Auch in diesem Jahr geht der Hessische Verlagspreis nach Frankfurt: Den Hauptpreis bekommt der Regionalverlag Henrich Editionen, den Sonderpreis erhält Edition Faust für den Bereich Graphic Novel.
Am 21. Juli 2022 war es soweit: Die Staatssekretärin Ayse Asar (Grüne) überreichte im Wiesbadener Literaturhaus den Hessischen Verlagspreis an gleich zwei Frankfurter Verlage. In der einladenden Atmosphäre der historistischen Villa Clementine an der Wilhelmstraße wurden zugleich auch 20.000 Euro vergeben. Der mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an den Verlag Henrich Editionen in Niederrad. Als Sonderpreis für die Sparte Graphic Novel erhielt Edition Faust im Dornbusch 5.000 Euro. Seit vier Jahren nun gibt es diese Auszeichnung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e.V. des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. „Der Verlagspreis ist Teil einer Initiative zur Verlagsförderung und soll die kulturelle Vielfalt der hessischen Verlage unterstützen und erhalten“, heißt es offiziell ergänzend. In die Auswahl kommen demnach nur Verlage, deren Jahresumsatz unter zwei Millionen Euro liegt. Laut Angaben des Börsenverein des Deutschen Buchhandels werden für den Hauptpreis die Verlagsstrategie und das Gesamtprogramm, nicht einzelne Bucherfolge oder bekannte Autor*innen bewertet. Für den Sonderpreis sollen vor allem einzelne Komponenten eines Verlagsprogramms die besondere Beachtung der Jury finden.

So ist der Hauptpreis-Gewinner in diesem Jahr das Verlagshaus Henrich Editionen, Ableger eines Frankfurter Familienbetriebs, einer bereits im Jahr 1901 in Schwanheim gegründeten Druckerei. Nach Erweiterungen und Umzügen, zuletzt an den heutigen Standort in Niederrad, werden seit 2010 dort auch Bücher verlegt. Themenschwerpunkt ist Frankfurt am Main und das Rhein-Main Gebiet. Diese selbst gewählte Einschränkung erlaubt eigenen Angaben zufolge ein vielseitiges und ambitioniertes Programm. In deren Katalog finden sich: Kinder- und Jugendbücher, ein Stadtführer für Kinder im Grundschulalter, auch neuere Frankfurter Geschichte, ein historischer Kriminalroman, Goetheturm, Krönungsweg und Frankfurter Küche als Bastelbogen, Bild- und Essaybände, ein multikulturelles Kochbuch und natürlich der unvermeidliche Apfelweinführer.
Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Mit den Henrich Editionen wird einen Verlag geehrt, der sich ganz auf seine hessische Region besinnt. Die Publikationen zur regionalen Kultur, den Gebräuchen der Stadt und ihrer Geschichte sind aber nicht nur von Interesse für das einheimische Publikum. Die Henrich Editionen legen Wert darauf, mit ihrem Programm Menschen zu erreichen, die neu im Land, neu in der Stadt sind und sich hier zu Hause fühlen sollen. Nicht nur inhaltlich, auch in der Herstellung setzen die Henrich Editionen unter der Leitung von Cristina Henrich-Kalveram auf den Standort Rhein-Main und sind daher ein regionaler Produzent im besten Sinne.“
Im Vergleich zum Medienunternehmen aus Niederrad ist der Sonderpreis-Gewinner 2020 Edition Faust noch ein junges Unternehmen. Die Edition Faust wurde im Jahr 2014 gegründet und ist der Verlag der Faust Kultur GmbH, die das Online Portal Faust-Kultur betreibt. Graphic Novel neu bearbeitete Klassiker stellen einen Teil des Programms, eine seit den 80er Jahren und aus den Vereinigten Staaten übernommene Bezeichnung für Comics im Buchformat. Und genau von dieser Sparte zeigte sich die Jury besonders angetan. Oftmals erscheinen große Werke der Weltliteratur wie „Faust“ staubtrocken. Die Graphic Novel Ausgabe setzt genau hier an, wo viele Leser*innen den originalen „Faust“ zur Seite legen würden. Neben Goethes Werk finden sich natürlich auch noch weitere literarische (Neu)Schöpfungen im Angebot, wie etwa „Schloss Otranto“ von Horace Walpole, Theodor Storms „Schimmelreiter“, Hofmanns „Sandmann“, Schillers „Geisterseher“ und Heinrich von Kleists „Marquise von O….“. Neu erscheint zu E.T.A. Hoffmanns 200. Todestag „Der goldene Topf“. Texte mit mehr oder weniger phantastischem Inhalt.
Auch hierzu die Begründung:
„Die Jury haben besonders die Aktivitäten im Bereich Graphic Novel beeindruckt. Hier werden Werke der klassischen Literatur oder Personen der Weltgeschichte an ein neues, zeitgenössisches Format adaptiert und grafisch visualisiert. Mit den Künstlerduos Dacia Palmerino / Andrea Grosso Ciponte sowie Alexander Pavlenko / Jan Krauß hat der Verlag Partner*innen gefunden, die es hervorragend verstehen, die Inhalte bekannter Klassiker in der heutigen Zeit neu zu erzählen. Seien es Goethes Faust, Teil 1 oder Novellen von Theodor Storm und E.T.A. Hoffmann – durch die sprachliche Anpassung und die gewaltige Bildwelt des modernen Genres kommt es zu ganz neuen Interpretationen und Lerneffekten. Darüber hinaus sind Gesamtgestaltung und Herstellung der Bücher sehr gut gelungen.“
Die Laudationen hielten der Frankfurter Literaturhausleiter Hauke Hückstädt und der Schriftsteller und Journalist Harry Oberländer. Sei noch erwähnt, dass von der siebenköpfigen Jury fünf Expert*innen davon aus der Mainmetropole kommen. Diese sind: Florian Balke (FAZ, Frankfurt am Main), Katharina Hesse (Stiftung Buchkunst, Frankfurt am Main), Björn Jager (Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V., Frankfurt am Main), Jutta Leimbert (Buchhandlung Vaternahm, Wiesbaden), Hans Sarkowicz (Hessischer Rundfunk, Frankfurt am Main), Ute Schwens (Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main) und Aljoscha Walser (Berater für die Medienindustrie, Neu-Isenburg). (msh)
Kontakt:
Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland e. V.
Frankfurter Straße 1
65189 Wiesbaden
Tel.: 0611 16660-0
E-Mail: briefe@boersenverein-hrs.de
Henrich Edition
Henrich Druck + Medien GmbH
Schwanheimer Straße 110
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069 96777-0
E-Mail: info@henrich.de
Edition Faust
Faust Kultur GmbH
Grillparzerstraße 53
60320 Frankfurt am Main
Tel: 069 5640-25
E-Mail: verlag@editionfaust.de