150 Jahre Palmengarten
Der Palmengarten feierte im Jahr 2021 sein 150-jähriges Bestehen. Eröffnet wurde er im Jahr 1871 im Frankfurter Westend durch eine private Bürgerinitiative und eine speziell dafür gegründete Aktiengesellschaft. Seit damals dient der Palmengarten der Pflanzenschau und ist Veranstaltungsort für Konzerte und Tänze an der Bockenheimer Straße.
Inmitten des Frankfurter Westends liegen nicht nur der Grüneburgpark und der Botanische Garten, sondern auch der 29 Hektar große Palmengarten, der ein Kultur- und Erholungspark für Frankfurt am Main ist. Aus einer finanziellen Notlage heraus, wurde Heinrich Siesmayer (1817-1900), der Kunst- und Handelsgärtner gewesen war und sich mit der Gestaltung des Bad Nauheimer Kurparks einen Namen gemacht hatte, von Herzog Adolph von Nassau (1817-1905) beauftragt, die private Frankfurter Bürgerinitiative “Verein für die Förderung des öffentlichen Verkehrslebens in Frankfurt” für die Idee eines botanischen Gartens zu begeistern. Auch der Gründer der FAZ Leopold Sonnemann (1831-1909) war von dieser Idee begeistert und unterstützte sie in der Frankfurter Bürgerinitiative.
Der adlige Botanicus Herzogs Adolph sah sich veranlasst, seine berühmten Biebricher Wintergärten zu verkaufen. 1866 annektierte Preußen unter anderem auch Frankfurt am Main, was zur Folge hatte, dass der Herzog von Nassau in finanzielle Schwierigkeiten geriet und er seine gut 200 exotischen Pflanzen im Schlosspark Wiesbaden-Biebrich verkaufen musste, die er dort jahrelang gezüchtet hatte. So war Preußen maßgeblich an der Entstehung des Palmengartens im Frankfurter Westend beteiligt.
Der Garten entsteht
Im Mai 1868 wurde ein Komitee gebildet, das wiederum am 6. August 1868 eine Aktiengesellschaft zum Erwerb des Biebricher Wintergartens gründete. Durch den erfolgreichen Verkauf der Aktien an die Frankfurter Einwohnerschaft wechselten für 60.000 rheinische Gulden Adolph von Nassaus grüne Schätze den Besitzer. Sie gingen an die Frankfurter Privatinitiative für einen Tropischen und subtropischen Garten.
Die Aktiengesellschaft erhielt von der Stadt Frankfurt in Erbpacht sieben Hektar Land an der damals noch ländlichen Bockenheimer Straße, und Heinrich Siesmayer wurde mit dem Bau beauftragt. Zwischen 1869 und 1870 wurden die Gewächshäuser nach englischen und französischen Vorbildern zwischen dem Schlosspark Wiesbaden-Biebrich und der Bockenheimer Straße verlegt oder neu errichtet. Besonders anregend war die Pariser Weltausstellung 1867, die für ihre neueste Technik mit ein Katalog warb.
Die erste Blumenschau im neuen Gartenreich mit seinem prächtigen Ensemble aus Palmenhaus und angrenzendem Gesellschaftshaus wurde am 16. März 1871 in Anwesenheit des preußischen Kronprinzen eröffnet. Das Konzept zwischen Pflanzenschau, Konzerten und Tanzveranstaltungen machte den Palmengarten zur viel gepriesenen Touristenattraktion, die 1889 durch den Kaiserbesuch von Kaiser Wilhelm I noch wesentlich bekannter wurde.
Die Weiterentwicklung
Nach dem Abschied von Heinrich Siesmayer 1886 als ehrenamtlichem Direktor, beendete der Palmengarten seine Aufbaujahre. Nachfolger von Siesmayer wurde zwischen 1854 und 1923 der Gartenfachmann August Siebert, der auch als Geschäftsmann ein hohes Ansehen hatte. Siebert konnte seine Amtszeit mehrfach verlängern. In dieser Amtszeit konnte er in den knappen vier Jahrzehnten den Park mehrfach erweitern, indem er neue Gewächshäuser und ein Rosarium errichtete. Durch Siebert wurde der Park mit elektrischer Beleuchtung und einer elektrischen Eisenbahn ausgebaut. Später kam auch eine Eisbahn dazu. Außerdem ließ er einen Gartenführer erstellen, den er dem Publikum anbot. Nach Sieberts Tod übernahm Otto Krauss von 1923 bis 1931 die Leitung des Gartens. Das Palmengarten-Sportfest, das am 6. Juni 1897 begann, wurde zu einer der wichtigsten Leichtathletik-Veranstaltungen in Deutschland.
Kriegszeiten sind Notzeiten
Während des Ersten Weltkrieges wurde in den Gewächshäusern und im umliegenden Freiland frisches Gemüse für die Versorgung der Patienten im naheliegenden Lazarett angebaut. Das Villenviertel Westend überstand der Weltkrieg halbwegs schadlos, jedoch beutelte die folgende Wirtschaftskrise das Westend und den Park sehr hart.
Die Gründerväter der Aktiengesellschaft waren nun mit der Pflege und dem Unterhalt des Palmengartens überfordert, obwohl die Stadt Frankfurt bereits große Summen investiert hatte. Der Palmengarten übernahm daher 1931 seine Verantwortung, als die Stadt Frankfurt die Aktiengesellschaft in den Verein Freunde des Palmengartens übertrug, der noch heute im gemeinnützigen Förderverein die städtische Anlage mit unterstützt. Im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wurde der Garten, während der Wirtschaftskrise zwischen den beiden Weltkriegen, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend modernisiert. Während der Wirtschaftskrise übernahm 1932 bis 1945 Max Bromme die Leitung des Gartens.
Auch der Zweite Weltkrieg hatte den Palmengarten gebeutelt, und 1944 wurde durch einen Bombenangriff sowohl ein Flügel des Gesellschaftshauses, als auch der Musikpavillon zerstört. Die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmte den Park als „Recreation Center“ (Freizeitcenter) für ihre Soldaten. Erst 1953 wurde der Park wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Während der amerikanischen Besatzungsmacht zwischen 1945 und 1968 hatte Fritz Joseph Encke die Leitung inne.
Neubeginn nach den Kriegszeiten
Seit 1959 führt der Garten die längste ununterbrochene Open-Air-Konzertreihe Jazz im Palmengarten auf. Sie gehört zu den längsten Konzertreihen in Deutschland. Außerhalb der Konzertreihe gab und gibt es weitere Musikveranstaltungen, Konzerte und Kammeropern. Highlight im Palmengarten ist die 1972 eröffnete Palmenbahn, die mit ihrer Strecke durch den Park ihr Publikum anlockt.
Zwischen 1968 und 1992 übernahm Gustav Schoser die Zügel des Palmengartens. Durch sein Wirken veränderte er die Geschichte des Gartens. Der erfahrene Planer hatte einen großen Einfluss auf Frankfurt. In der Siesmayerstraße ließ er das repräsentative Eingangsschauhaus errichten und gründete die Grüne Schule, die erste pädagogische Bildungseinrichtung im Palmengarten. Durch die Anstellung von zwei zusätzlichen Botanikern stellte Schoser die Pflege der Pflanzen sicher. Er nahm auch Einfluss auf die Neuerungen des Subantarktishauses, sowie auf die Verlegung und Gestaltung des Rosengartens und auf den Bau des neuen Ausstellungspavillons Rosenbrunn, wie auch auf die Umgestaltung der Betriebstechnik, der Gärtnerei und der Konzertbühne.
Er schaffte Platz für die Realisierung des Baus einer Glashausanlage. Schosers Ehrgeiz war groß und mit der Erweiterung des Areals um weitere 22 Hektar und den Auszug eines Tennisclubs, konnte er dies inmitten der grünen Oase realisieren. Mit Großveranstaltungen wie der 8. Weltorchideenkonferenz, einer Weltkakteenschau und internationalen Kongressen für Rosenliebhaber und Sukkulentenforscher, wurde der Ruf des Palmengartens noch bekannter.
Das heutige Ziel des Palmengartens ist es, mehr als ein Botanischer Garten zu sein, und stattdessen ein Erholungsraum für alle. Der Park bietet nicht nur verschiedene Musikprogramme und Unterhaltungsangebote an, sondern auch viel Freiraum für Sportbegeisterte. Beliebt ist das seit 1931 gefeierte Rosen- und Lichterfest, das im Gesamtkonzept des Palmengartens berücksichtigt wurde.
Ab den 90ern
Der Palmengarten musste sich immer wieder neu erfinden: so wie Ende der 90er Jahre, als finanzielle Engpässe dazu führten, dass verstärkt private Mittel eingeworben werden mussten. Wie zuvor, wurde der Palmengarten durch bürgerschaftliches Engagement gerettet, zum Beispiel durch die Aktion: „Rettet das Palmenhaus“. Als erste Frau übernahm zwischen 1992 und 1996 die Botanikerin Dr. Isolde Hagemann die Leitung des Palmengartens. Sie zwang alle Ämter zum Sparen und warb mit neuem Stil für den Palmengarten. Mit dem Hortus Palmarum garantierte Hagemann nicht nur das Ausland und den Frankfurter Flughafen. Durch Hagemanns Geschick konnte der Palmengarten verschiedene Kooperationen und Sponsoren begeistern.
Um die Zukunft des Palmengartens und des Botanischen Gartens zu sichern, wurde 2010 die Stiftung Palmengarten für die Renovierung und für die langfristige Erhaltung des Gartens gegründet. Im Jahr 2012 wurde nicht nur das Gesellschaftshaus, das wichtigste Gebäude auf dem Gelände, renoviert, sondern auch der historistische Große Saal des berühmten Architekten Friedrich von Thiersch (1852–1921) wurde renoviert und mit einer Wiedereröffnung im Gesellschaftshaus gefeiert.
1998–2018 übernahm der Stellvertreter Hagemanns, Matthias Jenny, kommissarisch die Amtsgeschäfte des Gartens und wurde schließlich im Januar 1998 neuer Direktor des Gartens. Mit dem Erfolg der Spendenaktion 1999 konnte die Wiedereröffnung des sanierten Palmenhauses gefeiert werden. Gleichsam wurde sie zum Symbol seiner Arbeit und der Zukunft der Grün-Oase, des Palmengartens und des Botanischen Gartens.
Mit Geldern der Stiftung Palmengarten konnte der Bau des Blüten- und Schmetterlingshauses verwirklicht werden. Seit 2018 ist die zweite Frau Katja Heubach in der Geschäftsführung. Sie führte eine Umfrage durch, um zu ermitteln, wer genau aus welchen Gründen den Palmengarten besucht. Die häufigsten Antworten waren: die Suche nach Ruhe und Entspannung und der Wunsch nach Bildungsangeboten.
13.000 tropische und subtropische Pflanzenarten können im Palmengarten, dem benachbarten Botanischen Garten und dem angrenzenden Grüneburgpark, einem der größten Grün- und Erholungsparks Frankfurts, entdeckt werden. Größter Publikumsmagnet ist das 1869 aus Glas und Stahl erbaute Palmenhaus, das aus einer Tropenlandschaft und sechs Schauhäusern mit verschiedenen tropischen Lebensräumen besteht. Das offizielle Motto des Gartens lautet “Pflanzen, Leben, Kultur” und es besteht seit 1997.
Um den Palmengarten und Botanischen Garten zu erhalten, müssen immer wieder Umbauten vorgenommen werden. Es muss fortlaufend Geld investiert werden, um die Freude am Palmengarten zu erhalten. Augenmerk sind wiederkehrende Veranstaltungen im Park, wie Buchlesungen, Erlebnis-Führungen und verschiedene Musikangebote, wie Jazz und Klassik, und die Zusammenarbeit zwischen dem Palmengarten und der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Somit kann der Palmengarten für klimagefährdete Pflanzen der letzte Ort sein, wo sie noch wachsen.