Radio X und sonst nix! Lokalradio für alle Bürger in Frankfurt

Es war im Jahr 1997 als eine Gruppe von freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und Moderator*innen bei Radio X auf Sendung gingen. Frankfurt brauchte eine Ergänzung zu den öffentlich-rechtlichen Angeboten des Hessischen Rundfunks und einen “Bürgerfunk”. Radio X wurde ins Leben gerufen.

Erste Anfänge und Schwierigkeiten

Ursprünglich versuchte man bereits in den 1980er Jahren diese Idee in dem nahe gelegenen bayerisch-fränkischen Aschaffenburg zu verwirklichen, was aber an den verschiedenen anderen Mitbewerbern scheitern sollte. Hinzu kam, dass man sich für nur eine genehmigte UKW Sendefrequenz (91,6 Mhz) die Sendefenster- und Sendezeiten teilen musste. Der extreme Lokalpatriotismus der Aschaffenburger führte am Ende dazu, dass ausschließlich “einheimische” Sendeanbieter zugelassen wurden. Das Bewerber-Team von Peter Fey (Radio X) ging am Ende leer aus. Hessische Bewerber waren den Aschaffenburgern “ein Dorn im Auge”. Es sollte ein bayerischer Sender werden, der seinerzeit im Umkreis von rund 60 Kilometern zu empfangen war. Dennoch reichte die Sendeweite 1987 bis nach Frankfurt-Fechenheim hinein, wenn auch im verrauschten Zustand und mit entsprechender Fixierung der Zimmer-/Teleskope-Antenne des Radioempfanggerätes.

Radio für Musiker und Künstler aller Richtungen

Altes Sendehaus in der Schützenstraße 12

Im Gegensatz zum heutigen Radio-Programm von Radio X, das für alle Musik-Richtungen und Sendeinhalte offen ist, – somit flexibel, informativ, kreativ und gestaltend erscheint, kann sich der Aschaffenburger Sender “Radio Primavera” nur das Formatradio als Sende-Programm erlauben. Für wesentlich ältere oder auch außergewöhnliche Musikrichtungen ist kein Platz. Zudem lebt der Aschaffenburger Sender seit seinem Sendestart am 15. Mai 1987 ausschließlich von Werbeeinnahmen, und musste sich bis in die 1990er Jahre hinein seine Sendefrequenz mit drei weiteren Anbietern teilen. Radio X hingegen finanziert sich aus freiwilligen Spendengeldern und den jährlichen Zuschüssen der hessischen Landesmedienanstalt, sowie diverser (ehrenamtlicher) Unterstützer (einschließlich Fördermitgliedschaften und Veranstaltungseinnahmen).

Eingang Schützenstraße 12 (Sendebetrieb bis Juni 2015)

Für viele Musiker, Künstler, (angehende) Moderatoren, Sende-Profis und alle Bürger der Stadt Frankfurt und seine Kulturschaffenden ist dieser Radio-Sender nicht nur ein bewährter und unentbehrlicher, sondern auch ein sehr beliebter Ort geworden, seine Träume zu verwirklichen, die woanders kaum Gehör finden.

Straßenmusiker, Hip-Hoper, Techno-Freaks, D-Jays sind ebenso vertreten, wie die klassische Musik, Aufnahmen von alten Schellack-Platten, Swing-Musik, Filmmusik, Pop-Musik usw. Der Flexibilität, dem Ideenreichtum, der Freude an der Mitgestaltung (durch die Redaktions- und Mitwirkungsgruppen) sind keine Grenzen gesetzt. Ein Urgestein für die Technik ist Harald Ochs. Sein Name sollte deshalb schon erwähnt werden, weil er seit dem ersten Sendetag für die Technik und die Mitarbeiter im Einsatz war. Er hält Radio X bis heute die Treue. Das gleiche gilt auch für Peter Fey, Sevo Stille, Ralph Barthelmes die zu den Gründungsmitgliedern zählen und seit dem Sendestart am 22.07.1997 den Vorstand bilden.

Was macht “radio X” so wertvoll und liebenswert?

Neues Sendehaus in der Kurfürstenstr. 18

Da gibt es keine Zweifel. Radio X ist ist ein “nichtkommerzielles Lokal-Radio”, das von Bürgern für Bürger gemacht wird. Jeder der einigermaßen etwas sachlich-vernünftiges anbieten und vorweisen kann, hat hier die echte Chance ein Radio-Programm mitgestalten zu dürfen (Moderation und Technik mit eingeschlossen). Zuerst kann man sich im “Hörerfenster” nach den Nachrichten (in einer Übernahme vom Deutschlandfunk) zwischen 13.08 Uhr und 14 Uhr ausprobieren. Meistens geschieht dieses “live on air” oder mit einer Vorproduktion. Ist man nach mehreren Sendungen gut gereift, dann entscheiden die Verantwortlichen des Senders, ob man einen eigenen Sendeplatz bekommt. Redaktions-Gruppen haben vor Einzelredaktionen (oft im Selbstfahrerprinzip) vorrang. Danach gilt es bei den weiteren Sitzungen und Schulungen aktiv dabei zu sein und zu bleiben. Geld gibt es dafür übrigens nicht, auch wenn man Sendungen vorproduziert. Das hat den Vorteil, dass man sich auch nicht um alle Rechte etc. kümmern muss. Radio X zahlt eine entsprechende Gebühr/Lizenz an die GEMA und deckt damit den größten Hauptteil der Sendeinhalte ab. Somit haben die “Sendungsmacher” freie Gestaltungsmöglichkeiten und den nötigen Raum für ihre Vorstellungen. Gibt es etwas schöneres?

Radio X und sonst nix!

Längst haben sich prominente Moderatoren aus dem Sender herausgebildet. So wollen wir Marc Rodriguez erwähnen, der seit vielen Jahren (ab 18 Uhr) die Sendung “X wie raus” erfolgreich moderiert hat und heute immer noch als unermüdicher Moderator im Einsatz ist. Erst letztens führte er ein Video-Interview mit Daniela Cappelluti (Bündnis90/DIE GRÜNEN), dass man sich auf Cappellutis YouTube-Kanal anschauen kann.

Die neuen Sendestudios befinden sich im ersten Stock des Gebäudes im Hinterhof

Auch “Badesalz” hat hier seine ersten Erfolge gefeiert. Das “Gallus-Theater” unter der Leitung von Winfried Becker (Vorstand, Organisator, Finanzen, Vermietung etc.) zeichnet sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit der Informations-Sendung “Gallusfenster” (jeden Dienstag von 16 bis 17 Uhr) für alle Stadtteile des Gallus, Gutleut, und Griesheim erfolgreich aus. Erwähnt werden sollte auch das Programm von “Radio SUB” (jeden Montag von 20 bis 22 Uhr), welches besonders an die LGBTIQ*-Szene und seine Hörerschaft gerichtet ist, – ein schwul-lesbisches Programm mit speziellen Nachrichten um 21 Uhr.

Man kann also sagen, dass es keinen zweiten Sender in der Stadt gibt, der so ein vielfältiges, kostenfreies und für jeden Bürger zugängliches Radio-Programm anbietet. Unabhängig vom Grad der Bildung, der Schul- oder Studien-Abschlüsse. Kein Eliten-Sender- und Programm nur für Eliten, sondern ein Ort zum Mitmachen und Selber Gestalten für jedermann.

Der Satz: “Ihr Programm, Ihre Gebühren … aber nicht Ihr Sender” gilt hier nicht.
Das ist wirklich ein “öffentlich-rechtlicher” Sender, der ohne Gebühren auskommt.

Mehr Informationen zum Sender:  Radio X

Text: rsi
Fotos: rsi
August 2021

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