Ein Wahrzeichen wie den Eiffelturm in Paris oder die Tower Bridge in London kann Frankfurt am Main auf den ersten Blick zwar nicht bieten. Doch dieser erste Eindruck täuscht.
Wer vom südlichen Mainufer aus den Blick nach Norden schweifen lässt oder eine der Brücken in Richtung Stadtmitte überquert, dem fällt unweigerlich die mächtige Silhouette der zahlreichen Bürotürme auf, die es in Deutschland so nicht noch einmal gibt.

Nicht umsonst trägt Frankfurt den Beinamen Mainhattan, eine Anspielung auf den die Stadt durchquerenden Fluss und der berühmten Skyline von Manhattan in der US Metropole New York. Mehr als 40 Gebäude auf engstem Raum erreichen in Frankfurt laut Skyline Atlas, einem Informationsportal über die Hochhäuser, eine Höhe von mehr als 100 Metern. Hierzu gehören auch 19 der 20 höchsten Wolkenkratzer in Deutschland. Die meisten Betontürme davon sind allerdings nicht öffentlich zugänglich. Eine der wenigen Ausnahmen davon bildet der im Jahre 2000 eröffnete Maintower der Landesbank Hessen-Thüringen mit seiner in 200 Metern Höhe befindlichen Aussichtsplattform. Der Eintritt bzw. die Auffahrt mit dem Aufzug kostet für Erwachsene 9 Euro (Stand Mai 2022). Im Sommer und bei schönem Wetter kann es allerdings zu Wartezeiten an den Aufzügen kommen.

Der Bauboom insbesondere bei Hochhäusern nach dem 2.Weltkrieg, stieß bei den Frankfurtern freilich nicht nur auf Gegenliebe. Seit den 60er Jahren gab es zunehmend Proteste gegen die vermehrt auftretenden Bodenspekulanten, die insbesondere im Westend mit dem Erwerb und dem Verkauf von Immobilien das schnelle Geld witterten. Durch die Umwandlung von Wohn- in Büroraum werden die alteingesessene Mieter*innen aus dem Viertel verdrängt und dadurch die ohnehin schon angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt noch zusätzlich verschärft. Zu Beginn der 70er Jahre gipfelten die Proteste schließlich in zahlreiche Hausbesetzungen im Westend und führten allmählich zu einem Umdenken bei den zuständigen Entscheidungsträgern in der Stadtplanung. Die Planung von neuen Hochhäusern verlagerte sich zunehmend raus aus dem Westend auf den Bereich rund um die Mainzer Landstraße, die Friedrich-Ebert-Anlage und die Messe.
In die Höhe, statt in die Breite
Auch heute noch ist das alles noch immer kein Schnee von gestern. Selbst wenn es in Frankfurt derzeit zumindest keine mit damaligen Verhältnissen vergleichbare Hausbesetzerszene mehr gibt, ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt nach wie vor angespannt. Da der verfügbare Raum für geplante Grundstücke flächenmäßig in Großstädten und Ballungsräumen naturgemäß begrenzt ist, geht es immer höher hinaus. Und da mit zunehmender Höhe der Bauten zwar die Baukosten, nicht aber die Kosten für Grund und Boden steigen, planen die Investoren ihre Projekte folglich in die Höhe, statt in die Breite. Angaben des Beratungsunternehmens Blackolive zufolge können auf Basis des aktuellen Hochhausrahmenplans noch an 16 möglichen Frankfurter Standorten offiziell Hochhäuser errichtet werden. Demnach sind in Frankfurt und Umgebung insgesamt 33 Hochhäuser im Bau und 37 weitere Häuser in Planung, in denen sowohl Gewerbe- als auch Wohnraum entsteht.
Millennium Tower: 70 Geschosse in 280 Meter Höhe
Ein Beispiel der Superlative: Bis 2030 soll auf dem Areal zwischen dem Hauptbahnhof und dem Europaviertel der Millennium Tower entstehen. Ursprünglich geplant war für das Projekt eine Höhe von 365 Metern, die aktuellen Planungen sehen eine Höhe von 280 Metern vor. Es wird damit trotzdem das höchste Haus der Europäischen Union. Baubeginn soll 2025, fünf Jahre später der Einzug sein. Damit aber nicht genug. Neben dem 70-geschossigen Büro- und Hotelturm soll laut Skyline Atlas zusätzlich ein 157 Meter hoher und 43-geschossiger Wohnturm auf dem rund 8.700 Quadratmeter großen Millennium-Areal entstehen. Errichtet werden dort demnach frei finanzierte Wohnungen wie auch geförderter Wohnraum.
Text: hsc / Juni 2022