
In diesem Jahr befindet sich der Frankfurter Stadtwald seit 650 Jahren im Besitz der Stadt Frankfurt. Angefangen hat alles im Jahre 1351, als Kaiser Karl der IV. in Geldnot war.
Früher brauchten Könige und Kaiser immer viel Geld, um Kriege zu führen und ihr eigenes Leben zu finanzieren. So auch Kaiser Karl der IV. Um an sein nötiges Kapital zu kommen, lieh er sich vom Landvogt Ulrich III. von Hanau 400 Pfund Heller und verpfändete im Jahr 1351 als Gegenleistung das Gebiet, das heute in etwa dem Stadtwald entspricht. Einige Jahre später löste der aus einer wohlhabenden Familie abstammende Frankfurter Patrizier Siegfried zum Paradies mit der Zustimmung des Kaisers die Pfandschaft ein. Wiederum einige Jahre später gelang es dem Frankfurter Bürgermeister Lotz von Holzhausen Siegfried den Stadtwald mit Urkunde vom 2. Juni 1372 loszueisen und mit Zustimmung des Kaisers inklusive der Vereinbarung eines Rückkaufrechtes in den Besitz der Stadt zu übereignen. Das Rückkaufsrecht freilich wurde nie in Anspruch genommen und seit diesem Datum ist der Stadtwald Eigentum der Stadt Frankfurt. Im allgemeinen Sprachgebrauch gemeint ist damit das südlich des Mains gelegene flächenmäßig größte Waldgebiet der Stadt, wenngleich tatsächlich auch andere über das gesamte Stadtgebiet verteilte Waldgebiete dem Stadtwald zugerechnet werden.
Belastung für Fauna und Flora
Mit rund 6.150 Hektar gehört die grüne Lunge Frankfurts zu den größten Stadtwäldern Deutschlands. Jährlich besuchen ihn Medienberichten zufolge bis zu sechs Millionen Menschen. So ist der Stadtwald gleich aus mehreren Gründen wichtig für die Natur. Zum einen sprießen mehrere Quellen aus ihm hervor und es gibt einige fließende und stille Gewässer. Zum anderen bietet er einer großen Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten einen Rückzugsraum. Doch diese Vielfalt ist vielfältigen Gefahren ausgesetzt. Neben Wettereinflüssen und Waldbränden sind insbesondere der im Westen angrenzende Flughafen und den damit verbundenen im Minutentakt auftretenden Überflügen und die zahlreichen Verkehrsschneisen wie Straßen, Brücken, Unterführungen und Bahntrassen die den Wald durchqueren. Die damit verbundenen Schadstoffemissionen stellen nicht nur eine Belastung für Fauna und Flora dar, sondern auch ein Hindernis für Tiere auf der Suche nach Nahrung. Auch Spaziergänger*innen, welche die vorgegebenen Wege verlassen und so in den Lebensbereich von Pflanzen und Tieren eindringen, stellen eine Gefahr dar.
650 Jahre – Anlass zum Feiern
Damit das alles möglichst vermieden wird, gibt es für Spaziergänger*innen fest ausgeschriebene Wege und Rastplätze mit Sitzgelegenheiten. Aufgrund seines hohen Stellenwertes als Naherholungsgebiet ist der Stadtwald für viele Frankfurter*innen so etwas wie die gute Stube. Nicht zuletzt deshalb, da er auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist. Ein Erholungsraum der unter anderem aus den vorgenannten Gründen zunehmend selbst unter Stress gerät. All diesen Problemen zum Trotz feiert die Stadt im Jahr 2022 nun also das 650 jährige Bestehen seines Waldes mit einem großen Jubiläumsprogramm. Der entsprechende Programm-Flyer kann hier angeschaut oder heruntergeladen werden. Kurz gesagt: Mit Holzsägen, Baumklettern, Jagdhornklängen, Kinderprogramm, Waldkino und vielen Informationen und Aktionen ist das genug Anlass zum Feiern.
Text: hsc
Juni 2022