Roederstein in Frankfurt

Das Städel Museum holt vom 20.7. bis 16.10. die Ausstellung „Frei schaffend“ der Malerin Ottilie W. Roederstein nach, die letztes Jahr durch die Pandemie verschoben wurde. Gezeigt werden Gemälde und Zeichnungen, die die künstlerische Entwicklung dieser Ausnahme-Malerin in den Mittelpunkt stellen.

Das Frankfurter Städel Museum in Sachsenhausen-Nord präsentiert in seiner aktuellen Ausstellung “Frei schaffend” bis zum Oktober einen künstlerischen Rückblick mit insgesamt 75 Gemälden und Zeichnungen der Künstlerin Ottilie W. Roederstein. Grundlage hierfür dient die eigene Sammlung, die 28 Werke der Künstlerin beherbergt und eigenen Angaben zufolge, neben dem Stadtmuseum in Hofheim am Taunus und der Kunsthalle Zürich, zu den bedeutendsten Sammlungen zählt.
Gegen herrschende Normen
Die deutsch-schweizerische Malerin (1859-1937) war eine der herausragenden Künstlerinnen der Zeit um das 19te Jahrhundert. Nach einer Ausbildung in Zürich, Berlin und Paris lebte sie 1891 in Frankfurt am Main. 1909 ließ sie sich mit ihrer Lebensgefährtin, der Frauenärztin Elisabeth Winterhalter, im benachbarten Hofheim am Taunus nieder. Als freiberufliche Porträtistin behauptet sie sich in einer männerdominierten Kunstwelt und trotzte selbstbewusst den herrschenden gesellschaftlichen Normen. Ihr facettenreiches Werk spiegelt viele modernistische Tendenzen wider: „Von akademischer Kunst und Experimenten mit altmeisterlicher Tempera bis hin zu Impressionismus, Symbolismus und Stilelementen der Neuen Sachlichkeit“, schreibt das Städel Museum auf der Homepage dazu.
Netzwerker und Lehrer
Heute ist die Malerin trotz ihres einst hohen Rufs leider kaum noch bekannt. Dennoch ist Roedersteins Werk untrennbar mit der Geschichte des Städel Museums und der Stadt Frankfurt verbunden. Noch zu Lebzeiten gelangten ihre eigenen Arbeiten in die Sammlung, und ihr Atelier in der Städelschule ist nur wenige Meter vom Museum entfernt. „Anhand einer Fülle historischer Fotografien, Dokumente und Briefe beleuchtet die Ausstellung auch Rodsteins Rolle als einflussreicher Netzwerker und Lehrer“ heißt es in einer Mitteilung des Städel Museums weiter.

Heute nahezu unbekannt
Neben dem Wunsch unbedingt Künstlerin zu sein, wollte Roederstein durch ihre Malerei auch ein eigenständiges Leben führen können. So experimentiert sie nicht mit ihrem Portrait, sondern orientiert sich am geforderten traditionellen Stil. Sie konnte fast alles: Das Repertoir reichte von leichten Damenbildnissen bis zu dunkelmelancholische Seelenporträts. Sie hatte Kenntnisse der Kunstgeschichte, technische Virtuosität und ein Talent für den „Wow-Effekt“ in ihren Bildern bewiesen. Dennoch verlor die Nachwelt das Interesse an ihren Werken, sodass sie heute nahezu unbekannt ist. Erst seit 2012 wird das Interesse an Kunstgeschichte wieder geweckt und eine Reihe von Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz organisiert.
1929, an ihrem 70. Geburtstag, wurde Roederstein zur Ehrenbürgerin der Stadt Hofheim ernannt und mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Auch der Frankfurter Künstlerbund und die Ortsgruppe Frankfurt des Bundes Deutscher Künstler und Kunstfreunde wählten sie laut dem Internetportal Wikipedia zum Ehrenmitglied. Schlussendlich ist der Ottilie-Roederstein-Platz in Hattersheim nach der Künstlerin benannt. (RA-Mai 2022)
Kontakt:
Städel Museum
Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main
Tel: 069 605 098-0
E-Mail: info@staedelmuseum.de