Frankfurts Eiserne Brücke

Brücken über den Main gibt es im gesamten Stadtgebiet von Frankfurt so einige. Doch was für die Bewohner*innen der Stadt heutzutage selbstverständlich ist, war bis Mitte des 19. Jahrhunderts längst nicht so. Eine kleine Rückschau.

Als am 29. September 1869 feierlich im Beisein von Oberbürgermeister Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein der Eiserne Steg eröffnet wurde, war die Brücke erst die zweite aus Stein über den Fluss in Frankfurt. Bis dahin war die Alte Brücke seit dem Mittelalter die einzige, die den Fluss in Frankfurt überquerte. Aufgrund der stetig wachsenden Bevölkerungsdichte bestand mittlerweile dringender Bedarf einer zweiten Brücke und so wurde der Ruf danach immer lauter. Letztlich waren es die Bürger*innen selbst und vor allem die Händler*innen, welche die Sache notgedrungen selbst in die Hand nahmen, nachdem die Stadtverordneten sich nicht über die Finanzierung einigen konnten. Obwohl Bevölkerung und Handel in der Mitte des 19. Jahrhunderts stark zunahmen, konnte sich der Magistrat aufgrund der ungeklärten Kostenfrage nicht zum Bau durchringen.

Renovierung im Jahr 1993

Engagierte Bürger*innen und Händler*innen gründeten kurzerhand einen Verein, um das Geld für den Bau gemeinsam aufzutreiben. So konnten Investoren Anteilsscheine zum Wert von je 100 Gulden mit einer festen Verzinsung erwerben. Die Refinanzierung dieser Kosten wiederum erfolgte mit einer Maut: Jede*r der die Brücke überqueren wollte, musste zeitweise eine Gebühr von einem Kreuzer bezahlen. Nachdem die Kosten vollständig getilgt waren, wurde die Brücke schlussendlich der Stadt kostenlos überlassen. In der Zwischenzeit wurde der Eiserne Steg mehrmals umgebaut – unter anderem musste die Brücke aufgrund der inzwischen zu niedrigen Durchfahrtshöhe höher gelegt, beziehungsweise nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut werden. Im Jahr 1993 erfolgte eine grundlegende Renovierung, nachdem Korrosion dem Stahl zunehmend zugesetzt hatte. Im Rahmen dessen wurden auch zwei Aufzüge eingebaut und der Gehweg verbreitert.

Blick auf den Eisernen Steg. Im Hintergrund das nördliche Mainufer und der Dom.
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Geht der Einserne Steg aufgrund seiner bogenförmigen Bauart selbst fast schon als Wahrzeichen Frankfurts durch, sind die unzähligen an seinem Geländer angebrachten „Liebesschlösser“ ein unübersehbares Erkennungsmerkmal. Seit einigen Jahren verstärkt sich immer mehr der Brauch von Liebespaaren, ihre Verbundenheit aller Welt durch ein (graviertes) Stück Metall an einem Brückengeländer zu verkünden. Das Problem dabei ist nicht wie man zuerst vermuten könnte das Gewicht der Schlösser, sondern das korrodieren durch Wettereinflüsse und dem damit einhergehenden Fraß am Stahlgerüst der Brücke. Deshalb lässt die Stadt die Schlösser regelmäßig entfernen.    

Liebesschlösser am Geländer des Eisernen Stegs
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Eine weitere Besonderheit der 173,59 Meter langen und 5,44 Meter breiten Fußgängerbrücke ist die am oberen Rand des nördlichen Brückenbogens angebrachte Inschrift des Künstlers Hagen Bonifer mit einem Zitat des griechischen Dichters Homers aus seiner „Odyssee“ in griechischer Sprache, was in etwa heißen soll: „Auf weinfarbenem Meer segelnd zu anderen Menschen“. Entworfen wurde die Tafel zum Goethejubiläum 1999.

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Und was macht das graue Stahlwerk außerdem interessant? Bei einem Spaziergang über den Eisernen Steg bietet sich ein hervorragender Blick auf die Skyline und das Museumsufer. „Auf der Altstadt-Seite des Eisernen Stegs befindet sich die Anlegestelle der Frankfurter Ausflugsschiffe. Am gegenüberliegenden Sachsenhäuser Ufer liegen Restaurantschiffe mit Tret- und Ruderbootausleihe“, schreibt die Stadt Frankfurt auf ihrer Homepage.

Text: hsc
Juni 2022