Liesel Christ und ihr Frankfurter Volkstheater

Vielen älteren Mitbürgern der Stadt Frankfurt ist Liesel Christ noch in guter Erinnerung als “Mama Hesselbach” aus der Fernsehserie “Die Firma Hesselbach” und ab Folge 25 als “Die Familie Hesselbach”, die seinerzeit vom Hessischen Rundfunk produziert wurde.

 

Von 1960 bis 1967 lief die Fernsehserie als Erstausstrahlung (mit insgesamt 51 Folgen) über die heimischen analogen Bildschirme. Heute reduziert sich das Empfangsgebiet aus der analogen Zeit nicht mehr nur auf das Bundesland Hessen, sondern die Serie kann auch bundesweit empfangen werden.

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Ihre ersten Bühnenerfahrungen sammelte Liesel Christ (geb. am 16.04.1919 in Frankfurt am Main) bereits mit vier Jahren. Im Frankfurter Opernhaus (heute Alte Oper) wirkte sie in einem Kinderballett mit und einige Zeit später auch in Puccinis “Madame Butterfly”. Sie absolvierte ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Frankfurt und war anschließend an verschiedenen Theaterhäusern und Bühnen engagiert.

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Nach Kriegsende begegnete sie ihrem späteren Kollegen Wolf Schmidt. Er sollte nicht nur ihr Wegbegleiter und Förderer werden, sondern auch ihr Fernseh- und Kabarettpartner. Liesel Christ war Gründungsmitglied der “Landesbühne Rhein-Main”, mit der sie sechs Jahre lang auf Theater-Tournee unterwegs war. Während dieser Zeit (ab 1953) feierte sie zunehmende Erfolge, unter anderem auf der Bühne des Frankfurter “Volksbildungsheims am Eschenheimer Tor.

Inschrift am ehem. “Volksbildungsheim”

Im Jahr 1971 gründete sie ihre eigene “Mundart-Bühne” mit dem Frankfurter Volkstheater. Ein Wunsch und Gedanke, den sie schon lange in ihrem Herzen trug. Dafür gab sie ihr festes Engagement in Bielefeld auf. Bevor das “Frankfurter Volkstheater” endgültig im Cantate-Saal neben dem Goethehaus seine Stücke zeigen konnte, gab es verschiedene Veranstaltungsorte.

Vom alten “Volksbildungheim” ist nur noch die Außenfassade übrig geblieben. Das Gebäude wurde entkernt und von hinten neu angebaut.

So gastierte das Ensemble nicht nur im Volksbildungsheim, sondern auch im Frankfurter Dominikaner-Kloster oder dem “Haus der Jugend“. Auswärtige Gastspiele ergänzten die Vorstellungen. Der Hessische Rundfunk zeichnete viele Komödien, Lustspiele und Mundart-Darbietungen für sein Programm auf. 2011 feierte das “Frankfurter Volkstheater” sein 40jähriges Bestehen. 2013 musste das Volkstheater aus finanziellen Gründen für immer schließen und wurde abgerissen.

Ihre Tochter Gisela Dahlem-Christ nahm sich kurz darauf das Leben. Im Gegensatz zu dem früheren Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann (SPD), der das “Frankfurter Volkstheater” am Großen Hirschgraben nach Kräften unterstützte, sah sich sein Nachfolger Felix Semmelroth (CDU) nicht in der Pflicht weitere finanzielle Zuschüsse zu bewilligen. Es ging damals um rund 600.000 Euro. Dieses verhängnisvolle Ereignis erlebte ihre Mutter Liesel Christ nicht mehr. Sie starb 1996 nach einem unglücklichen Sturz und ist auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main (Gewann J 296) beerdigt. Ihre Tochter wurde am Dienstag, 28.12.2015 auf dem gleichen Friedhof beigesetzt.

Die neue “Volksbühne” am Großen Hirschgraben 15

Liesel Christs Engagement für ihre Heimat- und Geburtsstadt war groß. So unterstützte sie den Wiederaufbau der Alten Oper ebenso, wie den Ausbau des Waldstadions, die “Freunde Frankfurts” als Vorstandsmitglied und gestaltete den Weihnachtsgottesdienst in der Liebfrauenkirche mit. Zudem war sie für die jüdische Gemeinde, für die Theaterprojekte von Gehörlosen und Hörenden des Vereins Lukas 14, die Seniorenzeitung und für Aufführungen im Senorenheim tätig und unterstützte krebskranke Kinder.

Die Stadt Frankfurt am Main hat mit der gebürtigen Frankfurterin und Volksschauspielerin eine ihrer bedeutendsten und prominentesten Persönlichkeiten verloren. Ihr zu Ehren wurde 1997 ein Teil der Bockenheimer Anlage in Liesel-Christ-Anlage umbenannt. Ein Ort, den Sie öfters auf ihrem Heimweg durchquerte.

Text: rsi
Fotos: rsi/extern
August 2021

 

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