Die Phantominseln des Herrn Fürhofer

Palmensilhouetten vor einem bunten, beleuchteten Hintergrund. In der Nähe der Bäume ist bunter Text zu sehen.

2023, Öl auf Acrylglaskasten, Spionspiegel, LED-Röhren, Kabel und Controller Box 212 x 122 x 12,5 cm Private Sammlung, Süddeutschland
Fluids © Philipp Fürhofer
Foto: Henning Moser

Das Städel Museum präsentiert vom 12. Mai bis zum 05. September 2023 die lichten Werke des Gegenwartskünstlers Philipp Fürhofer in einer Einzelausstellung. Natur und ihre Zerstörung sind das Thema seiner Werke.

Der 1982 in Augsburg geborene Künstler Philipp Fürhofer arbeitet nicht nur mit Acryl- und Ölfarben in seiner Malerei, sondern verwendet auch transparentes Trägermedium wie Acrylglas, um mit Licht seine Gemälde in ihrem Ausdruck zu verändern. Hierbei entsteht eine Fusion von Installation und Malerei, welche eine zyklische Erzählstruktur ermöglicht. Wie er in einem Interview mit dem Städelblog erzählte, wurde er hierzu durch einen längeren Krankenhausaufenthalt inspiriert, bei dem er seine Thoraxaufnahmen in einem Leuchtkasten sah. Dieser Kontrast zwischen Schönheit und Bedrohung, dem durchleuchtendem, analytischem Licht und den Kabeln und Schläuchen im Krankenzimmer hinterließen einen bleibenden Eindruck bei dem jungen Künstler.

Ausstellungsansicht „Philipp Fürhofer. Phantominseln“ 
Frau im schmallem Gang hinter dem Vorhang mit Palmensilhouetten
Gang hinter dem Vorhang der Phantominsel
Foto: Städel Museum, Norbert Miguletz

„Durch das Addieren und Subtrahieren von Farbschichten sowie den Einsatz von Spiegel und Licht erzeugt Philipp Fürhofer ein schier endloses Wechselspiel zwischen Mensch und Natur, Utopie und Dystopie. Das rhythmisch auf- und abklingende Licht seiner Leuchtkästen offenbart dabei die Fragilität des Menschen als Teil des natürlichen Kreislaufes“

Svenja Grosser, Kuratorin der Ausstellung

Die Ausstellung

Für die Ausstellung im Städel Museum malte er das namensgebende Werk „Phantominsel“ – ein Symbol für die heutige Zeit, in denen mit Fake News und generativer künstlicher Intelligenz Realitäten vorgespiegelt werden, die so nicht existier(t)en. Bei allen zersetzt sich die falsche Realität erst durch ein genaues Hinsehen, gleich einer Phantominsel, welche in historischen Seekarten auftauchte, aber tatsächlich nie existierte. Diese Dualität findet sich auch in dem Werk „Phantominsel“ (2023), im Dialog mit den vorhandenen Elemente des Ausstellungsraumes.

Ausstellungsansicht „Philipp Fürhofer. Phantominseln“ 
Zwei Menschen vor dem Vorhang der "Phantominseln": weiße bis Schwarze Palmsilhouetten die durch die Spiegelreflektion wie ein aschebdeckter Wald wirken.
Phantominsel (2023) Foto: Städel Museum – Norbert Miguletz

„Phantominsel“ ist ein knapp sechs Meter hoher Vorhang aus PVC-Bahnen vor einer beleuchteten Spiegelwand (John Armleder, Mosaic Mirror Wall Piece, 1991– 2012), in der die am Vorhang vorhandene düstere Landschaft reflektiert wird. Im Kontrast hierzu stehen Worte wie „Sexy“ und „Forever Young“, die in der Spiegelreflektion erscheinen und auf die von falschen Bildern geprägte moderne Welt verweisen.

Die Werke

Ausstellungsansicht „Philipp Fürhofer. Phantominseln“
2 Frauen vor dem beleuchteten Werk "Wiederkehr"
Wiederkehr, Foto: Städel Museum, Norbert Miguletz

Seine sich wandelnden Lichtbilder wie „Fluid“ und „Bybass“ zeigen in Phasen ohne Licht radiologische Aufnahmen wie Schattenrisse von Rippen und Nervenbahnen. Und auch das Abbild der betrachtenden Person findet sich, reflektiert im Spiegel, wieder. Dies alles verschwindet, wenn das Licht wiederkehrt und alles mit Landschaften überlagert. Aber auch hier weicht der Mensch nicht vollständig der Natur – Graffitispuren mit ihren Aussagen bleiben, gleich wie die Menschheit überall ihre Spuren hinterlässt.

Im Bild „Wiederkehr“ wechselt beispielsweise die Darstellung zwischen einem lichtdurchfluteten Wald und Flammen, neben denen nichts anderes existieren kann – ein Zyklus von Zerstörung und Wiederkehr.

Ersatzwelt, © Philipp Fürhofer Foto: Henning Moser

Auch in den Gemälden ohne Technik setzt sich die Dualität der Bilder fort. In „Ersatzwelt“ ist auf den ersten Blick eine idyllische tropische Landschaft im Sonnenuntergang sichtbar, die bei einer genaueren Betrachtung einen Waldbrand enthüllt. Dieser droht diese Lebensader (in den Pflanzen lassen sich Blutgefäße entdecken) zu zerstören. Ähnlich wie heute vermeintlich schönes Wetter, geschnittene Grünflächen bei näherer Betrachtung eine sterbende Natur enthüllen.

(PAW/2023)

Wann:
12.05 – 05.09.2023

Wo:
Städel Museum
Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main

Kosten:
16€ (ermäßigt: 14€, Frankfurt-Pass: 1€, Kinder unter 12 Jahren: frei)

Barrierefreiheit:
ja

Kontakt:
Kontaktformular
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