Vier auf einen Streich

Foto: Louisa-Park/ wiki

Ob zum Spielen, zur Stärkung der persönlichen und sozialen Kompetenz, oder beides: Erlebnisraum Frankfurt hat sich vier spannende Kinder-Einrichtungen in Sachsenhausen einmal genauer angeschaut.

Lachen erfüllt die Luft. Kinder toben. Schürfwunden sind egal. Hauptsache Spaß. Für Abkühlung sorgt ein anliegendes Wassersprühfeld. Selbst im Planschbecken tobt der Bär. Vis-à-vis ein anderes Bild: Gemütlich auf Holzbänken sitzend, strecken Erwachsenen dort ihre Beine langsam aus, währenddessen sich das Sonnenlicht sich auf deren Haut verteilt. Entspannung pur.

Eine typisch sommerliche Szene auf dem Waldspielplatz Louisa im südlichen Teil Sachsenhausen. Genauer gesagt im Frankfurter Stadtwald an der Mörfelder Landstraße. Nicht nur wegen der guten Busanbindung ist diese Anlage bei den Frankfurter Familien angesagt. Eingezäunt im Grünen verfügt der durchgängig geöffnete Spielplatz auch eine enorme Ansammlung an Spielgeräten für den Nachwuchs: Angefangen mit dem Holzschiff, einer mächtigen Holzburg, einer Rutsche, einer Nestschaukel, bis hin zu den Federwippgeräten und dem besagten Wassersprühfeld, das ab einer Außentemperaturen zwischen 22 und 25 Grad Celsius anspringt. Ein Steinwurf davon entfernt wartet eine große Liegewiese, ein Kiosk und Toiletten auf seine Besucher*innen. Kurz gesagt, der Waldspielpark ist insbesondere für die Bedürfnisse der ganzen Familien ausgelegt. Naja, fast. Hunde sind dort nicht erlaubt.

Louisa und der Zar

Der Name Louisa kommt nicht von ungefähr. Im Jahr 1812 ließ hier ein gewisser Baron Simon Moritz von Bethmann einen Landschaftsgarten anlegen. “Er nannte ihn nach seiner Gattin Louisa. Sie war Mutter der drei kleinen “Bethmännchen”, die im gleichnamigen Frankfurter Gebäck symbolisiert werden. Die Hängebuche wuchs vor dem “Borkenhäuschen”, dass mitten auf der Anhöhe stand. Wichtige Gäste wurden hier empfangen, darunter auch der russische Zar. Der hintere Teil des Garten war damals wie heute Wald, allerdings durchzogen von romantischen Wegen, die hinauf auf steile Anhöhen und hinab zu kleinen Gewässern führten”, weiß die Stadt Frankfurt zu berichten.

Inklusionsfördernde Angebote

So ist es nicht verwunderlich, das gerade der flächenmäßig größere Süden im Stadtteil Sachsenhausen über beliebte Waldspielparks mit besonderen Attraktionen wie Wasserspielanlagen und großen Spielparks verfügt. Je nach Nutzer*innengruppe werden die Einrichtungen altersgerecht angepasst und bei jeder Neugestaltung laut Angaben der Stadt sogenannte inklusionsfördernde Spielangebote eingeplant. Um die Belange der Kinder und Jugendlichen im bevölkerungsreichsten Stadtteil Frankfurts künftig besser zu verstehen, sollen sich auch gleich zwei Kinderbeauftragte um Sachsenhausen kümmern. Denn im Frankfurter Süden gibt es viel zu tun, davon sind Christine Wendel-Roth und Armin Strobel überzeugt. „Wie bevölkerungsreich die Stadtteile sind, hat vielleicht nicht jeder im Blick. Allein in Sachsenhausen gibt es über 8.000 Kinder bis 14 Jahre“, sagt Christine Wendel-Roth gegenüber der FR. Und die wollen versorgt sein. Denn Kinder brauchen Bewegung, damit sie sich gesund entwickeln. Wie viel Aktivität es sein sollte, hängt laut Aussage (PDF, 106 KB) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vom Alter ab: Kleinkinder bis zu drei Jahre sollten sich so viel wie möglich bewegen. Zwischen drei und sechs Jahren – im Kindergartenalter – sind drei Stunden pro Tag empfohlen. Ab sechs Jahren sind es mindestens 1,5 Stunden täglich.

Highlight: Eine Lok 

Genau diese Altersgruppe ab sechs Jahre aufwärts fühlt sich nördlich von Sachsenhausen auf einem ehemaligen Schrebergartengelände zwischen Streßemannalle und Heimaltsiedlung pudelwohl. Gemeint ist der Abenteuerspielplatz Wildgarten, den es bereits seit 1974 gibt. Hohe Windräder aus alten Fahrradfelgen, Wippen und Schaukeln und Seilbahn, Blumenbeete und Spielsand und ein Klettergerüst – mit dieser Auswahl an Spielgeräten bietet der Wildgarten auch für ältere Kinder genug Abwechslung an. Die wohl größte Attraktion dieses Spielplatzes ist allerdings eine alte ausrangierte Eisenbahn, versteckt zwischen Bäumen, die früher einmal als Hafenbahn diente und täglich fuhr. Damit die Kletteraffen keine blauen Flecken mehr holen, wurde das Ungetüm mittlerweile leicht modifiziert. Eigenen Angaben zufolge wurde das Führerhaus der Lok komplett ersetzt. Selbst der Kessel hinter der Verkleidung ist nicht mehr verborgen. Finanziert wurde das Projekt unter anderem vom Jugendamt der Stadt Frankfurt, der Albert und Barbara von Metzler Stiftung, der Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung und von der Mainova AG.

Ausbildungsplatz für Pädagog*innen

Trotzdem, dass der nördliche Teil Sachsenhausens durchweg städtisch dicht bebaut ist, steht auf dem 4.000 Quadratmeter großen Areal des Abenteuerspielplatzes ein Team aus pädagogischen Betreuer*innen den Kindern und Jugendlichen beratend zur Verfügung. So ist der Wildgarten eigenen Angaben zufolge eine selbstverwaltete Nachbarschaftseinrichtung und als solche auch seit fünf Jahren als eine anerkannte Ausbildungsstelle für Pädagoge*innen eingetragen. Das heißt, dass Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen nach ihrem Bachelor- oder Masterabschluss das Jahr für die staatlichen Anerkennung (SiA) dort machen können.

Im Winter in die Spielstube

Die Wildgarten-Kinder, die oftmals auch aus zahlreichen Ländern und Kulturen kommen, werden von April bis Oktober auf dem Abenteuerspielplatz, von Dezember bis Februar in deren Spielstube gegenüber der Anlage gecoacht. Eine zusätzliche Besonderheit ist, das auch die Eltern in das pädagogische Konzept mit einbezogen werden können. So gibt es im Sommer beispielsweise regelmäßig gemeinsames Kochen mit den Betreuer*innen und Kindern. Im Winter, oder aber wenn mal das Wetter nicht mitspielt, finden die gleichen Aktivitäten in der gegenüberliegenden Spielstube in der Straße “Unter den Eschen 1” statt.

Essen fast für lau

Wie in der Einrichtung Wildgarten auch, können sich die Heranwachsende im Kinderhaus Sachsenhausen von pädagogisch ausgebildeten Mitarbeiter*innen betreuen lassen. Insbesondere sozial und individuell benachteiligte Kinder gehören zur Zielgruppe der ebenso im nördlichen Sachsenhausen gelegenen Institution. Kein Spielplatz mit Außenanlage, sondern eine Einrichtung der Kommunalen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe der Stadt bietet im Affentorplatz seit 1986 jungen Menschen unter anderem Hausaufgabenhilfen und einen täglich frisches Essen an. Der Mittagstisch zwischen 13.00 bis 15.00 Uhr kostet aktuell 1,50 Euro. Bemerkenswert, dass bei dem Preis Mineralwasser dazugehört. Zu den Öffnungszeiten dürfen die Kids kommen und gehen, wann sie wollen. Während der Schulferien ist zwischen 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr Einlass. Wichtig: Wegen der aktuellen Corona Einschränkungen benötigen die Kinder allerdings als negativ Nachweis das Testheft der Schule, oder einen negativen Bürgertest, der nicht älter als 24 Stunden alt sein darf.

Von Töpfern bis Theater

Zum Angeboten des Hauses gehört natürlich auch eine große Portion Sport, dies entweder im Toberaum, draußen vor dem Kinderhaus oder auf den anliegenden Spielanlagen und Plätzen. Auch eine Fahrrad-, eine Kreativ-, Töpfer- und Medienwerkstatt für die Bereiche Foto, Film und Musik, sowie eine Theatergruppe steht zur Stärkung der persönlichen und sozialen Kompetenzen der Kinder zur Verfügung. Selbst in den Schulferien trifft man sich zu gemeinsamen Ausflügen, für die die Sprösslinge jedoch eine schriftliche Erlaubnis der Eltern benötigen.

Mit und ohne Beeinträchtigung

Eine ganz andere Hausnummer mit einer kompletten Rundum-Versorgung für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung  bietet die Mainkrokodile an. In der mittlerweile 45 Jahre alten Frankfurter Einrichtung werden laut des Betreibers auf mehrere Häuser verteilt rund 250 Kinder im Alter zwischen ein und zwölf Jahren in 19 Gruppen betreut. Das wichtigste pädagogische Konzept und fester Bestandteil ist den Angaben nach der integrative Ansatz. So verbringen hier beeinträchtigte und nicht-beeinträchtigte Kinder ihren Alltag gemeinsam, um ihre Erfahrungen zu teilen. Auch wird ein sehr großer Wert auf den Austausch des pädagogischen Personals mit den Eltern sowie der Eltern untereinander gelegt. Nebenbei gesagt scheint die Personalabteilung der Mainkrokodile offenbar ordentlich zu tun zu haben, denn rund 100 pädagogische Fachkräfte sind demnach für das Haus mit Stammsitz in Sachsenhausen-Nord aktiv.

Wenige Wochen dicht

Seit nunmehr zehn Jahren initiiert die Einrichtung Mainkrokodile in der Hedderichstraße Elternforen für Familien von Kindern mit Beeinträchtigung. “Hier können sich betroffene Eltern einmal im Monat für zwei Stunden in einem geschützten Rahmen vertraulich über ihre Erfahrungen, alltägliche Belastungen oder den Umgang mit Trauer, Wut und Schuldgefühlen austauschen”, heißt es auf der Homepage weiter. Gesammelte Erfahrungen etwa mit Kliniken, Frühförderstellen, Ärzt*innen, Therapeut*innen und Hilfsangeboten seien ebenfalls Schwerpunkte der Gesprächsabende mit den Erziehungsberechtigten. Gut zu wissen: Ein Fahrdienst befördert die beeinträchtigten Kinder und Jugendliche aus den eigenen Kinderhäusern, die wohnortnah keinen geeigneten Platz finden konnten, bei Bedarf zwischen Einrichtung und Wohnort. Zudem werden durch den hauseigenen Fahrdienst die Schulkinder aus Schulen Sachsenhausens zwischen Schule und Wohnort gefahren. Nur in den letzten drei Wochen der hessischen Sommerferien und eine Woche während der Weihnachtsferien gehen in der Mainkrokodile die Lichter aus. In den Herbst- und Osterferien bleiben die Betreuungsstätten dagegen rund um die Uhr geöffnet. (DE/2022)

Kontakte:
Waldspielpark Louisa
Mörfelder Landstraße
60598 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 632 404
E-Mail: buergerberatung@stadt-frankfurt.de
Abenteuerspielplatz Wildgarten
Stresemannallee 63
60596 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 634 301
E-Mail: team@wildgarten-frankfurt.de
Kinderhaus Sachsenhausen
Affentorplatz 8
60594 Frankfurt am Main
Tel: 069 / 212 731 51
E-Mail: info.kinderhaus-sachsenhausen@stadt-frankfurt.de
Mainkrokodile gGmbH
Hedderichstraße 59
60594 Frankfurt/Main
Tel: 069 / 609 0960
E-Mail: kinderhaus@mainkrokodile.de

Gefördert aus Mitteln der Stadt und des Jobcenters Frankfurt am Main

  

 

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