Nichts für die Tonne!

Too-Good-To-Go App-Benutzung

Mit Hilfe der App „Too Good To Go“ können Nutzer*innen Lebensmittel kaufen, die sonst weggeworfen werden müssten. So können Verbraucher*innen mit der Anwendung überschüssige Lebensmittel sowie übrig gebliebene Speisen von Restaurants, Bäckereien, Hotels und Supermärkten zu reduzierten Preisen kaufen.

Während in den Frankfurter Supermärkten, Bäckereien und Restaurants oftmals Essen übrigbleibt, ächzen die Frankfurter Verbraucher*innen derzeit unter den steigenden Lebensmittelpreisen. Denn die sind laut den Daten des Statistischen Bundesamtes deutlich teurer geworden. So lag die Inflationsrate in Deutschland − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – im März 2022 bei plus 7,3 Prozent. Im Februar 2022 hatte sie bei plus 5,1 Prozent gelegen. Damit erreichte die Inflation im März 2022 einen neuen Höchststand seit der Deutschen Vereinigung. Treiber waren demnach auch die Energiepreise – sie kletterten binnen eines Jahres um 39,5 Prozent. Diesem Trend will die Mobile App Too Good To Go dagegenhalten, Lebensmittel vor dem Müllcontainer bewahren und gleichzeitig damit Bares sparen: Von dieser Idee profitieren die Umwelt und die Frankfurter Konsument*innen – so die Idee. So sind alle Produkte, die die Verbraucher*innen einkaufen können, zu gut zum wegwerfen. Produkte also, die nicht den Schönheitsidealen der Supermärkte und Discounter entsprechen, oder deren Haltbarkeitsdatum zwar überschritten ist, aber die noch länger gut und genießbar sind.

Bezahlt wird mit PayPal, Kreditkarte oder Klarna

Und so funktioniert es: Restaurants und Geschäfte bieten ihre Waren in der App als bestimmtes Gericht oder einer Kategorie von Produkten an. Die bestellte Ware liegt anschließend in sogenannten Magic Bags, also in einer Überraschungstüte vor. Das heißt, man weiß zwar nicht genau, was man abends vor dem Ladenschluss kauft, allerdings ist immer etwas dabei was den Preis mehr als aufwiegt. Denn die Menge ist meist üppig genug. So ist der Inhalt der Tüte immer unterschiedlich und wird überwiegend von den Betrieben gepackt. Außerdem finden sich in der App einige Einstellungen und Filter, um angepasst nach Produkten zu suchen, wie zum Beispiel mit dem Veggiefilter. Anschließend muss man die Lebensmittel selbst abholen. Bezahlt wird problemlos über das online Bezahlsystem PayPal/Klarna oder über angegebene Kreditkarten. Gerade diese moderne Einfachheit macht dieses Geschäft so attraktiv für junge Menschen. So kann man bei den Lebensmitteln gut Geld einsparen, bei denen man im Supermarkt meist das Doppelte ausgegeben hätte. Wer also spontan unterwegs ist, Geld sparen will und gewillt ist, den täglichen Speiseplan über den Haufen zu werfen und auch mal etwas Anderes entdecken möchte, der sollte die App unbedingt einmal ausprobieren. Lediglich ein kompatibles Endgerät für die kostenlose App und einer der Zahlungswege sind nötig und schon können die Nutzer auf Entdeckungstour der Frankfurter Kooperationsfirmen gehen.

Von Alnatura bis Nordsee

Gemeinsames Kochen mithilfe der „Too Good To Go“-App

Unter den Frankfurter Kooperationspartnern der App finden sich Unternehmen wie Alnatura, Denns Bio Markt, Lebe Gesund (ein Geschäft mit rein pflanzlichen Backwaren, Pestos, Nudeln usw.), etliche Frankfurter Restaurants (zum Beispiel die Frischemanufaktur Dean & David), Bäckereien (beispielsweise Backwerk und Kamps), Nahkauf, Rewe, Nordsee, Pommesbuden, Tankstellen (zum Beispiel Esso), Cafés (beispielsweise die Coffeeshop-Kette Coffee Fellows) und viele kleine Läden und Restaurants. Vielleicht ist auch der neue Lieblingsladen von nebenan mit dabei.

75 Kilogramm pro Kopf im Müll

Gute Laune nach dem Einkauf mit der „Too Good To Go“-App

Mit der Anwendung „Too Good To Go“ darf der*die Nutzer*in auch das Gefühl mitnehmen, etwas Gutes für die Umwelt und das Klima getan zu haben, denn Food Waste, oder anders gesagt: Lebensmittelverschwendung, ist ein großes Problem. „Alleine in Deutschland werden Laut der Welthungerhilfe im Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel insgesamt verschwendet. In Privathaushalten landen rund 75 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Müll“, heißt es auf der Homepage der Deutschen Welthungerhilfe aus Bonn. Backwaren, Obst und Gemüse stehen ganz oben auf der Liste dessen, was regelmäßig im Müll landet. 235 Euro pro Kopf und Jahr sollen laut der Forscher*innen somit in der Tonne verschwinden, berichtet das enorm Magazin. Heißt im Klartext: Während andere hungern müssen, nämlich bis zu 811 Millionen Menschen weltweit, werfen wir gute Lebensmittel weg, weil die Richtlinien für den Verkauf und unsere eigenen zu hoch gesteckt sind.

Mülltauchen bleibt verboten

Wohlgemerkt, nicht nur wir als Verbraucher*innen schmeißen massenhaft Lebensmittel weg, sondern auch die Industrie, der Handel und viele Großverbraucher*innen. So gab es auch bereits in der Vergangenheit hitzige Diskussionen über das so genannte Containern (engl. dumpster diving), bei dem bis heute illegal Müllcontainer nach Lebensmitteln durchsucht werden und diese dann als gestohlen gesehen werden. Absurd wenn man bedenkt, dass sie schon im Müll gelandet sind. Dennoch: Das so genannte Mülltauchen bleibt verboten. Der Gesetzgeber darf grundsätzlich auch das Eigentum an wirtschaftlich wertlosen Sachen strafrechtlich schützen, teilte das Bundesverfassungsgericht mit (Az. 2 BvR 1985/19).

Mehr als 9,5 Millionen Mal heruntergeladen


Zum Hintergrund: Die Anwendung „Too Good To Go“ deckt laut Wiki bereits große europäische Städte ab. So ist sie mit Stand März 2019 bereits in neun Ländern (Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Norwegen, Niederlande, Belgien, Schweiz, Spanien) verfügbar. Mittlerweile sind sogar fünf weitere Länder dazugekommen. Anfang 2020 wurde demnach mehr als eine Mahlzeit pro Sekunde vor dem Abfall gerettet. Mit Stand 2020 verbuchte die App mehr als 980.000 Nutzer. Vor sieben Jahren wurde das Unternehmen in Dänemark gegründet und zählt 350 Mitarbeiter in Europa (Stand 2019). Bereits nach drei Jahren wurde die App den Angaben zufolge von mehr als 9,5 Millionen Nutzern im Google Playstore runtergeladen, welche von über 17.000 Geschäften Lebensmittel erhalten können. Zu guter Letzt gewann „Too Good To Go“ mit Sitz in Berlin im April 2021 den FOCUS-Innovationspreis 2020. Nicht zu vergessen: Das Unternehmen hilft auch in einem Blog mit Tipps und Tricks zum Sparen mit Lebensmitteln und bietet dort Rezepte zum Ausprobieren und möchte somit zu einer gesunden Ernährung inspirieren. Mittlerweile ist auch das erste Kochbuch gegen Lebensmittelverschwendung von „Too Good To Go“ erschienen. Die Rezepte darin sind saisonal geordnet. Hier kann das E-Book kostenlos heruntergeladen werden. (MH)

Foto von Meruyert Gonullu von Pexels