Marion Poschmann – neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim

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Am 30. Juni 2022 wurde auf dem Platz vor der Nikolauskapelle in Bergen-Enkheim der Name der neuen Stadtschreiberin bekanntgegeben. Die Jury entschied sich für die in Berlin lebende Autorin Marion Poschmann.

Sie ist die 49. Preisträgerin und übernimmt am 2. September 2022 beim Stadtschreiberfest den symbolischen Schlüssel zum Stadtschreiberhaus von ihrer Vorgängerin Dorothee Elmiger. Die Rede ist von Marion Poschmann, die nach der Übergabe dann ein Jahr dort mietfrei wohnen kann, es aber nicht muss. Der von der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim verliehene Stadtschreiberpreis, mit 20.000 € dotiert, verlangt keine Residenzpflicht. Die Autorin wurde 1969 in Essen geboren, studierte in Bonn und Berlin Germanistik, Philosophie, Slawistik und Szenisches Schreiben, 2002 legte sie den Roman „Baden bei Gewitter“ und den Gedichtband „Verschlossene Kammern“ vor. Seitdem hat sie mehrere Bände Lyrik und Prosa veröffentlicht. Ihre Romane „Die Sonnenposition“ und „Die Kieferninseln“ standen auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Marion Poschmann
Marion Poschmann 2015 Berlin
©Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag

Der sorgfältige, aber auch erfindungsreiche Umgang der Lyrikerin mit Sprache macht auch ihre Romane zur immer wieder überraschenden Lektüre. In “Sonnenposition” beschreibt sie eine Welt zwischen Wahn und Wirklichkeit, Tag und Nacht, Familiengeheimnissen und deutscher Vergangenheit. In “Die Kieferninseln” führt die Flucht aus der Ehe einen Gelehrten eigentlich zufällig und unvorbereitet nach Japan. Dort trifft er auf den selbstmordgefährdeten Studenten Yosa Tamagotchi; der Name zeigt Frau Poschmanns Humor, wir erinnern uns an dieses betreuungsintensive Spielzeug. Naturschwärmerische Reisebeschreibungen eines klassischen japanischen Dichters bringen ihn auf die Kieferninseln. Dort ist die Schönheit der beschriebenen Plätze der Industrialisierung oder dem Tsunami zum Opfer gefallen. Trotzdem lehrt ihn diese kurze Reise ein neues Lebensgefühl und bringt ihn zu seiner Frau zurück. In dieses Buch flossen Marion Poschmanns Erfahrungen einer dreimonatigen Japanreise ein. Für ihre Lyrik und Prosa wurde sie vielfach ausgezeichnet. So erhielt sie unter anderem den WORTMELDUNGEN-Literaturpreis, den Bremer Literaturpreis, den Hölty Preis für Lyrik und den Lyrikpreis Orphil. Diese Aufzählung soll hier genügen, eine vollständige Liste wäre hier zu umfangreich.
Aus der Begründung der Stadtschreiberjury:

„Die Natur ist bei Marion Poschmann tonangebend – in ihren Gedichten genauso wie in der Prosa. Die Autorin sieht sich einer ‚Naturlyrik‘ verpflichtet, die zwangsläufig auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen reagieren muss. In ihrem Essay ‚Laubwerk‘ hat Marion Poschmann ein literarisches Manifest zur Klimaveränderung geschrieben – voller Verve und voller Nachdenklichkeit… In ihren Romanen bestechen die poetischen Worterkundungen und das Schaffen neuer imaginärer Räume, und sie spielt auffallend gern melancholisch, skurril und lustbetont mit romantischen Motiven. So begibt sich in Die Kieferninseln ein eheflüchtiger Privatdozent und Bartforscher unvorbereitet nach Japan. Detailkundig, zugleich schimmernd ironisch wird die Reise durch ein hochtechnologisiertes Land auf den Spuren eines Haikudichters geschildert.“

Frankfurter Wochenblatt KW 27, 2022

So wird auch dieses Jahr eine bedeutende Autorin geehrt, ein ganzer Stadtteil kann sich nun auf das Stadtschreiberfest freuen! (msh)

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