Die Stadt Frankfurt am Main genießt den Ruf einer finanzkräftigen Bankenstadt. Umso mehr verwundert es, dass sich in dieser Stadt keine Filmfirmen ansiedeln, die sich auf Spielfilme, Kulturfilme oder Nischenfilme spezialisieren. Lediglich Imagefilme für Unternehmen werden hier hauptsächlich hergestellt. Doch das muss nicht so bleiben. In dem folgenden Artikel wird beschrieben, wie es früher war, und was von dem einstigen Glanz übrig geblieben ist.
In Berlin und München gab es die ersten Filmfirmen in Deutschland. Im Jahr 1917 und 1919 gründeten sich die Universum-Film-AG (Ufa) in Berlin und die Bavaria-Filmgesellschaft in München. Beide Filmfirmen existieren heute noch. Allerdings haben sich die beiden „Traumfabriken“ immer wieder neu erfinden müssen, da sie dem Zeitgeist und den politischen Gegebenheiten entsprechen mussten. Auch deren Gründungen sind zunächst unter anderen Firmennamen zu finden, besonders bei der Bavaria-Film.
Zu den ersten Werken der Ufa zählten der Stummfilm “Madame DuBarry“ (1919) von Ernst Lubitsch oder etwas später der berühmte Stummfilm mit der entfesselten Kamera “Der letzte Mann“ (1924) mit Emil Jannings in der Hauptrolle. In München war es der Stummfilm “Der Ochsenkrieg“ (1920), der als erstes fertiges Filmwerk gilt. Eine Verfilmung mit Ton fand erst im Jahr 1938 statt. Den ersten Tonfilm in Deutschland gab es bereits schon 1922. Dieser Streifen war allerdings von einer kleinen unbedeutenden Firma realisiert worden, und fand daher kaum Beachtung. Selbst in Amerika gilt bis heute der Film “The Jazz Singer“ (1927) als Meilenstein der Tonfilmgeschichte, obwohl hier kaum gesprochen, sondern mehr gesungen wird. Al Jolson führte mit diesem Film zugleich (mit schwarz bemaltem Gesicht) eine erste Form der Minstrel-Show ein.
Frankfurt als Filmstadt:
In der Stummfilmzeit entstanden um 1909 die ersten privaten Filmaufnahmen von Frankfurt. Erst vor ein paar Jahren tauchte der Stummfilm “Die Königin der Altstadt“ (1925) mit fünf Akten/Filmrollen wieder auf, der lange als verschollen galt. Er ist inzwischen als Kauf-DVD erhältlich.
Ebenso finden sich auf einer anderen DVD-Ausgabe mit dem Titel “Frankfurt wiederentdeckt – Historische Filmschätze von 1909 – 1959“ drei historische Filme.
“Besuch in Frankfurt“ (1936) zeigt mit einer Länge von 14 Minuten die Frankfurter Altstadt und natürlich den „Besuch“ als geschichtliche Rahmenhandlung. Darin erklingt das Lied: „Un es will merr net in mein Kopp enei, wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei“. Ein Lied, dessen Text Friedrich Stolze verfasste. Entstanden 1880 zum fünften Deutschen Turnerfest in Frankfurt am Main. Bereits 1928 konnte man in dem Film “Die Frankfurter Kleinstwohnung“ das von Stadtrat Ernst May im Jahr 1925 verabschiedete und entworfene Wohnungsprogramm sehen. 12000 Wohnungen sollten in den Stadtteilen Praunheim, Westhausen und Niederrad entstehen. In Form eines kurz eingebauten Zeichentrickfilms sieht man zudem die Möglichkeiten, wie man (Klapp-) Möbel anordnen kann. Das Hochbauamt gab diesen Film als Dokumentarfilm in Auftrag. Seine Länge beträgt sechs Minuten. Ein Jahr zuvor entstand der Kurzfilm “Die Frankfurter Küche“. In diesem Film geht es um “Arbeitssparende Haushaltsführung durch neues Bauen“. Dabei steht die Hausfrau, das Kochen und die neue Zeitersparnis durch die neue Küche im Vordergrund. Das Werk kann hier gesichtet werden.
Quelle: Die Frankfurter Küche (1927)
Frankfurt in der NS-Zeit:
In der Zeit zwischen 1933 und 1945, also in der NS-Zeit, sind viele Außenaufnahmen in Spiel-, Dokumentar- oder Kulturfilmen entstanden, – aber kaum welche von Frankfurt am Main. Selbst in Spielfilmen sieht man mehr von der Umgebung diverser Städte wie Berlin, Dresden, München oder kleinerer dörflicher Gemeinden und Ortschaften, als vom Großen Feldberg oder dem Frankfurter Stadtwald. Das liegt vielleicht daran, dass die Stadt Frankfurt am Main in der NS-Zeit eher als stille Stadt des Widerstands galt und weniger als parteinahe Reichsstadt. Wenn gleich auch hier Zwangsarbeiter eingesetzt, Sinti und Roma verhaftet, ganze Judendeportationen in Ganzen Zügen aus Frankfurt angeordnet waren, die Hauptsynagoge brannte, und ein KZ in Walldorf und den Adlerwerken, sowie ein „Arbeitserziehungslager“ in Heddernheim entstanden sind. Selbst am Frankfurter Hauptbahnhof (auf alten Fotos sichtbar) hingen Hitlerfahnen herunter, was aber eben dem Zeitgeist entsprach. Erst nach dem Krieg konnte unter alliierter Besatzung ein Neuanfang angestrebt werden, der sich positiv auf die Filmarbeit auswirken sollte. Ausführlichere Information dazu findet man hier: Quelle: Wikipedia
Nachkriegszeit in Frankfurt:
Und so ließen amerikanische Film- und Verleihfirmen nicht lange auf sich warten.
Hierzu zählten die 20th-Century-Fox und Metro-Goldwyn-Mayer.
Für den deutschen Markt siedelte man ihren Firmensitz in Frankfurt am Main an und ermöglichte so der jungen Nachkriegs-Generation Filme aus Amerika zu sehen, die diesen zuvor (teilweise) versagt waren. Die Trümmerbauten der Großstädte dienten oftmals als Filmkulisse für Filme in der Zeit von 1947 bis 1950. In Frankfurt war es zum Beispiel der Film: “I Was A Male War Bride“ (1947/48). Dieser 20th-Century-Fox-Film mit Cary Grant und Ann Sheridan zeigt gleich zu Beginn (während der eingeblendeten Schrifttitel) eine Fahrt im Jeep mit Cary Grant vom Eisernen Steg bis zum Römer hin, bis zur zerbombten Innenstadt Frankfurts.
Quelle: Ich war eine männliche Kriegsbraut (1947/48)
Etwa zur gleichen Zeit entstand bei M-G-M “The Search“ (1948) ein Meisterwerk von Fred Zinnemann, dessen Außenaufnahmen in Würzburg, Ingolstadt, Nürnberg und München entstanden sind. Der damals 12jährige Ivan Jandl spielte mit Montgomery Clift, Wendell Corey, Jamila Novotna und Aline MacMahon seine erste beeindruckende Film- und Hauptrolle. Er bekam dafür einen „Golden Globe Award“ und den „Juvenile Award“, einen Ehren-Oscar für Kinder. In Frankfurt entstanden aber keine Aufnahmen für diesen Film.
Film in Frankfurt der 1950er Jahre:
Ganz anders in “Nachts auf den Straßen“ (1952) mit Hildegard Knef und Hans Albers in den Hauptrollen. Neben Aufnahmen vom alten Frankfurter Opel-Rondell, dem Autohof, sind Aufnahmen direkt von der damaligen Dachterrasse der Hauptwache zu sehen. Beide Darsteller verpassen sich dort bei ihrer gegenseitigen Verabredung und Hans Albers erwähnt bei seiner Bezahlung schon damals, wie teuer Frankfurt gewesen sein muss. Die Abschluss-Szene im Gerichtstreppenhaus entstand bei den Behörden an der Konstablerwache. Quelle: Nachts auf allen Strassen (1952)
In der sieben minütigen Wochenschau “Welt im Film“ (1952) mit dem Titel “Frankfurt am Main: Wiedergeburt einer Weltstadt“ kann man den Aufbruch des Wirtschaftswunders nacherleben. Weitere Filme und Infos finden sich hier.
Quelle: Filmkollektiv Frankfurt
Mit der Strassenbahn von Heddernheim zum Riedhof:
Auf dem YouTube-Kanal “Deutsche Fernsehgeschichte“ findet sich ein interessanter Fernsehbeitrag des Hessischen Rundfunks mit dem Titel “Ein Tag in den 50ern: Zwei mal Zeit – Frankfurt/Afrika als Tagestour“. Hier wird der Alltag eines älteren Straßenbahnfahrers und eines US-Soldaten geschildert. Die Straßenbahnfahrt beginnt in dem Stellwerk Heddernheim und führt über die Eschersheimer Landstrasse, an der Hauptwache vorbei, zum Mercedes-Benz-Haus (schräg gegenüber dem Frankfurter Hof) über die Untermainbrücke bis zur Endstation “Riedhof“. In den 1950ern war es die Linie 8. Der Film kann hier mit einer Länge von 25 Minuten gesehen werden. Quelle:
Ein Tag in den 50erm: Zwei mal Zeit – Frankfurt/Afrika als Tagestour (1956)
Der Fall Rosemarie:
Der wohl bekannteste Film, der in Frankfurt der 1950er Jahre gedreht wurde, ist Rolf Thieles “Das Mädchen Rosemarie“ (1958). Nadja Tiller spielt die Hauptrolle der Edel-Prostituierten Rosemarie Nitribitt, die ein Jahr zuvor in ihrem Frankfurter Appartement ermordet wurde.
Neben Szenen an der Ecke vor dem Frankfurter Hof, sieht man auch die Außenfassade der echten Wohnung in der Stiftstraße 36 am Eschenheimer Turm. Seinerzeit legte sich der Hausbesitzer mit der Filmfirma an, weil diese unerlaubter Weise die Hausfassade im Film verwenden wollte. Die Innenaufnahmen des Frankfurter Hof sind in den CCC-Filmateliers in Berlin als Nachbauten entstanden. Der „Frankfurter Hof“ ist für den Film zum „Palace-Hotel“ umbenannt worden. Die Uraufführung des Films fand am 28.08.1958 in den E-Kinos an der Hauptwache statt. Nadja Tiller war persönlich anwesend.
Kinos in Frankfurt:
Zu den bedeutendsten Kinos in der Frankfurter Innenstadt zählten in den Nachkriegsjahren das “Metro im Schwan“, die “Zeil-Kinos“, das “Eldorado“(als ältestes Kino), der “Gloria-Filmpalast“ am Theaterplatz (heute Willy-Brandt-Platz), die “E-Kinos“ an der Hauptwache, der “Turm-Palast“ (errichtet 1950) am Eschenheimer Turm, das “Royal“-MGM-Kino in der Schäfergasse (2003 geschlossen), die Berger-Kinos in Bornheim (2020 geschlossen), das Kino “Harmonie“ (gegründet 1920) in Sachsenhausen, die “Kamera“ in Bockenheim und kleinere Filmtheater. Heute dominieren nach dem Kino-Sterben in den 1970er bis 1990er Jahren wieder große Filmpaläste in der Stadt, wie das CineStar Metropolis, die „Astor-Film-Lounge“ auf der Zeil oder das Kinopolis im Main-Taunus-Zentrum, bei FFM-Höchst. Nicht unerwähnt lassen wollen wir das Kommunale Kino des Frankfurter Filmmuseums. Mit 131 Sitzplätzen ausgestattet, werden Filme aus allen Ländern (oft in der Originalsprache) und bedeutende Filmklassiker gezeigt. Wer möchte nicht einmal „Niagara“ (1953) mit Marilyn Monroe oder Cary Grant als Charmeur in “To Catch A Thief“ (1954) auf der Leinwand erleben? Oder James Stewart in klassischen Western? Selbst neue Filme kommen hier einige Wochen nach der Hauptpremiere in dieses Kino, und so kann man noch etwas verspätet schöne Filme erleben.
Frankfurter Filmarbeit der 1970er Jahre:
Mit Beginn der 1970er Jahre entdeckte auch das Fernsehen für seine Serien Frankfurt am Main. Gedreht auf 16mm Filmmaterial entstanden hier (im Jahr 1976) zum Beispiel die 13 Folgen des “Notarztwagen 7“ (mit Alarmfahrt des Notarztwagens “NAW 7“ am Eschenheimer Tor im Titelvorspann). Gleich 300 Folgen sollten es bei “Ein Fall für Zwei“ werden. Günther Strack und Claus Theo Gärtner waren von 1981 bis 1988 das vermutlich erfolgreichste Duo. Drei weitere Kollegen sollten Claus Theo Gärtner dann als Ersatz für Günther Strack bis zum Ende der Serie 2013 begleiten. Mit Hannelore Elsner und Til Schweiger waren es die ersten 26 Folgen, in der “Die Kommissarin“ in Frankfurts schönsten Außenbereichen von 1994 bis 1996 ermittelte. So lassen es sich Ursela Monn und Hannelore Elsner zum Beispiel in der ersten Staffel, zweite Folge in dem Eiscafé “Gelateria La Perla“ in der „Neuen Kräme Nr. 10“ (gegenüber der Paulskirche) bei einem Ermittlungs-Gespräch gut gehen.
Quelle: Die Kommissarin (1994)
Filmstadt Frankfurt heute:
Neben Image-Filmen für Unternehmen (durch ortsansässige kleine Filmproduktionsfirmen), entstehender Produkt-Werbung durch die “ARD Degeto“-Film GmbH oder diversen “Tatort“-Projekten des Hessischen Rundfunks, sind auch neu gedrehte Kinofilme, die in Frankfurt spielen, zu entdecken.
So sieht man in “What A Man“ (2011), wie Matthias Schweighöfer und Elyas M’ Barek am Main-Ufer vor dem Ruderclub drehen, oder sich Schweighöfer im Palmengarten mit einer Gruppe von Kindern einen schönen Ausflugstag macht. Auf dem Frankfurter Riedberg entstanden die Außenaufnahmen für den Film “Männerhort“ (2014), und in „Verrückt nach Fixi“ (2016) sollten es Aufnahmen von der Alten Oper oder des Druckwasserwerks am Westhafen sein.
Eine Liste weiterer Filme und Angebote finden Sie hier:
Verrückt nach Fixie (2016)
Extra-Tipp: Filmhochburg Frankfurt
Für Drehgenehmigungen und weitere Anliegen zum Thema “Filmen in Frankfurt“ kann man sich hier informieren: Film in Frankfurt
Text: rsi
Fotos: dov/extern
Juli 2021