Komische Zeit!
Bis Mitte September zeigt das Frankfurter Caricatura-Museum die Ausstellung “Gerhard Haderer”. Knapp 200 bitterböse Karikaturen des österreichischen Künstlers bekommt das Publikum zu sehen.

Der Superstar der komischen Künste aus Österreich gastiert sehr zur Freude der Betreibers des Caricatura-Museums wieder in Frankfurt. Anlass der Begeisterung sind die teils großformatigen Ölgemälde des international gefeierten Karikaturisten Gerhard Haderer, die bis zum 17. September 2023 im “Museum für Komische Kunst” zu sehen sind. Der 72-Jährige Künstler ist kein No-Name, sondern zählt zu den bedeutendsten satirischen Zeichnern im deutschsprachigen Raum. Bereits 39 Jahre ist es schon her, als Haderers erste Karikatur auf dem Cover der Salzburger Satirezeitschrift „Watzmann“ erschien. Seinerzeit wurde die Chefredaktion des österreichischen Nachrichtenmagazins „profil“ auf den Zeichner aufmerksam. Bis 2009 arbeitete er regelmäßig für das Magazin. Salonfähig und einem Millionenpublikum bekannt wurde der beißende Spott Haderers erst durch seine Kolumne „Haderers Wochenschau“ im „Stern“. Ganze 25 Jahre lang zeichnete er dort bis 2016 und hielt der Leserschaft des Magazins den Spiegel vor. Auch der „Wiener“, „Titanic“, „GEO“ und „trend“ und zuletzt für die „Oberösterreichischen Nachrichten“ zählten zu seinen Auftraggebern. Laut Mitteilung des Museums heißt es: „Haderers Arbeiten kommentieren mit ihrem hintersinnigen Witz gesellschaftliche und politische Missverhältnisse. Sie fordern heraus, provozieren. Insbesondere diejenigen, die sich von den Karikaturen ertappt fühlen. Das zeigen viele öffentliche und teils heftige Reaktionen auf seine Werke”.
Alltäglicher Wahnsinn

Ganz egal, ob es um Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport, Religion, Tourismus oder den Alltag geht, der Meister der Satirezeichnung lässt einfach kein Thema aus. „Gerne nimmt Haderer Spießbürger, Politiker, Konsumfreunde, Militärs und die Vertreter des „Zeitgeistes” aufs Korn. Er macht auch nicht Halt vor Religion, Migration, Klimawandel, sozialer Ungerechtigkeit, Bürokratiewahnsinn oder Sportskandalen”, bemerkt das zweite Hörfunkprogramm des Hessischen Rundfunks, hr2. Auf jedem Bild wird sofort deutlich, womit man es zu tun hat: „Mein spektakulärstes Urlaubs-Selfie”, so der Titel seiner Zeichnung, die im „Stern” am 18. Juni 2015 erschien, zeigt zum Beispiel einen Hai, aus dessen Rachen eine menschliche Hand mit Handy und Verlängerung ragt. Immerhin ist auf dem Bild kein Gesicht zu sehen. Denn wer Haderers üblich gemalten Fratzen in all ihrer Hässlichkeit anschaut, den kann der Verdacht beschleichen, der Künstler hasse die Menschen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: „Haderer hasst die Menschen nicht. Er hasst nur, was aus ihnen werden kann”, schreibt die Frankfurter Rundschau.
Mit größter Genaugkeit
„Haderer spürt, welches Thema die „Volksseele“ gerade bewegt oder sie zum Gären bringt. Er legt, immer mit Bedacht, den Finger in die Wunde und bringt so auf den zeichnerischen und textlichen Punkt, was die Menschen betrifft, drangsaliert oder auch ängstigt: Den ganz alltäglichen Wahnsinn”, ergänzt das Museum weiter. Seine gesamten Arbeiten entstehen in seinen Ateliers am Wohnort in Linz und im Ferienhaus am Attersee. Auf Skizzen folgt eine erste Zeichnung, dann die Ausarbeitung mit Buntstiften aus zarten und kräftigen Strichen. Geradezu liebevoll und mit größter Genauigkeit nähert er sich seinen Szenerien. „Im Schnitt benötigt er zehn bis 12 Stunden bis zum fertigen Werk, für seine großformatigen Ölgemälde benötigt er gute drei Monate”, heißt es weiter. So oder so – der Besuch im Caricatura Museum mit all seiner komischen Kunst ist lohnenswerter denn je. (DE/2023)

Kontakt:
Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
60311 Frankfurt am Main
Tel: 069 21230161
E-Mail: caricatura.museum@stadt-frankfurt.de
Öffnungszeiten:
Di bis So von 11.00 – 17.00 Uhr
Mo geschlossen
Kosten:
8 € (ermäßigt 4 €)
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Informationen zur Barrierefreiheit