte Frankfurter Altstadt ist mit einer Fläche von etwa einem halben Quadratkilometer der kleinste Stadtteil Frankfurts. Er liegt am nördlichen Mainufer, gegenüber des am südlichen Mainufer gelegenen Stadtteils Sachsenhausen. Laut Bürgeramt für Statistik und Wahlen lebten hier Anfang 2021 4.255 Einwohner. Die Altstadt ist von der Innenstadt umgeben – von der seit dem 14. Jahrhundert entstandenen Neustadt. Das Zentrum der Altstadt ist seit dem 9. Jahrhundert der Römerberg. Verbunden wird der Römerberg mit Sachsenhausen durch eine Fußgängerbrücke über den Main – den 1869 erstmals eingeweihten Eisernen Steg. Er erfuhr eine erste Höherlegung in den Jahren 1910 bis 1912 wegen geringer Durchfahrtshöhe auf dem Main. Nach einer Sprengung 1944 folgte sein Wiederaufbau im Jahre 1946. Er ist eines der Wahrzeichen Frankfurts und beliebte Foto-Location mit Blick auf die Skyline der Mainmetropole.
Direkt am Eisernen Steg ist die Anlegestelle der Frankfurter Personenschifffahrt GmbH, der Primus-Linie. Für Flussabenteurer werden hier u.a. Rundfahrten in Frankfurt angeboten. Der Römerberg, der im Volksmund auch liebevoll die „Gudd Stubb“ genannt wird, war seit 1356 ein Ort für Feierlichkeiten bei Kaiserkrönungen und ist bis heute ein gern besuchter Veranstaltungsort während der Frankfurter Messen. Hier findet auch der alljährliche Weihnachtsmarkt statt, so auch 2021, vom 22. November bis 22. Dezember, trotz stark ansteigender Corona-Inzidenz. Der Rathausplatz, mit einer Platzfläche von etwa 4000 Quadratmetern ist mit den im nahen Umfeld gelegenen zahlreichen Sehenswürdigkeiten (der Römer, der Kaiserdom und die Paulskirche) selbstverständlich ein beliebtes Besuchsziel für Touristen.
Historische Sehenswürdigkeiten in der Frankfurter Altstadt
Eine einzigartige Darstellung des mittelalterlichen Stadtkerns vor der Zerstörung im Oktober 1943 und März 1944 durch Luftangriffe, die eine der größten Fachwerkaltstädte Europas in Flammen aufgehen ließen, zeigt ein Altstadtmodell auf einer Fläche von 4,80m mal 2,50m. Es ist im Historischen Museum, dem Museum für Kunst, Kultur und Geschichte Frankfurts zu besichtigen und zu bestaunen. Heute befinden sich auf dem Gebiet der Altstadt mehrheitlich Zweckbauten aus den 1950er und 1960er Jahren. Die Ostzeile des Römerbergs wurde 1985 wieder aufgebaut. Ein weiterer Wiederaufbau – bzw. die teilweise Rekonstruktion des Altstadtviertels – wurde 2007 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Der Baubeginn war 2012 und dauerte bis zum September 2018, als die „Neue“ Altstadt feierlich übergeben wurde.
Die historische Frankfurter Altstadt mit etwa 1200 Fachwerkhäusern war früher 40mal größer als das, was jetzt wiederaufgebaut wurde. Die Rekonstruktion ist insgesamt ca. 7000 qm groß und nimmt ihren zentralen Platz zwischen dem Kaiserdom und dem Römer – auf dem sogenannten Krönungsweg – der Hühnermarkt ein. Mit dem Stoltze-Brunnen wird an den Heimatdichter Friedrich Stoltze erinnert, der sich im 19. Jahrhundert um die Deutsche Einheit verdient gemacht hat. Die Neue Altstadt besteht aus 15 originalgetreu rekonstruierten Häusern und 20 architektonisch angepassten Neubauten. Es ist eine ansprechende Mischung aus Gebäuden entstanden, die Wohnungen, Geschäfte, Cafés, Restaurants und Museen beherbergen. Bedeutsame Bauwerke, wie z.B. das Haus zur Goldenen Waage, das Neue Rote Haus am Markt, das Haus zum Esslinger am Hühnermarkt und das Goldene Lämmchen wurden nach Vorlage des historischen Grundrisses des Viertels rekonstruiert. Das besondere Flair der Neuen Altstadt besteht allerdings auch darin, dass nur inhabergeführter Einzelhandel die Ladenflächen mieten durfte.
Das im Rahmen der teilweisen Rekonstruktion der „Neuen Altstadt“, für 8 Millionen Euro wieder hergestellte, einst prachtvollste Haus Frankfurts – das Kaffeehaus „Goldene Waage“ zwischen Stoltze-Brunnen und Dom – ist ein absolutes Highlight. Das Areal erwarb Anfang des 17. Jahrhunderts ein aus den spanischen Niederlanden stammender Zuckerbäcker und Gewürzhändler. Nach Abriss des alten vierstöckigen Vorderhauses zwischen 1618 und 1619 wurde der in Auftrag gegebene Neubau mit seiner Renaissancefassade ein Prunkstück des Viertels. Nicht nur von außen ist es heute sehenswert. Mit Unterstützung des Historischen Museums wurden die oberen Stockwerke so eingerichtet, wie es der damaligen Zeit entsprach. Auch das barocke „Haus zum Esslinger“ am Hühnermarkt, in dem die Tante Goethes – Johanna Melber – wohnte, wurde nach den noch vorhandenen Vorlagen komplett rekonstruiert. Als seinerzeit das Haus der Familie Goethe umgebaut wurde, wohnten ihre Mitglieder vorübergehend hier.
Das Haus „Goldenes Lämmchen“ war Patriziersitz und ein ehemals bedeutender Messehof. Das ursprünglich im 14. Jahrhundert erbaute und ebenfalls zwischen 2013 bis 2018 rekonstruierte gotische Fachwerkhaus – das „Alte Rote Haus“ – ist entgegen jeder Vermutung weiß und steht direkt neben dem „Neuen Roten Haus“. Vom Nürnberger Hof – einem im 14. und 15. Jahrhundert entstandenen Handelshof der Nürnberger Kaufleute nördlich des Römerbergs und östlich der Paulskirche – sind nach einem Straßendurchbruch zur Braubachstraße 1905, den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau der Altstadt 1952 bis 1955, nur noch zwei Tor-Durchfahrten zum inneren Hof der Anlage erhalten geblieben.
Das 1479 im Renaissancestil erbaute „Haus Wertheym“, ist das einzige von etwa 1200 Fachwerkhäusern, das die Zerstörung der Frankfurter Altstadt fast unbeschadet überstanden hat. Das heutige Gebäude entstand um 1600. Erstmals erwähnt wurde es 1383. Das Kulturdenkmal – Frankfurts ältestes Restaurant – ist ein Touristenmagnet und steht zwischen Römerberg und Main.
Das Rathaus
Der Römer, eines der ältesten Rathäuser Deutschlands, ist seit 1405 das Frankfurter Rathaus und ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt. Der Name leitet sich von italienischen Kaufleuten ab. Sie waren die Erbauer des Hauses und wurden im Volksmund einfach „die Römer“ genannt. Der heutige Sitz des Oberbürgermeisters und der Stadtverordnetenversammlung wurde nach der Zerstörung 1944, nach der kaum mehr als die Fassade stehen blieb, bis 1952 äußerlich unverändert restauriert. Hinter dem mittelalterlichen Erscheinungsbild des Römers entstand ein modernes Bürohaus im Stil der 1950er Jahre. Über die Grenzen Frankfurts hinaus dürfte auch der Balkon des Frankfurter Rathauses nicht unbekannt sein. Hier zeigten sich zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten bei großen Events und Empfängen. So beispielsweise Königin Elisabeth II., die DFB-Frauen beim Empfang nach dem Sieg der EM 2013 und die Mannschaft der Frankfurter Eintracht nach dem Pokalsieg.
Der Kaisersaal ist das Prunkstück des Römers. Der ehemalige Versammlungssaal des Frankfurter Rates dient bis heute als Festsaal für alle wichtigen gesellschaftlichen Anlässe. Alle 52 zum Kaiser oder zum König gekrönten Häupter des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sind in einer vollständig erhaltenen und in ihrer Art einzigartigen Gemäldegalerie zu sehen. Auch eine Kopie der Goldenen Bulle, die die Stadt Frankfurt 1356 zum Wahlort der deutschen Könige bestimmte, befindet sich hier.
Religiöse Stätten
Im Kaiserdom St. Bartholomäus wurden die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt und später auch gekrönt. 1239 wurde mit dem Bau des gotischen Doms begonnen und im Wesentlichen zwischen 1250 und 1514 abgeschlossen. Der erste Wiederaufbau des Doms nach dem Brand im August 1867 dauerte mit Vollendung des Westturms und des Langhauses von 1869 bis 1880. Der zweite Wiederaufbau nach den großen Schäden durch die Bombenangriffe auf die Altstadt im März 1944 dauerte von 1948 bis 1955. Auf 66 Metern Höhe des 95 Meter hohen Domturms, ist eine Aussichtsplattform. Der Weg dorthin über 328 Stufen lohnt sich. Von hier hat man einen wunderbaren Blick über Frankfurt. Der Zutritt zu der aus rotem Sandstein erbauten katholischen Pfarrkirche ist frei.
In der Paulskirche – 1789 bis 1833 erbaut – tagte 1848 die erste deutsche Nationalversammlung, die als Wiege der deutschen Demokratie gilt. Durch die Willkür zahlreicher Fürsten und Könige wuchs die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Im April 1848 genehmigte die Nationalversammlung die erste demokratische Wahl. Mit den Schlagworten „Einigkeit, Recht und Freiheit“ forderte die Revolution eine Republik, ein vereinigtes Deutschland und ein einheitliches und demokratisches Grundgesetz. An der Paulskirche steht heute auch das Mahnmal für die Opfer des Naziterrors, das 1964 aufgestellt wurde. Die Alte Nikolaikirche am Römerberg ist eine spätgotische Kirche, die von 1290 bis zum 14. Jahrhundert eine kaiserliche Hofkapelle war. Sie blieb bei der fast kompletten Zerstörung der Altstadt durch die Bombenangriffe 1944 – wie durch ein Wunder – weitgehend verschont. Sie wird seit 1949 von der Evangelischen Kirchengemeinde genutzt. Täglich um 9 Uhr und 12 Uhr ist ein Glockenspiel zu hören.
Die 1219 als spätromanische Basilika errichtete und später gotisch umgebaute Leonhardskirche am Mainufer ist eine römisch-katholische Kirche. Sie war eine wichtige Zwischenstation für die Pilger auf dem Jakobsweg. Sie blieb bei den Luftangriffen auf Frankfurt fast unversehrt.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Im Archäologischen Garten auf dem Römerberg kann man die historischen Spuren Frankfurts bis in die Antike zurückverfolgen. Er wurde zwischen 2013 bis 2016 im Rahmen des Dom-Römer-Projekts zum Schutz vor Witterungseinflüssen mit dem Stadthaus am Markt überbaut und 2018 unter dem neuen Namen „Kaiserpfalz Franconofurd“ als Außenstelle des Archäologischen Museums Frankfurt wiedereröffnet.
Weitere Kunst im öffentlichen Raum stellen folgende Brunnen dar: der 1611 entstandene und 1887 renovierte und während der Luftangriffe 1944 kaum beschädigte Justitia- oder Gerechtigkeitsbrunnen und der 1893/1894 erbaute, 1944 zerstörte und 1983 wieder aufgestellte Minerva-Brunnen direkt auf dem Römerberg. Nicht weit davon entfernt befinden sich der Schöppen-Brunnen in der Fried-Lübbecke-Anlage und der 1770 entstandene Liebfrauenbergbrunnen auf dem Liebfrauenberg – ein spätbarocker Springbrunnen mit einem Obelisken.
Museen, Galerien und Kabarett
Die Neue Altstadt soll Zentrum einer Kulturmeile in der Frankfurter Innenstadt werden. Dort befindet sich das Struwwelpeter-Museum (Kindermuseum) und das historische Gebäude des Steinernen Hauses mit einem modernen Anbau, das dem Frankfurter Kunstverein als Sitz dienen. Durch seine zahlreichen Ausstellungen der modernen Kunst hat er sich einen festen Platz im kulturellen Leben Frankfurts erobert.
In direkter Nachbarschaft steht die Schirn, eine weit über Frankfurt hinaus bekannte Ausstellungshalle. Direkt dahinter liegt das gern besuchte und sehr informative Historische Museum mit Ausstellungen über die Geschichte der Stadt Frankfurt am Main. Das alte Gebäude wurde 2012 abgerissen und durch einen im Jahre 2017 eröffneten Neubau ersetzt.
Das Dommuseum und das Caricatura-Museum (Museum für Komische Kunst) befinden sich beide in Rufweite der „Goldenen Waage“. Caricatura ist im Leinwandhaus untergebracht, einem der wenigen gotischen Steinhäuser Frankfurts, das nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Weitere Museen in der Altstadt oder der unmittelbaren Nähe sind: das Junge Museum Frankfurt – ein 2018 zum 45. Jubiläum seiner Gründung neu eröffnetes Kindermuseum mit interaktiven Ausstellungen für Familien mit Kindern ab 6 Jahren, das Timeride Frankfurt, wo man sich mit Hilfe von Virtual Reality auf eine Zeitreise begeben kann, das Museum für Moderne Kunst in der Domstraße und das
Archäologische Museum Frankfurt im Karmeliterkloster. Das in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründete Karmeliterkloster beherbergt auch das Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt. Neben der Dauerausstellung der Wandgemälde des Klosters kann man auch wechselnde Kunstausstellungen besuchen. Ergänzt wird die Kulturmeile zusätzlich durch zahlreiche Galerien und Kunsthäuser in der Altstadt und in deren Nähe
Ein Programm aus Kabarett, Satire, Magie, Comedy, Lesungen und Kunst wird seit 1950 im urigen Klosterkeller des Karmeliterklosters – im Kabarett „Die Schmiere“ angeboten. Bedingt durch die Corona-Pandemie finden allerdings derzeit keine Aufführungen statt. Seit Oktober 2021 ist die Ausstellung zu „70/71 Jahren Schmiere“ geöffnet.
Abschließend zu diesem Einblick in den wohl geschichtsträchtigsten Stadtteil Frankfurts wäre eine der angebotenen Führungen (auf dem Römerberg buchbar) zu empfehlen. Es dürfte sich lohnen. Mehr Infos erhalten sie auf http://www.frankfurt-tourismus.de/ oder persönlich im Besucherzentrum „Tourist Information Römer“, Römerberg 27, 60311 Frankfurt am Main. (mba)
Text: mba
Fotos: mba
Februar 2022